Archive for September 2012

 
 

Herbstgedanken

Gemeinsam
auf dem See
zwei Schwäne kreisen,
anmutig,
weiß wie Schnee.
Sie schwimmen leise,
wie Wolken schweben,
auf ihre Weise,
ein lichtes Leben.

Und am Gestade
färbt der Herbst
die Bäume
nun zur Parade
farbenfroher Träume,
die sich im Wasser
spiegeln, wieder finden,
Eschen, Kastanien,
Buchen, Birken, Linden.

Ich stehe, schaue,
darf Natur genießen
und seh’, vertraue,
dass in sanftem Fließen
auch dieses Leben,
das vergeht
und doch besteht,
hier weiter webt
und, Phönix gleich,
aus Grauem strebt,
im Frühlingsbeben
zum Licht sich hebt.

© Ingrid Herta Drewing

Abenddämmerung in Wiesbadens Kurviertel

Der Abend dämmert, es erglüht die Straße,
fast rosafarben der Laternen Licht,
aufblinkend eine Zeit, die wir vergaßen,
nostalgisch, Fin de Siècles Angesicht.

Ein zarter Zauber lässt dich sanft hier träumen,
siehst vor dir Impressionen von Renoir:
Da wandelt unter hellen Blütenbäumen
die Frau im Schleifchenkleid, der Schaukel nah.

Zugleich Jawlenskys Kunst wird still dir eigen:
In Blau die Dame mit dem Fächer blickt,
ihr Haupt anmutig, ja fast schüchtern neigend,
vor rotem Hintergrund und doch entrückt.

Und auch des Historismus’ Hausfassaden
zu einer Zeitenreise hier einladen.

© Ingrid Herta Drewing

Nebelgespinst

Tage gibt es, die grau, ohne Blinken,
trostlos und trübe den Morgen beginnen;
um dich herum im Nebel versinken
Töne und Farben, Konturen zerrinnen.

Als sei eine Macht nun ernsthaft bemüht,
zu löschen das hell lebendige Leben,
das noch im Herbstbaum so feurig erglüht,
wenn Sonnenstrahlen sich leuchtend verweben.

Du magst dies’ nicht leiden, entfachst dir dein Licht;
bei Kerzenschein wärmt Musik dir die Seele;
und, mozärtlich schwingend, dir Hoffnung verspricht,
das Grau werde sich aus dem Leben stehlen.

Dräuen auch Nebel und Stürme, die rauen,
nichts raubt dir die Zuversicht, das Vertrauen.

© Ingrid Herta Drewing

September-Bild

Herbsthauch am Morgen,
und Nebellieder singen
die Nixen im See.

Doch der Sonne Gold
verzaubert den jungen Tag,
Septemberlächeln.

© Ingrid Herta Drewing

September

September zeigt sich uns doch merklich kühl.
Schon fegt der Herbstwind durch die stillen Bäume,
die hier noch grün von Sommerliebe träumen;
doch mich beschleicht nun schon das Herbstgefühl.

In einen warmen Mantel eingehüllt,
spazier’ ich nach dem Regen durchs Gelände,
wärm’ in den Taschen meine kalten Hände,
die mit Kastanien ich hab’ halb gefüllt.

Sturmvögeln gleich am Himmel Krähen stieben;
der Elstern Keckern meckert mir ins Ohr.
Vermiss’ der Amsel Lied, das Herbst verlor,
wie eine ferne, wohl vertraute Liebe.

Die Hoffnung gilt nun dem Oktobergold
und einem klaren Herbst, der Sonne hold.

© Ingrid Herta Drewing,

Wellengang( Plot-Reimerei)

Auf der Luftmatratze
aalt sich Anton Atze
und schläft dabei ein,
träumt von seinem Schatz,
einem schönen Platz,
warm im Sonnenschein.

Plötzlich wird er wach;
Wasser platscht, und ach
weithin gibt ’s nur Meer.
Atze atmet schwer.
Auf dem Wellenberg
fühlt er sich als Zwerg.
Rette ihn doch wer!

Fürchtet zu ertrinken
und beginnt zu winken
dem Schiffer, dort im Boot.
Der sieht keine Not,
ist wohl etwas döflich,
dennoch grüßt er höflich.

Atze nautisch bleibt.
Auf dem Wasser treibt
er zu einer Insel,
wo der Einfaltspinsel,
Bettelbrief- Gewinsel
in die Heimat schreibt.

© Ingrid Herta Drewing

Blödel-Reime

Kühe , die auf Rasen grasen,
haben meistens feuchte Nasen,
selten weiche Knie.
*
Ja des Lebens Liebesstunden
werden oft gesucht; gefunden
hat sie mancher nie.
*
Volle Tassen muss man fassen,
will man daraus trinken.
Ganz schlecht wär’s, man sollt’ es lassen,
noch damit zu winken.

© Ingrid Herta Drewing

Stürmischer Tag

Wie die Wolken am Himmel rasen,
als hätten sie keine Zeit,
geschäftig, fast über die Maßen,
als ob sie etwas vergaßen,
zu keiner Pause bereit!

Und hier durch die Straßen und Gassen,
da saust ein böiger Wind,
will nun wie ein Sturm flugs erfassen
und mutwillig hoch fliegen lassen,
was auf dem Weg er so find’t.

Da heißt es, sich tunlichst zu schützen.
Am besten bleibst du zu Haus’,
anstatt durch die Gegend zu flitzen
und auf die Gefahren zu spitzen
in dieses Sturmes Gebraus.

Beschaulich die Tee-Zeit genießen.
Das Licht warm im Stövchen brennt,
Musik, ein melodisches Fließen;
es kann dich kein Wetter verdrießen,
du wählst dir dein Element!

© Ingrid Herta Drewing

Aussicht

Hoch auf dem Berg,
in der Burg überm Rhein
liegt dir die Welt
zu Füßen; so klein
erscheint nun alles,
was mächtig, gewichtig.
Was aufgeblasen,
beherrschend, wird nichtig.

Jedoch die Schönheit,
der Reiz der Natur,
des Wasserlaufes
gewundene Spur
erfreut dein Auge,
beglückt deinen Sinn.
Hier zeigt dir die Landschaft
den wahren Gewinn.

© Ingrid Herta Drewing

Martins Gans ( Plot-Reimerei)

Die Kinder baten
Vater Hans:
„ Lass sie leben
unsre Gans!“

Und statt tot,
als Martins-Braten,
watschelt Emma
nun im Garten.

Dieb bei Nacht,
schleicht heran,
denkt, er kann
Werte stehlen
und verhehlen,
Mitternacht
keiner wacht.

Falsch gedacht!
Vor dem Haus
Gans laut schnattert,
Licht entfacht.
Dieb, verdattert,
nimmt Reißaus.

Familie froh,
Gans sowieso!

© Ingrid Herta Drewing