Schläfrige Frau Holle

Ein Spätherbst lässt hier Winter missen,
er fröstelt, hat im Januar
kein Flockenbettchen mehr zerschlissen;
Frau Holle schläft bis Februar.

Wenn alle schon vom Frühling träumen,
das Leben prall in Knospen schwillt,
beginnt sie, ihr Haus aufzuräumen;
zur Erde stieben Flocken wild.

Die Menschen, die zur Fastnachtszeit
sich auf den Straßen lustig tummeln,
sie werden sich im Narrenkleid
noch zusätzlich in Pelz vermummen.

Bis zum April liegt dann der Schnee,
und zwischendurch wird ’s auch mal tauen.
Die Frühblüher aus weißem Weh
mit ihren zarten Köpfchen schauen.

Vielleicht ist auch an Frühlings Statt
des Sommers Wärme schon zur Stelle?
Im Klimawandel Holle hat
verwischt der Jahreszeiten Schwelle.

© Ingrid Herta Drewing

Schneefrust

Jetzt schreibt der Winter sich in den Kalender,
recht kalt, schon lange vor seinem Termin;
und alles mischt er auf, will eisig ändern
das Land mit reichlich Schnee, des Frostes Pfändern.
Den Streudienst muss man ständig schon bemüh’n.

Bestimmte Lieder sind deshalb verbannt
von vielen, die den Schnee hier räumen müssen.
„I’m dreaming of a white Christmas“, bekannt.
“ Leise rieselt der Schnee”, sei auch genannt.
Sie hat der Winter rau auf dem Gewissen.

Ein alter Schlager, der stets Freud‘ gebracht,
gesungen von Cornelia für Gage.
Text:“ wenn Frau Holle ihre Bettchen macht…“
in „ Hei, hei, hei so eine Schneeballschlacht“,
der brachte kürzlich Schnee-Räumer in Rage.

Die drohten eine Schlacht Frau Holle an,
sie hätten jetzt genug von Flockenbetten;
sie solle deshalb ohne viel Tamtam,
sehr schnell pausieren in dem Schneeprogramm,
sonst sei vor ihnen sie nicht mehr zu retten.

Zum Glück schien heut‘ die Sonne, Himmel blau,
kein Flöckchen fiel darum von oben runter.
Frau Holle hörte zu wohl sehr genau ,
sie ist ja auch bekannt als weise Frau ,
und spielt nun mit dem Schnee nicht mehr Land unter.

Ingrid Herta Drewing