Archive for the Category Nachdenkliches

 
 

Erdenleben

Das Wissen wächst und damit auch das Staunen,
wie dieses Leben hier darf wirken, werden,
wie aus dem Schwingen und dem leisen Raunen
ein Klingen im Crescendo wird auf Erden.

Die Fülle jener vielen Formen, Farben,
daran kein Auge sich kann sehen satt;
der Schönheit Schein beschenkt uns, lässt nicht darben,
obwohl Natur doch auch Gefahren hat.

Als Tanz auf dem Vulkan erscheint dies‘ Leben,
das auf den Platten einer dünnen Kruste weilt,
wenn dessen Grenzen zeigt der Erde Beben,
dem Hochmut trotzt, der uns so oft ereilt.

Wir Menschen, die noch kaum das Sein ermessen,
erliegen allzu leicht der Allmacht Wahn,
die uns lässt unsre Sterblichkeit vergessen,
weil wir uns schon als eigne Schöpfer sah’n.

Und oft zerstören wir das, was wir lieben,
der Arten Vielfalt wurde dezimiert,
weil wir verblendet uns im Großtun üben,
das Unrecht und Zerstörung stets gebiert.

Gemeinsam sollten wir hier Leben hegen,
anstatt in Krieg und Not uns zu verlieren!
Somit auch Fauna, Flora sorgsam pflegen,
nachhaltig unser Wirken, Walten führen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Park „Am Warmen Damm“

Kunst posthum

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben,
denn es kann doch noch Etliches geschehen.
Der Künstler sei nicht auf den Schild gehoben,
solang er lebt, mag man sein Werk kaum sehen.

Jedoch, wenn er gegangen, still verblichen,
nimmt man ’s geschäftig wahr, weil es nun rar,
Millionen auf Auktionen eingestrichen,
rühmt man den Maler, der nur Armut sah.

Das Werk von Dichtern sowie Komponisten,
von denen man zur Lebzeit nichts gehört,
preist man dereinst als goldnen Fund aus Kisten,
und ein Genie entdeckt man, heiß begehrt.

Vergänglich Farben, Worte, schöne Klänge
wie alles, was sich hier ins Leben schwingt,
und dennoch führen sie aus grauer Enge,
weil so der Seele Licht ins Dunkel dringt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Nichts

Nichts setzt voraus, dass etwas ist,
sonst wär‘ der Mangel nicht zu spüren;
auch könnte sich das Ich nicht küren,
das sich bewusst am Nicht-Ich misst.

Da würde wohl nichts was vernichten,
was einerseits willkommen wär‘
bei etwas, das wir lieben sehr,
auf Böses möcht‘ man gern verzichten.

So prägt das Nichts den Gegensatz,
stellt Sein und Nicht-Sein in die Frage,
wie Dunkelheit und Licht der Tage
in unsrem Leben finden Platz.

Anmerkung:

Im Althochdeutschen ist zu lesen,

dass „niowiht“ nennt „ohne Wesen“.

Es gibt nicht mal den kleinsten Wicht,

als sei, was nicht lebendig, nichts.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Nachtgedanken

Die Menschheit mehrt die eig’ne Not.
Als sei das Leben nicht bedroht
von Unwägbarem und Naturgewalten,
übt sie noch immer sich in falschem Schalten,
missachtet Einsicht und Gebot,
lässt sich durch Terror, Macht, Despoten spalten.

Milliarden Menschen nur ein Pfand,
als seien Sachen sie und Tand,
auf diese Welt gebracht, sich zu verdingen,
obwohl sie schaffend alles doch durchdringen,
mit Wirken, Wissen wohl im Land
die Grundlagen des Lebens hier erbringen?

Da wäre es doch endlich Zeit,
zu wehren Mensch gemachtem Leid,
dem Elend und den Kriegen zu entrinnen,
vernünftig hier auf Erden zu beginnen,
friedfertig leben weit und breit,
mit Seele, Herz, Verstand und allen Sinnen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Europa, quo vadis?

Gemeinsam wollten wir dem Frieden dienen
und wähnten Wahn und Wüten seien weit,
zum Aufbruch rief uns eine neue Zeit.
Nationalismus, nicht mehr seine Schienen,
wir glaubten uns belehrt, vom Joch befreit.

Doch überall nun in Europas Landen
verspricht dem Volk, das sehr vergesslich ist,
das Heil erfolgreich der Nationalist,
obwohl wir es schon damals so nicht fanden,
weil es sich nur in Elend, Leid bemisst.

Was uns unmöglich schien, dem Krieg entronnen,
dass hier in die EU auch Einzug hält
und als Protest manch Wählern noch gefällt,
die Stimme, deren Hass damals begonnen
in Not und Tod zu führen unsre Welt.

Wir müssen jene Sümpfe trocken legen,
den Menschen helfen, denen wenig bleibt,
damit nicht Furcht sie in die Arme treibt
den Rattenfängern, die die Lunten legen,
dieweil Herr Biedermann im Stübchen schreibt.

So lasst uns dennoch Apfelbäumchen pflanzen,
auch wenn der Sturm durch unsern Garten fegt!
Es wird jetzt wichtig, dass man auch hier hegt
das Hoffnungsgrün, wenn Schreckgestalten stanzen
ihr Schneidewerkzeug, das Zerstörung pflegt!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Gegen den Rüstungswahn

Ach, wenn sie doch was Bessres wüssten,
fern jenes Wahnes in Allianz,
statt nur so kriegstoll aufzurüsten,
sich waffenklirrend stolz zu brüsten,
und suchten Friedens milden Glanz!

Dass Kampfbereitschaft unser Leben
hier generell durch Waffen schützt,
das ist nicht notwendig gegeben,
zu oft zog’s in den Krieg; dies’ Streben
hat Kriegsgewinnlern nur genützt.

Da schaukelt sich auf beiden Seiten
der Argwohn mit dem Feindbild auf,
und bald schon nimmt ein Waffenstreiten,
das Tod und Elend wird bereiten,
dann seinen unheilvollen Lauf.

Lasst uns aus der Geschichte lernen!
Wir sehen, wohin Starrsinn führt’.
Baut Brücken, statt euch zu entfernen,
beginnt das Misstrau’n zu entkernen,
zeigt, dass die Menschlichkeit euch rührt!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing, 2015

Beim Anblick der Rosen

Es glühen hier im Abendrot die Rosen,
als sähen sie schon ihren Abschied nah’n.
Im letzten Licht dies zärtliche Liebkosen
und Duften wie im Goldsamt die Mimosen,
die wir im Lenz in neuem Leben sah’n.

Doch webt sich Wehmut mir ins traute Bild,
dies Wissen, dass nichts stetig darf bestehen.
Nicht nur das Hässliche, das grausam wild,
nein auch das Liebe, das in Wärme mild,
es muss trotz seiner Schönheit still vergehen.

„Memento mori!“ sagten einst die alten,
bekannten Dichter des Barock, die Weisen.
Auch ich, die doch verschont von schlimmem Walten,
weiß, dass uns nichts bleibt dauerhaft erhalten.
Drum will ich dennoch Schönes, Liebes preisen,
erleben, was beglückt auf dieser Erde,
bevor auch ich dann abberufen werde.

© Bild u. Text: Ingrid Herta Drewing

Lebensfluss

Es springt die Zeit aus jener fernen Quelle
und fließt im muntren Lebensfluss dahin,
umspült auch deines kleinen Glückes Schwelle,
verändert dir im Strömen Sicht und Sinn.

Gleich Inseln, diese schönen Augenblicke,
die du erleben darfst, doch halten nicht!
Doch nimmt die Zeit auch Leid und Schmerzgeschicke,
schenkt Freude, Liebe, nicht nur den Verzicht.

Mit ihr wirst du dereinst zum Meer gelangen,
in welches letztlich alle Wasser münden,
in seinen Tiefen ruhen; kein Verlangen
wird drängen dich, dein Sein dort zu ergründen.

Du fühlst von sanfter Welle dich gehoben,
dein Leben mit dem Ewigen verwoben.

© Fotos u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wunsch

Den Morgengruß der Sonne
froh erwidern,
im Einklang mit den Liedern,
die die Vögel singen,
bevor sie
sanft entfalten ihr Gefieder,
auf leichten Schwingen
in die Lüfte dringen.

So wie die Möwe
auf der Welle schwebt,
um gleich darauf
in Höhen aufzusteigen,
so möchte ich,
wenn sich die Tage neigen,
dem Licht entgegensehen,
das im Geiste lebt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Positionsvorteil

Gewichtig, auf dem Zweig von Nutz
mag sich der Starke hilfreich zeigen,
gewährt dem Kleinen, Schwachen Schutz
mit allem, was ihm so zu eigen;
nimmt hin die Nässe unbesehen
und lässt ihn nicht im Regen stehen.

Doch war ’s vielleicht des Kleinen List,
sich untertänig zu bescheiden?
Sein Zweiglein dort noch trocken ist;
er hat’s gemütlich, muss nicht leiden.
Nicht immer hat ’s gut, wer hoch oben,
besonders wenn die Wetter toben.

© Text :Ingrid Herta Drewing

©  Zeichnung: Ingmar Drewing