Archive for the Category Alter

 
 

Nostalgisch

Ein Winterwetter für Legenden,
erzählt zu Hause am Kamin.
Weißt du noch …? Und die Bilder blenden
ein das, was damals wichtig schien.

Ein hartes Leben, dennoch Träume
voll Liebe, Wagnis, Hoffnung, Mut;
so frisch und kraftvoll, junge Bäume,
auch ohne Furcht bei Sturmes Wut.

Die Welt war offen, weit, viel Zeit,
schien nur auf uns zu warten,
so blühend schön, ein Garten
empfing den Gärtner, der bereit.

Wenn man so jung ist, lockt das Leben;
man nimmt ’s als selbstverständlich hin.
Es hat dir ja so viel zu geben,
umtriebig bist du mittendrin.

Im Alter weilst du still am Rande,
schaust sinnend seine Wunder an.
Dir wird bewusst, dass tausend Bande
dich halten hier in seinem Bann.

Die Bande, die dein Leben binden,
sind Fesseln nicht, die engen ein,
du darfst die Glücksmomente finden
in deinem selbst bestimmten Sein.

Und weil dein Herz noch jung geblieben,
weißt du, jetzt weiser, was dir wert,
denn was wir innig wirklich lieben,
im Leid Erfüllung noch gewährt.

© Fotos und Text: Ingrid Herta Drewing

Achtzig Jahre

Ein Wimpernschlag,
ein Augenblick!
Wo blieb die Zeit?

Ich schau zurück
auf ein erfülltes Leben
so viele Jahre Erdenglück!

Auch Leid hat es gegeben.
Jedoch das Gute überwiegt,
bewahrt in meiner Seele.

Mag auch das,
was noch vor mir liegt,
ein Schleier sanft verhehlen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wertschätzung

eine Rose

So nah der Schranke,
hegend Freiheit,
kühne Träume;
Tod, nur Gedanke,
ferne Wahrheit,
Nebelbäume.

Zu gern verweilen
auf Erden wir,
atmend im Licht,
doch blind wir eilen
zu häufig hier,
wertschätzen ’s nicht:

Dies Lied, das Leben
den Augenblick,
der Freude Klang,
ein Lächeln, Schweben
in zartem Glück
und sanftem Sang!

© Ingrid Herta Drewing,2018

Hautnah

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Metamorphosen
Leben vor sich hin wachsend.
Ein prüfender Blick,
die Schlange häutet sich,
aber du alterst in Falten.

© Ingrid Herta Drewing,2017,
Foto: Pixabay

Vorlieben-Änderung

Ich markiere im Kalender,
was mir nun will Freud‘ bereiten:
Lenz und Herbst, die Jahreszeiten.
Wie sich Vorlieben verändern!

Konnt‘ den Sommer kaum erwarten,
früher in der Jugendzeit,
um das Reisen dann zu starten:
Nur hinaus! Die Welt ist weit!

Heute schätze ich die milde
Frische,Frühlings,Herbstes Duft.
Sommers Glut und Winters Kälte,
rauben Schlaf nachts,tags mir Luft.

Ja, ich mag’s wohl temperiert,
gehe gern im Park spazieren,
von Gewittern unberührt,
abends in der Stadt flanieren.

Lieb im Lenz der Pflanzen Sprießen,
nach der fahlen Winterszeit
und im Herbst als Abschiedsgrüße
feurig‘ goldnes Blätterkleid.

Steh‘ jetzt selbst im Herbst des Lebens,
Winter wartet vor der Tür.
Meide drum, was scheint vergebens,
freu‘ mich an der Schönheit Zier.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Abend

Bevor die Nacht kommt,
der Sonne Spuren finden,
hell im Abendrot.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Altersweisheit und Mut

Wer nahe an des Todes Schwelle steht,
der fürchtet Welt nicht, hat nichts zu verlieren,
benennt beherzt das Unrecht, und es geht
um Wahrheit ihm, kein Eigennutz wird führen.

Doch gibt es wohl auch jene Zeitgenossen,
die nichts und niemand mehr auf Erden rührt,
die meinen, wenn die eigne Zeit verflossen,
sei’s ihnen gleich, wohin hier alles führt.

Jedoch die Menschlichkeit und Empathie
gilt doch den meisten Alten hier als wert,
sie kämpfen mutig gegen Idiotie,
wenn sie politisch Achterbahnen fährt.

Sie nutzen Kraft und Wissen, ihr Erfahren,
um hier der Menschheit Leben zu bewahren.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Ataraxia

Gelassenheit magst du es nennen,
dein Blick zurück,
der goldene Stunden sieht
und verklärt hier im Abendschein.

Gezähmt auch jenes Aufbegehren,
hast resigniert,
zu oft die Wunden geleckt,
im Bann der Sisyphus-Bilder.

Das Leid, verblasst,
getrocknete Apfelringe,
von Schokolade umhüllt
im Glas der Erinnerungen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Altersweisheit

Im Alter werden wir doch weise,
vorbei des Hochmuts Eitelkeit.
Nun am Beginn der letzten Reise
erkennen wir andächtig, leise,
was wirklich wichtig im Geleit.

Da lässt du alles Horten, Hasten,
erfährst dein Leben intensiv.
Befreist dich von den alten Lasten,
die deinen Tag so oft erfassten,
obwohl die Muße „ Warte!“ rief.

Nun wehrst du dem Diktat der Uhr,
begehst beschaulich deinen Tag.
Im großen Kreislauf der Natur
erschaust du Lebens lichte Spur,
und siehst erblühen Park und Hag.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Tod

Du liebst dein Dasein, fühlst dich frei, lebendig
und glaubst, dir sei gegeben alle Zeit,
dein Leben zu gestalten, hoffst inständig,
dass vieles hier noch ist für dich bereit.

Doch plötzlich hört dein Herz da auf, zu schlagen,
erloschen ist dein Leben, und du gehst,
obwohl dein irdisch Ich möcht‘ bleiben, sagen
den Deinen, dass du ihre Lieb‘ erflehst.

Du weißt es nicht, wann dir der Tod bestimmt,
jedoch im Alter ahnst du, er ist nah;
und dennoch, wenn er dir dein Leben nimmt,
stirbt auch ein Licht, das einst den Himmel sah.

Da mögen Glaube, Liebe, Hoffnung leiten,
die Seele hin in Gottes Reich begleiten.

© Ingrid Herta Drewing,2014