Archive for the Category Frauen

 
 

Superschlank

( zum „Weltfrauentag“)

Warum muss Frau sich überwinden,
sich körperlich so reduzieren?
Mir scheint’s, als wolle ihr Verschwinden
man langsam modisch induzieren.

Zunächst wohl waren’s weiche Männer,
dem Knabenhaften zugetan;
sie prägten Mode, fanden Kenner,
Klein-Mädchen-Flair und Jugendwahn.

Und Frauen internalisieren
nun durch die Werbung dieses Bild,
„schlank zum Vergehen“; sie hofieren
die Schönheitsnorm und sind gewillt,
das, was natürlich vorgegeben,
dass etwas wächst und voll erblüht,
durch ’zig Diäten aufzuheben,
um ’s Standard-Schönheitsbild bemüht.

Als wollten Rosen Knospen bleiben,
Kakteen nur in Dornen stehen,
versucht sich Frau fast zu entleiben
und lässt ihr Leben so vergehen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Alte Frau

Als sei sie irgendwie hier festgetackert,
so sitzt sie auf der Bank in Stille, stumm.
Sie hat jahrzehntelang sehr schwer geackert,
sich, wie es heißt, nur ständig abgerackert
und nahezu vergessen das Warum.

Nun ist sie in ein Sinnen tief versunken,
und stoisch fast erscheint ihr blauer Blick.
Sie wirkt entrückt, als sei sie schlafestrunken,
in Träume der Erinnerung versunken,
erstaunt erschauend eigenes Geschick.

Jedoch aus ihrem Antlitz spricht die Würde,
Erfahrung, Weisheit eines Lebens schlicht,
das sich gefunden trotz der schweren Bürde,
inmitten eines Alltags Sorgen-Hürde;
bereit jetzt auch für letzte, sanfte Sicht.

Und leicht wie eines Frühlingswindes Fächeln
schwebt zart in ihren Zügen nun ein Lächeln.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Hinter der Maske

( zum Weltfrauentag)

Aus einem hässlich Entlein
wird oft ein schöner Schwan,
wie wir es bei Andersen
in seinem Märchen sah’n.

Doch die Verwandlung gibt es
verhüllend umgekehrt,
wie Zeus infam einst liebt‘ es,
als Leda er begehrt.

Es gibt der Masken viele,
sie dienen nur dem Schein,
wenn Mann erreicht die Ziele,
dann lässt er sie schnell sein.

Drum Frau sei auf der Hut,
magst klug dahinter schaun.
Oft spielt ein Tunichtgut
dir vor den lieben Clown.

Das Leben fordert Mut
in seinem „up and down“;
das Glück, der Liebe Glut,
wohl gründet auf Vertrau’n.

© Text: Ingrid Herta Drewing

© Zeichnung: Ingmar Drewing

Superschlank ( zum „Weltfrauentag“)

Warum muss Frau sich überwinden,
sich körperlich so reduzieren?
Mir scheint’s, als wolle ihr Verschwinden
man langsam modisch induzieren.

Zunächst wohl waren’s weiche Männer,
dem Knabenhaften zugetan;
sie prägten Mode, fanden Kenner,
Klein-Mädchen-Flair und Jugendwahn.

Und Frauen internalisieren
nun durch die Werbung dieses Bild,
„schlank zum Vergehen“; sie hofieren
die Schönheitsnorm und sind gewillt,

das, was natürlich vorgegeben,
dass etwas wächst und voll erblüht,
durch ’zig Diäten aufzuheben,
um ’s Standard-Schönheitsbild bemüht.

Als wollten Rosen Knospen bleiben,
Kakteen nur in Dornen stehen,
versucht sich Frau fast zu entleiben
und lässt ihr Leben so vergehen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Frau und Lyrik

„Von Walther von der Vogelweide
bis Benn“, Gedichtanthologie.
Die Lyrik, eine Seelenweide
der Dichter, deren Wortgeschmeide
vielfältig singt die Melodie.

Nur frag‘ ich mich, warum die Scharen,
die hier im Buch der Poesie
versammelt sind, nur Männer waren?
Acht Frauen in achthundert Jahren,
als meide gar die Dichtung sie!

Erst seit den letzten hundert Jahren
der Frauen Lyrik hier auflebt,
zuvor sie eingebunden waren
in Haushaltspflichten; Bildungssparen
hat sie in Alltag eingewebt.

Befreit darf Frau jetzt wählen, dichten,
hell singen auch ihr eigen Lied,
muss sich nach Fremd-Diktat nicht richten,
darf ihre eignen Ziele sichten,
und ihre Lyrik nun erblüht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Semiramis

(Leider noch immer aktuell)

Semiramis,
es liegt dein Traum
in Ninive zerschlagen.
Die Blüten deiner Gärten,
einst Babyloniens Klang verwebend,
sie haben jenen toten Hauch
der Zeit erfahren.

Auf deinem Thron der Pracht
nun wüten Kerkermeister.
Nur euer Volk
– in Glut und Staub –
erträgt das alte Weh.
Ja, weine stolze Königin
um Ninive.

© Ingrid Herta Seibel, Wiesbaden,1961

Gefangen in Bildern

Frauen, seid auf der Hut!
Männer, die euch besingen,
meinen ’s nicht immer gut;
oft ist’s leiseres Zwingen.

Wie gern lullt man euch ein,
streichelt zärtlich die Seelen,
zeigt euer Bild im Schrein,
wahren Platz zu verhehlen.

Ob Kirche, Küche, Kinder,
ob Engel, Mutter, Fee,
zu oft ziert ihr nur minder
als Knopf sein Portepee.

Drum wählt die eignen Wege,
zur Partnerschaft bereit!
Gemeinsam gilt’s zu hegen
dies‘ Leben jederzeit!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Zu Monets Gemälde „Klatschmohn in der Gegend von Argenteuil“

Inmitten einer Sommerwiese,
umwallt von Gräsern, rotem Mohn
spazieren klein Michel, Louise
gemächlich hier auf grünem Fliese.
Madame Monet folgt mit dem Sohn.

Im Hintergrund umrahmen Bäume
ihr helles, rot bedachtes Haus.
Auf sanfter Landschaft Mittags-Räume
und Lichtes Impressionen, Träume
des frühen Sommers schaut’s hinaus.

Hier lässt des Malers Blick dich schweben,
wo Wolkenweiß Blauhimmel kennt
und Wiesenwogen, Mensch und Leben
natürlich, anmutig verweben,
was sonst so oft durch Hast getrennt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Aufbruch

Das Bernsteinhaus
zerbrochen, blind,
doch
auf der Schulterwunde
trug ich Anemonen.
Der Stirne Weiß 
im Goldglanz der Ikonen 
erlag dem Lächeln
wie dem Wind.
Nun 
Rinde deckt die Schulter
und den Mai;
die Anemonenwälder
wehen im Oktober.
Ich trag
ein rotes Mäntelchen
für Zwei,
mit Flügeln,
Herbstzinnober. 

© Ingrid Herta Drewing

Frühlings- Ermunterung

Der Morgenhimmel, noch schüchternes Blau,
jedoch die Vögel beginnen zu singen
als Vorprogramm jener sonnigen Schau,
die zärtlich lässt Blütenlieder erklingen.

Es blühen die Tulpen, Bellis, Narzissen,
weißrosa Magnolien und Mandelbaum.
Der Szillasterne tiefblaue Kissen
bedecken hell leuchtend den Wiesen-Flaum.

Auch dir fließt des Frühlings Licht in die Seele,
ermuntert dich, schenkt dir Hoffnung und Mut.
Du löst und befreist dich von Sorgen-Stelen
und glaubst ganz gewiss, dass alles wird gut.

Da gleichst du der Blume, der wachsendes Licht
nun wieder ein neues Werden verspricht.

© Ingrid Herta Drewing,2015