Der verworfene Pantoffel

Ein Pantoffel lag allein
auf dem Hof im Mondenschein,
wusste gar nicht, wie ihm war.
Alles schien so sonderbar,
seit sein Träger vehement
sich abrupt von ihm getrennt,
weil betrunken der beschloss,
dass ’nen Ball ins Tor er schoss.

Auch fehlt‘ ihm sein Gegenstück,
sah er doch im Paar sein Glück,
war doch kein Pantoffeltierchen,
das im Heuaufguss leicht schwebt,
hasste es, wenn von der Bierchen
Schaum sein schöner Pelz verklebt.
Weich wie er,vom Lamm das Fell,
war für Wärme er zur Stell.

Wie ’s im Leben oft so geht,
ist das Jammern obsolet.
Während er noch so sinnierte,
sich sein Dasein neu justierte.
Eine schlaue Ratte, trächtig,
auf dem Beutezug hier nächtig,
nahm ihn mit. Man kennt den Rest:
Er war bald der Jungen Nest.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Vision

Nicht Leid, noch Pein mag mir dies Hoffen rauben,
dass einst auf Erden kehre Friede ein
und hier gerecht statt Falken traulich Tauben
erfüllen, was ich gar so gern mag glauben,
dass hier der Mensch wächst in sein wahres Sein.

Wo jetzt noch Kriege Stadt und Land verheeren,
der Tod das Leben nimmt schon vor der Frist,
wird die Vernunft des Chaos Macht verwehren
und Einsicht Güte, klaren Blick bescheren,
damit harmonisch, schön dies Dasein ist.

Gemeinsam werden Menschen sorgsam walten
und hegen diese Schöpfung, die Natur.
Ein irdisch‘ Paradies mag man gestalten,
sich kreativ mit Kunstsinn da entfalten
und schützen auch die kleinste Kreatur.

Ich weiß, ich werde es nicht mehr erleben.
Doch einst wird dieser Hoffnungstraum erfüllt,
wenn hier der Menschen Sinnen und Bestreben
statt nur zu nehmen, weicht dem guten Geben,
Maßlosigkeit und Gier sind so gestillt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Leben

Wenn ich bedenke, wie unendlich groß
die Welt, das All, so gänzlich alles ist,
erkenne ich, wie klein mein irdisch Los,
das sich an Nichtigkeiten täglich misst.

Und dennoch ist dies‘ eine kleine Leben
in sich etwas, das wirklich, wunderwahr,
auf diesem Erdenball hier mit zu schweben
im dunklen All und doch im Lichte klar.

Ein „Spiel der Zeit“, so nannten es die Alten,
dies‘ Menschenleben, das sich hier erfüllt
im Sinnen, Lieben,Walten und Gestalten,
ein helles Dasein, Fragen ungestillt.

Geschenk des Schöpfers, das auch ich gewann
und freudig, dankbar darf ich’s nehmen an.

© Ingrid Herta Drewing,

Leben

Wir Menschen, Meister im Verdrängen,
hier leben auf dem Weltenrund,
als ob wir ewig Lieder sängen,
von Tod nichts wüssten, uns nicht zwängen
des Lebens Grenzen, letzte Stund‘.

Uns trägt die Phantasie, schenkt Flügel,
verleiht uns Freude, Lebensmut.
Zwar ahnen wir des Todes Hügel,
jedoch wir halten fest die Zügel
und lenken unser Dasein gut.

Und müssen wir das Leben lassen,
dereinst von dieser Erde gehn,
erkennen wir noch im Verblassen,
dass alles, was wir gerne fassen,
geliehen war – und doch so schön.

© Ingrid Herta Drewing

Sicht

Nimm einen Morgen wie diesen!
Blauhimmel über dem Wald,
Nebelhauch, Tau netzt die Wiesen,
in Gold grüßt der Sonne Gestalt.

Lass deine Blicke weit schweifen,
vom Berg hinab in das Tal,
und dich von Stille ergreifen,
fern seien Sorgen und Qual!

Was dir groß, mächtig erschienen,
wirkt von hier oben so klein.
Alles darf letztlich nur dienen
einem lebendigen Sein.

© Ingrid Herta Drewing, 2015

Ermunterung

Dem Verzagen zu entgehen,
wie die Vögel, die am Tag
hier so leicht in Lüften schweben,
hellauf Leben zu erleben,
frei von Kummer,Sorgen,Plag‘!

Sag,wer kann der Fragen Schwere
hier wohl lösen und vermag
Ungehörtes neu zu denken,
lässt von Menschlichkeit sich lenken,
edel wirkend ohne Klag‘?

Lasst’s uns tragen, aufrecht stehen!
Sich kein Helfer da versag‘!
Und befreit von eitlem Streben
schenke gütig‘ hier ein Geben,
wo verheerend Hochmut lag!

© Ingrid Herta Drewing

Am Meer

Die Wellen spielen und kräuseln,
netzen den sandigen Strand.
Die Dünen rauchen; es säuseln
Aufwinde leicht über Land.

Weiß überm Wasser dort schweben
die Möwen im Sonnenlicht.
Bilder des Meeres beleben
wogend des Sommers Gesicht.

Und weit deine Blicke schweifen;
schier grenzenlos scheint’s zu sein.
Da mag Natur dich ergreifen,
webt auch dein Dasein mit ein.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingsstimmung

Licht hat sich Frühling eingestellt,
so lieblich uns empfangen,
vorbei dies‘ graue Bangen!
Es sprießt und grünt in Wald und Feld;
die Blütenpracht die Welt erhellt,
will in der Sonne prangen.

Da singt die Seele, leicht der Sinn,
betört von allem Schönen,
das uns hier mag verwöhnen.
Ein jeder Tag ist mir Gewinn,
darf tief erfühlen, dass ich bin,
in freudigem Versöhnen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlings-Glücksgefühl

Das Dasein, unser Leben,
dies Spiel, das hier im Licht
uns als Geschenk gegeben
in innigem Verweben,
es trägt die Zuversicht.

Die frühlingshellen Tage,
der Bäume Blütenlied
vertreiben Trübsal, Plage,
und manche bange Frage
im Glanz der Sonne flieht.

Mir ist, als ob sich schriebe
die Leichtigkeit nun ein
ins Buch des Lebens, bliebe
geborgen. Lächeln, Liebe
es trügen sanft und fein.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Lichtblick

Vom Licht geblendet,
dennoch in der Nacht
die Sonne suchen,
damit dann endet,
was als stumme Macht
der Tod mag buchen.

Den Schritt ins Leben,
das erneut erwacht,
beschwingt nun gehen,
sich zu verweben
zart, hier mit Bedacht
den Tag bestehen.

© Ingrid Herta Drewing,2015