Sommerregen

Es tropft der Regen auf die Sonnenuhren,
kein Zeigerschatten zeigt nun an die Zeit.
Doch farbig sind im Blumenrund die Spuren
des Sommers, der sich blühend hält bereit.
Auch glänzt ein sattes Grün in Wald und Wiesen,
wo Flora mag das Wasser wohl begrüßen.

Der Teich, der See sich bis zum Ufer füllen.
Wo ’s in den letzten Jahren trocken, sandig war,
dort wachsen Seerosen, und Enten stillen
beim Gründeln ihren Hunger; doch Gefahr
droht da den Fischen, die hier schwimmen,
weil auch die Kormorane mitbestimmen.

Jedoch im Flüsschen ziehen Bachforellen
an diesen Tagen munter ihren Lauf.
Sie dürfen zügig durch die Fluten schnellen,
und nicht einmal ein Angler hält sie auf.
Davor bewahrt sie nun der Dauerregen:
Was Mensch nicht mag, das ist für sie ein Segen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Spätsommer

Ein himmlisch klarer Tag,
so sonnentrunken,
wie er sich auf dem See
nun spiegeln mag!
Und Strahlenfunken
tanzen in die Höh’,
wo gestern Trübe lag.

Die Birke trägt ein Kleid
aus goldner Seide,
spielt hier die Königin,
ist Herbst bereit;
und ihr Geschmeide
glänzt im Wasser hin
für eine kurze Zeit.

Des späten Sommers Bild
dringt in die Seele,
gleicht einem lieben Blick,
so sonnig mild;
und nichts verhehle
dir jetzt dies kleine Glück,
das wohlig dich erfüllt!

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing,

Frühlingsstimmung

Der Krokus blüht, Magnolien-Knospen schwellen,
es glänzt der See, vom Eis befreit; der Bach,
der auch entronnen Winters Almanach,
strömt rauschend, springt den Fels hinab in Schnellen,
streift dann im Wiesengrund die flachen Stellen
und küsst den Hahnenfuß am Rande wach.

Mit zarter Hand mag Frühling illustrieren
die Landschaft, die der Winter fast verschmäht,
nach Spätherbst, Nebel, Regen kam er spät.
Nun dürfen wir im Blüten-Park spazieren,
wo unverwandt der Amsel Jubilieren
uns hoffnungsfroh den Neubeginn verrät.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

November

Im Nebel ruht noch still verborgen
das Tal, das sonst so lichterfüllt
erwachte, wenn der helle Morgen
die Sonnensehnsucht hat gestillt.

Jetzt liegt das Dorf verschleiert da,
sogar des Kirchturms hohe Spitze,
die man sonst schon von Weitem sah,
kann nicht in ihrem Golde blitzen.

Ein matter Schatten die Allee,
die Bäume, kahle Spukgespenster.
Im kleinen Landhaus dort am See
dringt schwach nur Licht aus einem Fenster.

Novemberblues, gedämpft hier singt
der Spätherbst nun sein Abschiedslied,
das traurig mit den Nebeln schwingt,
bevor des Winters Weiß erblüht.

© Foto u.Gedicht : Ingrid Herta Drewing

Blatt-Los

Es pflückt der Wind
vom Baum das Blatt,
lässt wirbelnd es erbeben,
im Tanze lind
hoch in die Lüfte streben;
bis es dann matt,
des Fluges satt
dort auf den See darf schweben.

Ein kleiner Stein
geworfen ward,
taucht ein ganz dicht daneben,
und Wellen sich erheben.
Sie tragen zart
in weiten Kreisen,
die sicher nun
zum Ufer reisen,
das Blatt ins Erdenleben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Winternacht am See

Des Silbermondes Licht liegt zart auf Zweigen,
die raubereift hier in der Winternacht
hoch in den Sternenhimmel greifen, schweigen,
der klar und kalt das stille Tal bedacht.

Nun nächtens unterwegs die Einsamkeit,
in blauen Schatten fliegt sie über Schnee.
Der Winter schreibt amphibisch seine Zeit;
zu Eis erstarrt, ermattet liegt der See;

Fast Todesruhe, eine Welt der Dinge,
und alles Leben scheint von hier verbannt,
Jedoch, noch in den Tiefen birgt ein Schwingen
die Frühlingshoffnung treu als Liebespfand.

Um Phönix gleich, entflammt sich zu erheben,
bereit, zu werden bald ein neues Leben.

© Ingrid Herta Drewing

Winters Zeichen

Die letzten Blätter pflückt er von den Bäumen,
Nordostwind kühlt November, hält ihn klar.
Des Nachts greift Frost harsch um sich, wehrt den Träumen
des goldnen Herbstes, der nur kurz hier war.

Die Rosen, lieblich‘, zarte Blühgeschöpfe,
hat nun der Raureif silberweiß verziert.
Sie neigen im Erstarren ihre Köpfe,
und Schönheit in Vergänglichkeit gefriert.

Dort, wo die Wasservögel jüngst noch schwammen,
trägt glasklar jetzt der Teich die Haut aus Eis.
Bald darf man Schlittschuh fahren, und zusammen
genießen wir den Winter hier in Weiß.

Auf kahlen Ästen, alles auszuloten,
nun thronen stumm die Krähen, Winters Boten.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Abschiedsgedanken

Es trinkt der See sich noch an Farben satt,
dem Blau des Himmels, rotem Gold der Bäume,
das sonnig leuchtend dieser Herbsttag hat
geschenkt als Spiegelbild, lässt Phönix träumen.

Hier werden bald die Nebelvögel schwingen,
auslöschen alle Pracht und warmen Glanz,
und Frost wird ihn in blinde Eishaut zwingen,
wo Wasservögel schweben jetzt im Tanz.

Er fühlt es nicht, Natur wird schmerzlos lenken,
doch mir mischt Wehmut sich in meinen Blick,
erschaue Schönes, dennoch weiß mein Denken,
wie endlich hier das Leben, alles Glück.

Doch tröstlich ist der Kreislauf der Natur:
Was hier vergeht, kommt wieder, ruht ja nur!

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wasserstand

Es sind die Seen, Ströme, Bäche, Flüsse
des Lebens Wasseradern; den Verlauf,
ob mäandrierend, stürzend tief in Güssen,
den nehmen Menschen, meist als Wollen,Müssen,
wenn sie dort siedeln, damit dann in Kauf.

Euphrat und Tigris, auch die Niloase,
sie luden früh zum Sesshaft-Werden ein,
weil sie der Erde Fruchtbarkeit bescherten.
Und,wo die Siedler neues Land begehrten,
da hatten Wasserstellen auch zu sein.

Die Flüsse wurden bald zu Wasserstraßen.
Wo unwegsam Gelände sich befand,
gelangten Menschen, die in Booten saßen,
sich tüchtig mit der Strömung Kräfte maßen,
flussabwärts-aufwärts weit hinein ins Land.

Heut glaubt der Mensch, es sei ihm wohl gelungen,
weil Lauf begradigt, Böschung betoniert,
durch Dämme habe er den Fluss bezwungen,
was er sich seit Jahrhunderten bedungen,
dass ihn Gewalt des Wassers nicht brüskiert.

Doch wird er jetzt bereits seit vielen Jahren
durch Unwetter des Besseren belehrt,
wenn Hochwasser sich überflutend scharen,
wo sonst nur kleine Bäche, Flüsschen waren,
sogar der Strom sein altes Bett begehrt.

Und andernorts lässt Regen auf sich warten,
durch Hitze, Trockenheit der Boden reißt.
Die Wüste wächst, Oase, einst ein Garten,
ein Hort für vieler Pflanzen, Tiere Arten,
verkümmert, weil den Fluss kein Wasser speist.

Wie’s scheint, bestraft Natur den falschen Handel
des Menschen, der zu oft nur beutet aus,
sich kaum hier scheren mag um Klimawandel,
auch die Mandorla schmäht, nur kennt die Mandel,
die ihm beschert der Baum vor eignem Haus.

Doch Wasser ist auf Erden Lebens Quelle,
die es erblühen, reifen lässt und wiegt.
Drum zieht es Tier und Mensch an seine Schwelle;
sein Nass verheißt ihm grünen Wachstums Stelle.
Zur Wüste wird die Welt, wo es versiegt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Winternacht

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Die Nacht, den Sternenmantel ausgebreitet,
streift silbern mit des Mondes Licht den Schnee,
wo dunkelblaue Kälte weithin gleitet
und winterstarr ruht, sanft vereist, der See.

Als habe hier der Zauber einer Fee
die kleine Welt in ihren Bann gehoben,
erscheint mir fast unwirklich, was ich seh,
es glänzt die Landschaft, magisch neu verwoben.

Ein Wintertraum, durch den ein Lächeln schreitet.
Gemeinsam finden wir den Weg nach Haus,
das Bild vor Augen, das den Blick uns weitet,
und kosten diese stille Schönheit aus.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2018