Archive for the Category Freiheit

 
 

Frühlings-Sehnen

Würd’ sich doch das Wetter wenden!
Blauer Himmel, linde Luft,
und Vorfrühlings Boten senden
lieblich ersten Blütenduft!
Zöge Winter, kalt und bleich
sich zurück ins Nordpol-Reich!

Wichen bald die grauen Tage,
Nässe, Nebel dann passé,
auch des Frostes kalte Plage
endlich schnell von hinnen geh’!
Muntrer Vögel helle Lieder
klängen in der Frühe wieder!

Käme mit dem Frühling Friede,
dass vergingen Leid und Krieg!
Leben, Freiheit, Liebe, Güte
brächten einen wahren Sieg.
Menschlichkeit, die uns gefällt
schenke Glück der ganzen Welt!

© Text: Ingrid Herta Drewing

Foto : Ingmar Drewing

Der leere Stuhl

Und IHR Verstummen
wollen die Kerkermeister,
fesseln und foltern.

Doch IHRE WORTE
haben Flügel und finden
die Weite der Welt.

© Ingrid Herta Drewing

Weiße Rose

In Erinnerung an die Geschwister Scholl


Nachtgedanken

Die Menschheit mehrt die eig’ne Not.
Als sei das Leben nicht bedroht
von Unwägbarem und Naturgewalten,
übt sie noch immer sich in falschem Schalten,
missachtet Einsicht und Gebot,
lässt sich durch Terror, Macht, Despoten spalten.

Milliarden Menschen nur ein Pfand,
als seien Sachen sie und Tand,
auf diese Welt gebracht, sich zu verdingen,
obwohl sie schaffend alles doch durchdringen,
mit Wirken, Wissen wohl im Land
die Grundlagen des Lebens hier erbringen?

Da wäre es doch endlich Zeit,
zu wehren Mensch gemachtem Leid,
dem Elend und den Kriegen zu entrinnen,
vernünftig hier auf Erden zu beginnen,
friedfertig leben weit und breit,
mit Seele, Herz, Verstand und allen Sinnen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Vereint

( im Gedenken an Friedrich Schiller)

Zauber der Freude
hält uns umschlungen,
bindet wieder,
was Schwerter geteilt.
Himmlische Glocke,
die heute erklungen,
Segen des Vaters,
der unter uns weilt.

Frisch beflügelt,
Form – nun werde
Friedenskuss der ganzen Welt,
Brüdern, Schwestern eine Erde,
Elysium unterm Sternenzelt.

© Foto u. Text:  Ingrid Herta Drewing, 2005

Wunschtraum

Ach, könnte ich Flügel ausbreiten
und schweben in goldenem Licht,
bevor sich die Schatten hier weiten,
den Tag tief ins Dunkel geleiten,
den Abschied verkünden,Verzicht.

In himmlischem Blau dort verweilen,
versäumen Furcht, Sorge und Leid
mit Träumen in Höhen enteilen,
wo Phantasie schreibt die Zeilen,
in Freude zeigt Leben und Zeit.

Ein Wunschtraum ist ’s wohl, es bestehen
mir Grenzen auf Erden zuhauf.
Den Himmel vermag ich zu sehen,
doch fern aller kühnen Ideen
bleibt irdisch mein Leben im Lauf.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing

Wunschtraum

Ach könnte ich auf Kranichs sanften Schwingen
dort in den hohen Lüften fliegen, gleiten,
und unberührt von Sorgen, Alltagsdingen
die Blicke offen in die Weite leiten!

Nicht Zäune, Mauern, noch ein Hag von Dornen
mich könnten hindern frei im Licht zu sein.
Ich zöge freudig fort, das Garn der Nornen,
es würde mich nicht weben irdisch ein.

Jedoch mein Wünschen bleibt nur bloßes Sehnen.
Der Boden hält mich, hier verwurzelt, fest;
ich gleiche wohl dem Baum, an dem ich lehne,
wenn Winde streifen Wipfel und Geäst.

Doch in Gedanken reis‘ ich in die Ferne,
und meine Phantasie erreicht die Sterne.

© Foto u. Ingrid Herta Drewing,

Bargeld

Jetzt denkt man dran, das Bargeld abzuschaffen,
es reiche das Giralgeld, sei bequem,
auch nichtig sei dann kriminelles Raffen,
nicht Schwarzgeld könnten horten jene Laffen,
auch geb’s kein Falschgeld, das sei angenehm.

Dies mache möglich, Zeit und Kraft zu sparen,
das Leben werde leicht mit Plastikkart‘;
die digitale Welt, sie zeig‘ die wahren
so vorteilhaften Wirtschaftswege, klaren
Mitmenschen das erschein‘ als rechte Art.

Doch falsch gedacht und auch zu kurz gesprungen,
Bequemlichkeit nimmt Unfreiheit in Kauf:
Totalkontrolle, heimlich aufgezwungen,
die keiner mehr verhindert, Gängelungen
durch die, die dann bestimmen unsren Lauf.

In China kann man es doch schon ersehen,
was digitale Überwachung hält:
Kein Schrittchen kann man unbehelligt gehen,
mit Punktwertung ist schnell der Mensch versehen,
vom Staat sortiert, er funktioniert im Feld.

Wenn Bargeld gänzlich sollte hier verschwinden,
wär‘ im System auch letztes Freisein hin;
denn wie willst du die Schranken überwinden,
wenn falsche Mächte schalten, unterbinden,
dass du noch existierst nach deinem Sinn?

© Ingrid Herta Drewing,2019

Frau und Lyrik

„Von Walther von der Vogelweide
bis Benn“, Gedichtanthologie.
Die Lyrik, eine Seelenweide
der Dichter, deren Wortgeschmeide
vielfältig singt die Melodie.

Nur frag‘ ich mich, warum die Scharen,
die hier im Buch der Poesie
versammelt sind, nur Männer waren?
Acht Frauen in achthundert Jahren,
als meide gar die Dichtung sie!

Erst seit den letzten hundert Jahren
der Frauen Lyrik hier auflebt,
zuvor sie eingebunden waren
in Haushaltspflichten; Bildungssparen
hat sie in Alltag eingewebt.

Befreit darf Frau jetzt wählen, dichten,
hell singen auch ihr eigen Lied,
muss sich nach Fremd-Diktat nicht richten,
darf ihre eignen Ziele sichten,
und ihre Lyrik nun erblüht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Klage einer Mutter

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer

Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,
in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern
angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den
Augen vieler Menschen.

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing