Archive for Mai 2009

 
 

Ewige Liebe

Inmitten einer saftig grünen Wiese

fließt frisch und klar ein Bach in schnellem Lauf;

man wähnt sich wahrlich fast im Paradiese,

im Sommer duften Blumen hier zuhauf.

Doch dort ganz tief im hellen, kühlen Grunde

geht’s seltsam schaurig zu um Mitternacht;

die Geisterreiter, so erzählt die Kunde,

sie kämpfen hier in atemloser Schlacht.

Auf ihren Rossen, die mit ihnen starben,

sieht man sie glänzend weiß im Mondenschein;

ein junger Ritter trägt noch stolz die Farben,

gewidmet seinem Fräulein, schön und fein.

Auch sie ist schon vor langer Zeit verblichen,

doch manchmal, wenn der Nebel leise fällt,

sieht man sie kauernd ihre Tränen wischen;

sie trauernd ihrem Liebsten Treue hält.

Dann flüstert es am Bach, und Gräser singen

von einer großen Liebe tiefem Leid,

und es verstummt der scharfen Schwerter klingen.

Er eilt zu ihr für eine kurze Zeit.

Am Tag verhallt der Liebe stumme Bitte,

und auch nichts kündet von der Geister Zorn.

Nur eine große, liebliche Marg’rite

wächst strahlend neben einem Rittersporn.

Ingrid Drewing

Traum

Mir träumte schön von einem Garten,
gar reich erfüllt von Blütenduft,
wo singend bunter Vögel Arten
erheben leicht sich in die Luft.

Dort äsen Rehe auf der Wiese,
ganz ohne Scheu ,doch elegant,
und alter Bäume grünes Sprießen
schenkt Schatten dort mit milder Hand.

Und Menschen wandeln zeitlos, heiter,
ihr Lächeln von der Liebe spricht.
Sie sind des Glückes Wegbereiter
und fürchten Tod und Stunde nicht.

Es scheint, sie haben längst vergessen
dies’ irdisch Los, auch Müh und Plag,
so sanft sind sie, von nichts besessen,
was ihren Geist zu lähmen mag.

Sie singen, und sie musizieren
und widmen sich der Poesie.
Die Zeit im Schönen zu verlieren,
ist ihres Liedes Melodie.

Und unter Sternen traulich leben
in Frieden und in Harmonie.
Ich sah den Ort im Traum entschweben.
Doch blieb ein Hauch
von Poesie.

Ingrid Drewing

Geklont

Gestern traf ich meinen Klon ,

wie waren wir erstaunt.

Er lächelte gequält , und schon

hat er mir zugeraunt ,

ich möge mich von dannen schleichen ,

er sei das Original.

Ich dachte nicht daran zu weichen

und blieb bei ihm im Saal.


Ich fragte ihn , was er so mache ,

ob er zufrieden sei.

Zufrieden? Ha , dass er nicht lache ,

es gäb‘ nur Quälerei .

Zumal , wenn er mich so betrachte ,

gealtert ,faltig sei mein Kinn.

Ich meinte , was er so verachte ,

das zeige meinen Lebenssinn .


“ Mag sein“ ,sprach er , doch zieh‘ er’s vor

in Form , ganz glatt zu sein ,

von Fuß bis Bauch ,von Brust bis Ohr ,

gentechnisch ginge das recht fein .

Schier faltenlos sei seine Stirn ,

wieso dann meine nicht ?

„Weil ich zum Denken nutz mein Hirn ,

du ignoranter Wicht!“


Verärgert ging ich nun davon ,

ich wollt‘ ihn nicht mehr sehen,

den aufgemotzten Plastikklon,

in seiner Hülle stehend .

Ich bin doch Ich ,er Nicht-Ich nur ,

was soll das ganze Spiel?

NUR SCHÖN sein will ich nicht die Spur ,

ich hab‘ ein andres Ziel.


Will leben , lieben , lachen , singen ,

grad ,wie es mir gefällt ,

und pfeif auf Konformismus , Dinge ,

wie sie hofiert die Welt.

Will sein ein Individuum,

kein solches Kunstgebilde ,

das zeitlos puppenhaft befällt

in Serie die Gefilde .


Und ist mein Leben einst zu Ende ,

dann möge das so sein.

Ich reiche meinem Gott die Hände

und hoff‘ , er holt mich heim .

.

Ingrid Drewing


Die Rechte und die Verantwortlichkeit für dieses Gedicht liegen beim Autor (Ingrid Drewing).

Barockgarten

Gesäumt vom Dunkelgrün

aufragender Zypressen

führt hin in weißem Kies

der Weg zum Schloss.

Hier wirkt die Ratio, kühl;

wer einstmals dies besessen,

Klarheit genoss.


Doch schuf er sich auch hier

geheimnisvolle Orte:

Ein Buchsbaumlabyrinth

führt in die Irre,

Springbrunnen, ihrer vier,

senden auf laute Worte

Fontänen in den Wind,

dass es verwirre.


Und hinter Mauerhecken

ganz plötzlich Steingestalten,

die Nymphe und der Faun,

dich frech anschauen,

du sollst erschrecken,

erfahren dunkles Walten,

ein leises Grauen.


So wie der Tod das Leben

heraus aus hellem Blühen

mit kalter Hand ergreift,

hinab ins Dunkel schleift,

so sollst du hier erbeben

und wahrhaft dich bemühen,

nach Edlem streben.

Ingrid Drewing

Tageslauf

Der Tag trägt heut ein graues Kleid,

zeigt mürrisch uns sein Angesicht,

selbst in der frohen Frühlingszeit

mag er sich manchmal wirklich nicht.


Die Sonnenbraut hat ihn verlassen,

sie, die ihm kürzlich noch so hold

mit liebem Blick ihr Herz gelassen,

verweigert ihrer Strahlen Gold.


Doch Sturmwind hat sich eingefunden,

will mit ihm um die Häuser ziehen,

und Regen mischt sich in die Runde

zum Trost, ein mannhaftes Bemühen.


Dann ist es klar, der Wolken Wuseln

hatte von Sonne ihn getrennt.

Nun, da sie weg sind, darf er schmusen

mit seinem hellen Element


Ingrid Drewing

Zeiterscheinung

Jetzt kommt die Zeit, da Männer grillen,

und Frauen im Bikini gehn,

mit großen, schwarzen Sonnenbrillen

begeistert in die Gegend sehn.


Verbrannter Fleischgeruch, der über

den hellen, grünen Gärten schwebt.

Gelächter brandet laut herüber,

man trinkt beschwingt sein Bier und lebt.


Am Lagerfeuer wie die Ahnen

versammelt sich die traute Schar,

und digital wähnt der Schamane

den Börsenkurs fürs Beutejahr.

Ingrid Drewing

Morgens

Tau, klare Perle

auf einem Huflattichblatt,

Geschenk des Tages

Ingrid Drewing

Liebesgesang

Jetzt singen alle von der Liebe,

wen wundert’s, Vögel tun es auch.

Die maiengrünen Hoffnungstriebe

bindet nicht nur des Maibaums Brauch.


Ein neues Werden lässt vergangen

die Trauer und den Kummer sein,

und scheues, zärtliches Verlangen

lädt uns in helle Zukunft ein.


So wachsen Liebe und Vertrauen

mit sehnsuchtsvoller frischer Kraft.

Dem Leben in die Augen schauen,

lehrt uns der Frühling, froh er schafft.

Ingrid Drewing

Frühlingsgewitter

Schwül hängt der Tag in seiner Matte,

gar grau zieht er den Vorhang zu.

Gewitterwolken, regensatte,

jetzt türmen sich hoch auf im Nu.


Wild wettert Sturmwind in den Bäumen,

Jungvögel zittern bang im Nest,

wenn er zerstört die Blütenträume,

mutwillig tobend im Geäst.


Und finster wird es, Donnergrollen,

erst fern, dann blitzt es, und es kracht,

Die Regenmassen nun anrollen,

der Tag gleicht einer Höllennacht.


Geschützt die Kinder sind im Hause,

geborgen in der Eltern Arm;

tobt draußen auch des Sturms Gebrause,

hier fühlen sie sich sicher, warm.


Zwei Stunden währt das schlimme Wetter,

dann klart es auf, die Sonne spricht

aufheiternd zu dem Tag, der netter,

nun strahlend schließt im Abendlicht.

Ingrid Drewing

Nachts unterwegs

Das Fernlicht greift tief in die Nacht,

sucht sich der Straße Band.

Die Nebelgeister sind erwacht

und streifen über Land.


Sie springen rasend wild und kommen

in grauem Rauch schnell auf mich zu,

im Lichte schemenhaft verschwommen.

Ich hör sie leise flüstern :“Du


Menschlein klein, meide die Heide,

halte dich fern vom dunklen Moor.

Wir führen Lämmer auf die Weide,

gar viele sind’s, die man verlor!“


Mein Schaudern kommt mir seltsam vor,

muss an von Droste denken.

Ihr Knabe geistert hier im Moor

und stört mich schier beim Lenken.


Da endlich! Häuser sind in Sicht

und freundliche Laternen.

Hier stören Nebelgeister nicht;

Am Himmel funkeln Sterne.

Ingrid Drewing