Archive for the Category Unheimliches

 
 

Werwolf- Begegnung

Der Vollmond scheint, ’s ist Mitternacht,
die Turmuhr zwölfmal schlägt.
Ein Werwolf heult, liegt auf der Wacht,
und gruselig ein Irrer lacht,
die Kettensäge sägt.

Das Kind, es eilt, doch starr vor Schreck
kommt es nicht aus dem Wald,
sucht hinterm Baume ein Versteck,
steht steif und rührt sich nicht vom Fleck.
Der Stamm verschwindet bald.

Schon fürchtet es des Wolfes Biss,
der grässlich fletscht die Zähne.
Es möchte laufen, denkt gewiss
an die, die er, wild mordend, riss,
da streift es seine Mähne.

Ein Schrei! Da ist das Kind erwacht,
noch kann es atmen kaum.
Doch Mutter kommt und streichelt sacht
ihr Kind, beruhigt es mit Bedacht.
Vorbei der böse Traum!

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto : Pixabay

Spuk im Burghotel

11703299_929888743722428_5064393675218494268_nSchnurbelschnauz und Schnulligunde,
die man selten nur geseh’n,
trafen nächtlich sich zur Stunde,
um in muntrer Geisterrunde
schaurig spukend umzugeh’n.

Nicht mit lautem Kettenrasseln,
wie’s gefiel dem Henkersknecht,
der, gefolgt von Kellerasseln,
lärmte, konnte Schlaf vermasseln
dem, der friedlich träumen möcht‘.

Auch nicht polternd wie der grobe
Ritter Potz,der seine Frau,
die der Minnesänger Loben
schmachtend auf den Schild gehoben,
einst vor Eifersucht schlug blau.

Kaum auch wie die Sabbertruden,
winselnd in des Windes Weh,
die dort in den alten Buden
zischelnd Falschgerüchte luden
und befleckten reinen Schnee.

Nein, sie liebten es, zu scherzen,
raubten Börse, Hose, Hemd
dem, der untreu einem Herzen
hier beim Stelldichein der Kerzen,
dass er fortan geh‘ nicht fremd.

Seiner Dame Kleider schwanden,
sanft zerfielen sie zu Staub,
schnell kam auch ihr Schmuck abhanden,
Nebelgeister sie umwanden
und das Bett wie Efeulaub.

Schnurbelschnauz und Schnulligunde
tanzen froh noch Ringelreih’n,
Mitternacht schlägt ihre Stunde.
Nie erfährt’s der nächste Kunde,
der dort checkt ohn‘ Argwohn ein.

© Foto und Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Über allerlei Graus

Schnell schau ich weg, wenn’s schaurig wird,
Vampir, Werwolfgeschichten,
die gruslig, kühl belichten
ein Leben, das in Blut ertrinkt,
wenn Mord und Tod im Dunkel winkt,
das will mir nicht behagen,
trotz Spannung, ein Verzagen.
Das Bild mir sonst im Kopfe schwirrt.

Bei Sagen sieht es anders aus,
da irren Arme Seelen,
ihr Unheil zu enthehlen
als Geister numinoser Macht,
um ihre ew’ge Ruh gebracht,
die als Gespenst umgehen
und um Erlösung flehen
in Feld und Wald, in Turm und Haus.

Im Märchen geht’s ja meist gut aus.
Da gibt’s noch ein Erlösen
der Guten von dem Bösen.
Als Kind las ich „ Gevatter Tod“,
litt mit dem Helden in der Not,
sein Lebenslicht zu retten.
Den Tod ganz abzuketten
misslang, es losch sein Licht auch aus.

Profan liest Wahres man heraus:
Der Tod wird uns erreichen,
was lebt, muss einmal weichen.
Egal, ob arm wir oder reich,
der Tod macht alles schlicht und gleich.
Die Furcht, sie gilt dem Sterben,
in Schmerzen zu verderben.
Man hofft, man fühl‘ nicht solch‘ Garaus.

Vielleicht ist diese Furcht der Grund,
dass wir dem Grusel frönen,
an Horror uns gewöhnen,
da man beim Lesen ihn bezwingt,
weil er fiktiv nur zu uns dringt.
„Katharsis“, Griechen sagten,
wenn Schicksal sie beklagten,
beim Kultus im Theaterrund.

Vielleicht auch ahnen wir,begrenzt,
dass Mystisches hier wäre,
Geheimnisse erkläre,
die spielen hier in unsre Welt,
wo vieles uns den Blick verstellt.
Im Trüben wir oft fischen
und Tag und Traum vermischen,
erwarten, dass das Leben glänzt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Appell

Sei wachsam,
hüte und berge
der Rosen Blüten,
bevor der Sturm
sie zerzaust!

Jetzt, da die Wolken
wachsen
und den Himmel
verdunkeln,
rette das Blau
und das Gold
der Sonne
in den Schrein
deiner Seele!

Vergiss nicht
das Lächeln
der Morgenröte!
Die schwarzen Schleier,
die das Antlitz
des Tages
verhüllen,
werden einst
fallen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Nachts unterwegs

Das Fernlicht greift tief in die Nacht,

sucht sich der Straße Band.

Die Nebelgeister sind erwacht

und streifen über Land.


Sie springen rasend wild und kommen

in grauem Rauch schnell auf mich zu,

im Lichte schemenhaft verschwommen.

Ich hör sie leise flüstern :“Du


Menschlein klein, meide die Heide,

halte dich fern vom dunklen Moor.

Wir führen Lämmer auf die Weide,

gar viele sind’s, die man verlor!“


Mein Schaudern kommt mir seltsam vor,

muss an von Droste denken.

Ihr Knabe geistert hier im Moor

und stört mich schier beim Lenken.


Da endlich! Häuser sind in Sicht

und freundliche Laternen.

Hier stören Nebelgeister nicht;

Am Himmel funkeln Sterne.

Ingrid Drewing