Bauernregel

„Ist der Mai recht heiß und trocken,
kriegt der Bauer kleine Brocken;
ist er aber feucht und kühl,
gibt es Frucht und Futter viel.“

Wäre ich ein Landwirt, Bauer,
so erfreut‘ ich mich am Schauer,
auch, dass es noch viel zu kühl,
stärkte nur mein Hochgefühl.

Doch zu Pfingsten stimmt ’s mich traurig,
kalt der Lenz und all zu schaurig,.
Und ich wünscht‘, das wär vorbei.
Sonnig zeige sich noch Mai!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbststimmung

Der Ventilator wandert auf den Speicher,
hat ausgesummt, wird nun nicht mehr gebraucht.
Des Sommers Hitze, kaum in Jahren reicher,
hat schon vor ein paar Wochen ausgehaucht.

Hier blickt der Herbst jetzt morgens kühl ins Fenster.
Die Sonnenuhr zeigt an die Stunden spät,
weil Nebel graue Spinnenweb-Gespenster
ihr in das helle Licht des Tages sät.

Noch glühen leuchtend rot die letzten Rosen,
doch Kraniche, laut rufend, südwärts ziehen.
Von Abschied künden auch die Herbstzeitlosen;
und mancher würde gerne nun entfliehen.

Doch bleibt er, hält sein Haus hier wohl bestellt,
sorgt für das kleine Glück in seiner Welt.

© Text : Ingrid Herta Drewing
© Foto : Angelika Quast-Fischer, Wiesbaden, 20.10.18

Morgen im August

Ringeltaubenruf
klingt sehnsuchtsvoll ins Weite.
Suche nach Sommer.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Trüber Septembertag

Die Krähen krächzen knatschend in den Morgen,
wo sonst die Amsel hell ihr Lied gesungen,
und Wolkengrau hält Sonne ganz verborgen.
Es scheint, als sei der Sommer schon verklungen.

Des Herbstes Flüstern spielt bereits in Bäumen,
wo Eichhörnchen sich Nüsse jetzt besorgen,
und kühl erwacht das Land aus seinen Träumen,
wenn Trübe ihm mag kaum noch Helle borgen.

Doch noch sind lichte Tage nicht bezwungen.
Hier gönnt sich später Sommer nur die Pause.
Der Regen netzt, was trocken, heiß misslungen;
es rettet die Natur ihr grün‘ Zuhause.

Wir wissen wohl, bald naht des Herbstes Zeit,
lässt Blätter tanzen, wirbeln im Flammenkleid.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Herbsthauch

Morgen,klar und kühl.
Herbstflüstern in den Bäumen,
Kraniche ziehen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Hoffnung auf Sommer

Ein Regengrau lässt sich hier nieder;
kühl ist es, und kein Vogel singt.
Vorbei die Zeit der Sommerlieder,
ist’s das, was der August noch bringt?

Ich hoff‘, der Sommer macht nur Pause
und kehrt zurück mit neuer Kraft;
die Sonnenblumen vor dem Hause
steh’n noch erwartungsvoll im Saft.

© Ingrid Herta Drewing

Hochsommer

Es werfen auf der Rue jetzt die Platanen,
als sei es Herbst, schon welke Blätter ab.
Auch die versengten Wiesen lassen ahnen,
dass Trockenheit hier herrscht, weil Wasser knapp.

Wo sonst in sattem Grün das Auge weidet,
siehst du Staubteufel tanzen, wenn der Wind
dort ab und zu in leichten Wirbeln gleitet,
und Blätter ihm da raschelnd Partner sind.

Zu heiß, zu trocken, drückend diese Schwüle.
So hatten wir den Sommer nicht ersehnt!
Nun hoffen wir auf Regen und auf Kühle,
damit dies‘ Welken sich hier nicht ausdehnt.

Erstrahlen soll die Rue in frischem Grün,
wenn wir von dort aus hin zum Weinfest zieh’n.

© Ingrid Herta Drewing, 2015

Herbstsignale

Es hat die graue Nebelkatze
am Morgen hier schon vorgefühlt,
betatscht mit ihrer feuchten Tatze
die Landschaft, die noch Sommer spielt.

Doch musste sie der Sonne weichen,
die hell ihr Lied am Mittag singt
und mildert frühen Abschieds Zeichen,
wenn Himmel blaue Bänder schwingt.

Wir kennen wohl die Herbst-Signale;
es zogen jüngst die Schwalben fort.
Der dritten Jahreszeit Spirale
beginnt zu drehen sich vor Ort.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstlich

August ist’s;dennoch lässt des Morgens Kühle
dich schon an Herbst, Oktobertage denken.
Vorbei des hohen Sommers heiße Schwüle,
der Wetterfrosch verschwindet in der Senke.

Da fühlst du ’s Frösteln,barfuß nicht geboten,
ziehst warme Strümpfe, deine Jacke an.
Noch vor zwei Wochen galt ’s hier auszuloten,
wo man vor Hitze sich verbergen kann.

So wechselhaft wie diese Wetterlagen
magst du es nicht, beständiger wär‘ fein;
doch hast du, wie so oft, auch hier kein Sagen,
bist doch als Menschenwesen all zu klein.

Musst dich wie alles Leben da gedulden,
bis Sonnenwärme wieder tilgt die Schulden.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Aprillaunen

Verbranntes Holz würzt herb die kühle Luft.
Noch wärmt man sich am Feuer der Kamine,
auch wenn der Hyazinthen süßer Duft
erinnert an des Frühlings helle Miene.

April macht seinem Namen alle Ehre,
bedeckt die Blüten plötzlich ganz mit Schnee.
Dann bleckt die Sonne wieder heiß, als wäre
vorbei nun wirklich dieses Winters Weh.

Es spricht vom Lenz seit Tagen der Kalender
Der Vögel lieblich’ Singen ruft zum Fest.
Die Ranken treiben aus, dort am Geländer,
und Vogelmütter brüten schon im Nest.

Wer hinschaut, kann des Frühlings Zeichen sehen,
die Launen des Aprils gut überstehen.

© Ingrid Herta Drewing