Spätsommers Abschied

Es fliegen die silbernen Weben,
gesponnen so fein, über Land.
Im Sonnenlicht glitzern sie, schweben,
sich hoch in die Lüfte erheben,
als seien sie himmlisches Pfand.

Den Herbstbeginn nennt der Kalender,
obwohl Sommers Feuer noch schwelt.
Doch rötet sich Wein am Geländer,
ein Maler und Farbenverschwender
uns goldene Märchen erzählt.

Die Früchte zu ernten, die reifen,
wirkt man nun in Garten und Feld,
lässt weithin die Blicke hier schweifen,
darf dankbar, sich freuend, begreifen
als Wunder das Leben der Welt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Spätsommer-Impressionen

Spätsommers Feuer schwelen, auf den Wiesen
lässt Sonne nun schon lange Schatten sein
der Bäume, deren Blätter herbstlich grüßen
mit Farbgesängen hier im Abendschein.

Da schmeichelt zärtlich uns der Lüfte Milde,
als dürfe jetzt erneut schon Frühling sein,
wo sich allmählich heimische Gefilde
sanft stimmen auf des Abschieds Lieder ein.

Als wolle sie mit aller Pracht aufwarten,
zeigt hier Natur ihr Fest noch farbenschön.
Der Früchte Ernte lockt in Feld und Garten,
und pralle Trauben aus dem Weinlaub sehn.

Das Wachsen, Blühen, Reifen und Vergehen
sich hier erweist in klarem, schönen Bild,
lehrt uns, das Leben als Geschenk zu sehen,
das alles hell gestaltet und erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Herbst-Hoffnung

Nun will der Herbst sein Werk vollenden
mit Feuerlaub und Ernte-Tanz,
schenkt Reife, Frucht mit vollen Händen,
als sollt’ sein Reichtum niemals enden
an Tagen in des Lichtes Glanz.

Sehr bald schon werden Nebel steigen,
verhüllen Garten, Haus und Stadt.
Diffus nur kann sich Sonne zeigen,
und in Alleen wohnt ein Schweigen;
dort kauern dann selbst Krähen matt.

Jedoch du sehnst dich nach dem Leben,
treibt auch die Zeit ihr schnelles Spiel.
Obwohl jetzt Blätter fallen, schweben,
magst du dich hier erneut verweben.
Dir gilt der Herbst noch nicht als Ziel.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingsgeflüster im Frühherbst

Erneut erglänzt mein Goldlack nun in Blüte,
hellgrüne Blättchen treibt Klematis aus.
Der Viola Nachwuchs wächst und blüht in Güte,
als komme jetzt der junge Lenz ins Haus.

So der Petunien schönes Blühgesicht
zeigt duftend sich, als sei ein Frühlingsmorgen
erwacht und hätt‘ in mildem, warmem Licht
hier Flora sanft auf dem Balkon geborgen.

Jedoch des Apfelbäumchens Äpfel künden
rotbackig Reife, Ernte, Herbstzeit an,
und der Tomaten sonst so pralle Pfründen
nun bieten letzte, kleine Früchtchen an.

Auch mag kein Amsel-Lied den Herbst verhehlen,
nur Krähenvögel üben krächzend ihre Kehlen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühherbst-Impressionen

Der Frühherbst mag uns gülden jetzt beschenken,
und Bäume lohen auf in Feuer-Pracht,
wenn auch viel Vögel nun nach Süden lenken,
vor Nebel fliehen, meiden Frost und Nacht.

Getreu die Amseln, Finken, Krähen, Meisen;
sie bleiben, halten Herbst und Winter aus.
Nicht wollen sie wie Schwalben weit verreisen,
sie finden Futter nah des Menschen Haus.

Am blauen Himmel tanzen bunte Drachen
an langen Schnüren hoch im Wind, gewandt;
und auf dem Feld erschallt der Kinder Lachen.
Sie führen sie geschickt mit leichter Hand.

Die Vogelscheuche döst am Rain daneben,
hat lange Zeit der Halme Frucht bewacht.
Wer jetzt noch Körner findet, darf sie heben,
denn längst schon ward die Ernte eingebracht.

Am Berg dort wartet wohl das Traubenlesen;
noch fängt der Riesling Sonnen-Süße ein,
dann keltern Winzer sein vollmundig Wesen,
den edlen, weltbekannten weißen Wein.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühherbst

Mag Frühherbst nun vollenden
dies’ Werk der Reife, Licht
und Sonnengold uns spenden,
mit milden, sanften Händen
verzögern den Verzicht.

Auch wenn im Nebeldunst
er morgens spät erwacht,
schenkt er uns mittags Gunst
als Maler seiner Kunst,
und blau der Himmel lacht.

Das Blattgold in den Zweigen,
des wilden Weines Wand
darf rot gefärbt sich zeigen,
Musik und Erntereigen
verschenkt er unverwandt.

Bucheckern, Eicheln, Nüsse,
Eichhörnchen birgt sie, hebt
sie auf, die Leckerbissen.
Kastanien, Spielgenüsse,
das Kinderherz erbebt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühherbst

Der Herbst zieht durch’s Gelände
und malt die Blätter an.
Als muntrer Malersmann
erweist er sich behände,
schenkt Schönes, wo er kann.

Den Sommer lässt er ziehen,
auch manche Vogelschar.
Rotkehlchen, Schwalbe, Star
nach Süden stets entfliehen
zu dieser Zeit im Jahr.

Wir sind ihm wohl gewogen
und seinem Feuer-Bild,
das Farbensehnsucht stillt
und hier den goldnen Bogen
mit Ernteträumen füllt.

Bis dann sein grauer Vetter
November weilt zu Gast,
in Nebel-Truhen fasst,
der Tag bei kaltem Wetter
ermüdet und erblasst.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Sommers Neige

Des späten Sommers Feuer schwelen;
sein Abschiedslied wirkt traulich mild,
stimmt ein ins goldne Ernte-Bild.
Es lässt sich nun nicht mehr verhehlen,
dass diese Zeit ist bald erfüllt.

Im Park verrät uns Flüstern leise,
dass hier die Nuss gereift nun fällt
aus ihrer grünen Schalen-Welt.
Es endet ihre Raschel-Reise,
wo flugs das Eichhorn sie behält.

Schon setzt der Frühherbst seine Zeichen,
Zugvögel ziehen übern Rhein;
am Haus grüßt rot der Wilde Wein,
und Blattgold ziert die Birken, Eichen,
lädt uns zum„indian summer“ ein.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbst-Mittag

Der junge Herbst, gestimmt am Mittag milde,
da jetzt die dichten Nebel aufgelöst,
gefällt sich in rot-goldnem Blätter-Bilde;
versonnen lehnt er an der Parkbank, döst.

Schaut lächelnd auf des Sommers letzte Spur,
der roten Rosen tränen-feucht‘ Gesicht,
die dort im Beete bei der Sonnenuhr
erglänzen nun in Mittags warmem Licht.

Fast feierlich und still die kleine Welt,
nur hin und wieder raschelt ’s in den Bäumen.
Die reife Frucht, die von den Zweigen fällt,
erfüllt Eichhörnchens Nüsse-Sammler-Träume.

Hier, wo bald Abschied naht im Blätter-Regen,
beginnt Natur die Lese, Ernte-Segen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herbst-Lese

Versammlung
grüner Igel
unter den Bäumen,
dazwischen mahagonifarben ihre Früchte,
taubenetzt

Tagesbeginn,
die Frühaufsteher
frönen dem Sammlersinn,
ernten die glänzenden Esskastanien.
Herbstgeschenke.

© Ingrid Herta Drewing,2013