Ende September

Als wollten sie noch lang im Sommer träumen,
obwohl es herbstet in Septembers Räumen,
so strahlen seidig golden Birken, Linden.
Im Park, befreit vom Nebelkleid, die Bäume
sich mittags hell im Sonnenlichte finden.

Natur mag hier der Landschaft Bild ergänzen,
ein farbig Blätterspiel darf licht erglänzen;
da prangen Busch und Baum noch reich belaubt,
und milde Lüfte uns den Tag kredenzen,
bevor der Spätherbst seine Schönheit raubt.

Jüngst flogen Vogelscharen in den Süden,
sie flohen wohl vor Tagen, regenmüden.
Ich sah sie ziehen, hört‘ ihr Rufen, Schreien.
Ein Abschiedslied, so schien es mir hienieden,
und dennoch auch auf Neubeginn ein Freuen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal

Spätsommertage

Drei Birken_o

Der leichte Wind, der durch die Felder streift,
lässt dieses goldne Meer im Lichte wogen.
Mein Blick vom Turme in die Weite schweift‘,
sah Silbervögel, die nach Süden zogen.

Mich zieht ’s nicht fort in südliche Gefilde.
Dem späten Sommerglück hier gilt mein Sinn.
Ich freue mich auf des Septembers Milde
und auf des Herbstes Farbenspiel-Beginn.

Die Ernte ist sodann schon eingefahren,
Kartoffelfeuer, auf dem Stoppelfeld,
wo bunte Drachen, dort im Sonnenklaren,
hoch oben tanzen in der Lüfte Welt.

Hier in der Jahreszeiten Wechselspiel
schenken Natur und Heimat Wohlgefühl.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Sommerwehmut

Gartenrose

Des Sommers Zeit, sie tröpfelt, und mein Leben,
das nun wie sie dem Herbst entgegen sieht,
es möchte sich auf ewig hier verweben,
der Sonne Wärme fühlen, die noch glüht.

Auch wenn sich dann entlaubte Baumgestalten
verschämt im Spätherbst nebelgrau verhüllen,
möcht’ ich dies Sommerlied behalten,
die Sehnsucht nach des Südens Wärme stillen.

Würd’ gerne jenen Vogelflug auch wagen,
jedoch ist ’s mir versagt, so weit zu gehen.
Da heißt es standfest sein und nicht verzagen,
um mutig dann den Winter zu bestehen.

Vertrauen in dem Spiel der Jahreszeiten
auf den, der auch mein Leben wird geleiten.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

„Lieb Nachtigall wach auf !“

Nachtigall

Lieb Nachtigall, hör‘, lass‘ dir raten,
verweile hier und flieg‘ nicht fort!
Mach’s wie die Amsel, andre Arten,
die Orts treu sind bei uns im Garten,
und bleibe in Europas Hort!

Denn fern dort in Ägyptenland
kannst du auf Reisen dich nicht schonen.
Als kilometerweite Wand
wurden dort Netze aufgespannt,
damit sich Vogelfang soll lohnen.

Gefangen wirst, gerupft, gebraten,
zuvor die Flügel dir gestutzt.
Der Mensch neigt ja zu rohen Taten,
wird deines Sanges Kunst verraten,
wenn für ihn zählt nur Eigennutz.

Und meistens blickt er ohne Bangen
auf das, was kurz ihm Wohl gewährt;
was zu komplex, in Sicht zu lange,
der Artenvielfalt Welt-Belange,
sie bleiben dabei ungehört.

© Bild u. Gedicht / Ingrid Herta Drewing

Herbst

dscn6528Die Kraniche schon südwärts flogen,
laut hallten die Kirugesänge;
auch Schwalben sind bereits gezogen,
dorthin, wo Witterung gewogen
und Futtersuche leicht gelänge.

Noch malt hier Herbst mit allen Farben,
lässt golden leuchtend Bäume glänzen,
bevor des Nebels graues Darben
verhüllt die Landschaft, Laubfalls Narben,
und Blätter welken nach den Tänzen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Spätsommertage

Nun träumen Nächte wieder unter Sternen,
und auch der junge Tag erwacht in Blau.
Ein später Sommer schickt sich an zu lernen,
denkt nicht daran, sich südwärts zu entfernen,
gefällt sich golden, grün, entsagt dem Grau.

Singt einmal noch das rote Lied der Rosen,
die duftend blühen und die Gärten zieren,
bevor die Zeit gehört den Herbstzeitlosen
und kühle Nebel oder Windes Tosen
sie herbstlich streifen und zum Welken führen.

Es darf jetzt vieles noch im Licht erstrahlen.
Zwar zogen jüngst schon alle Schwalben fort;
Doch scheint’s, als wolle dieser Sommer prahlen,
lässt Sonne munter Apfelbäckchen malen,
gebärdet sich zuweilen heiß vor Ort.

Wir finden’s herrlich, ohne Schwüle netter,
genießen froh hier des Septembers Wetter.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Camarque

Wenn hier im Norden Stürme brausen,
wird Vogelheimat die Camarque,
meist Sammelplatz, doch auch Zuhause
am Delta der Flamingo-Park.

Die Reiher in den Pinien-Bäumen,
wie weißes Blühen wirkt’s von Ferne,
ein Zauberlied aus sanften Träumen,
im Grünen leuchten helle Sterne.

Entrückt, fast zeitlos weiße Pferde
anmutig auf den Wiesen stehen,
bis dann, erwacht vom Ruf der Herde,
in schnellem Lauf die Mähnen wehen.

Hier darf intakt Natur erscheinen,
es lebt dies‘ feuchte Biotop,
wo auch der Mensch, mit sich im Reinen,
noch ahnt der Schöpfung Gottes Lob.

Ingrid Herta Drewing,2015

Herbst

Der Ventilator wandert auf den Speicher,
hat ausgesummt, wird nun nicht mehr gebraucht.
Des Sommers Hitze, kaum in Jahren reicher,
hat schon vor ein paar Wochen ausgehaucht.

Hier blickt der Herbst jetzt Morgens kühl ins Fenster.
Die Sonnenuhr zeigt an die Stunden spät,
weil Nebel graue Spinnen-Kleid-Gespenster
ihr in das helle Licht des Tages sät.

Noch glühen leuchtend rot die letzten Rosen,
doch Kraniche, laut rufend, südwärts ziehen.
Von Abschied künden auch die Herbstzeitlosen;
und du, du würdest gar zu gern entfliehen.

Doch bleibst du, hältst dein Haus hier wohl bestellt,
sorgst für das kleine Glück in deiner Welt.

© Ingrid Herta Drewing

Frühherbst-Impressionen

Der Frühherbst mag uns gülden jetzt beschenken,
und Bäume lohen auf in Feuer-Pracht,
wenn auch viel Vögel nun nach Süden lenken,
vor Nebel fliehen, meiden Frost und Nacht.

Getreu die Amseln, Finken, Krähen, Meisen;
sie bleiben, halten Herbst und Winter aus.
Nicht wollen sie wie Schwalben weit verreisen,
sie finden Futter nah des Menschen Haus.

Am blauen Himmel tanzen bunte Drachen
an langen Schnüren hoch im Wind, gewandt;
und auf dem Feld erschallt der Kinder Lachen.
Sie führen sie geschickt mit leichter Hand.

Die Vogelscheuche döst am Rain daneben,
hat lange Zeit der Halme Frucht bewacht.
Wer jetzt noch Körner findet, darf sie heben,
denn längst schon ward die Ernte eingebracht.

Am Berg dort wartet wohl das Traubenlesen;
noch fängt der Riesling Sonnen-Süße ein,
dann keltern Winzer sein vollmundig Wesen,
den edlen, weltbekannten weißen Wein.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstsignale

Auf morgendlichen Fluren
liegt feucht des Nebels Hand,
erwachen Sonnenuhren
verspätet hier im Land.

Schon zeigt sich in den Wiesen
ein Sommer-Abschieds-Bild.
Wo üppig Mohn ließ grüßen,
blüht Herbstzeitlose mild.

Still setzt der Frühherbst Zeichen.
Noch bremst ihn Sommer aus;
doch Vogelscharen weichen,
zieh’n südwärts über’s Haus.

© Ingrid Herta Drewing,2015
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