Sprache

Sprache, du Wasser des Lebens,
bist uns ein Gottesgeschenk,
dürfen wir doch mit dir weben,
sagen, was Leben hier lenk‘.

Und deinen Klängen erliegen
wir, lauschend der Worte Sinn.
Sprache, in dir wahr sich wiegen
Gedanken Jahrtausende hin.

Zauberst uns Welten und Träume,
dem inneren Auge beschert,
zeigst Yggdrasil, Lebensbäume,
und sokratisches Fragen,gelehrt.

Bist vielen der stummen Wesen
der lebende, sprechende Mund.
Wir glauben in Worten, lesen
uns, in dir auch wirkend,gesund.

© Ingrid Herta Drewing

Wünsche zum Jahreswechsel

Es endet das Jahr, und ein sinnender Blick
gleitet noch sanft auf Vergang’nes zurück;
doch Hoffnung flammt auf in den Herzen:
Das Neue möge beginnen mit Glück,
sich ändern, was schien als ein böses Geschick,
vorbei seien Kummer und Schmerzen!

Wir Menschen erhoffen und wünschen so viel
in unserem kurzen, irdischen Spiel
und wollen nichts Schönes versäumen,
erstreben im Leben manch seltsames Ziel,
wählen für Unmut oft falsches Ventil
und suchen Genesung in Träumen.

Ersehnen uns wohl eine bessere Welt,
wo Liebe und Treue mehr zählen als Geld,
auch soll endlich Friede hier werden.
Wir danken dem Schöpfer, der alles erhält,
was täglich uns Heimat schenkt und gefällt
auf dieser sich wandelnden Erde.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Waches Ich

Schon seltsam,wie ein hilflos kleines Ich,
aus Dunklem kommend, in sein Dasein gleitet,
entdeckt im Spiel mit Andern sein Für-Sich,
das es bewusst auf seinem Wege leitet.

Es fühlt, erfährt die Welt mit allen Sinnen,
erlebt, empfindet tief die Freude, Schmerz;
und immer wieder singt ein neu Beginnen
ihm Liebeslieder in das junge Herz.

Auch wenn dann Müdigkeit der Lebensjahre
den Körper zwingt, sich ruhiger zu verhalten,
spielt es den Revoluzzer, und das klare
Bewusstsein liebt noch immer das Gestalten.

Denkt es erinnernd auch im Alter gern zurück,
so gilt doch Gegenwart und Zukunft wach sein Blick.

© Ingrid Herta Drewing

Rosenlied

Das Lied der Rose, das dich sanft begleitet,
wenn Winter grimmig dräut mit Eis und Schnee,
dich hin zu heller Blütenhoffnung leitet,
vertreibt die Traurigkeit, der Kälte Weh.

Und schenkt sodann ein liebendes Vertrauen,
sei auch der Tag im Nebelgrau verstrickt.
Du wagst es wieder, neu mit aufzubauen,
was schon verloren schien dem müden Blick.

Das Lächeln kehrt zurück; in Harmonie
erwächst dir Frieden, Kraft und lichtes Leben.
Es schwingt und klingt die zarte Melodie
der Freude, die durch Glauben dir gegeben.

Du sprichst aus vollem Herzen dein Gebet
und dankst demütig Gott, der dich versteht.

© Ingrid Herta Drewing

Erntedank-Gebet II

Herr, Gott, wir danken dir für deine Güte,
für dieses Leben, das du täglich gibst,
der Erde Schönheit, ihre Wunder, Blüte
und Frucht, sichtbare Zeichen, wie du liebst.

Uns, die wir schwach, gewähr’ in deiner Gnade
die Kraft, im rechten Sinn dein Werk zu hegen,
damit wir achten hier des Lebens Pfade;
lass’ uns erkennen, wählen wahre Wege!

Stärk’ uns im Glauben, Demut uns begleite,
wo wir auf Erden herrschen und gestalten,
dass nicht die Gier, der Hochmut uns verleite,
hier deine Schöpfung tödlich zu verwalten!

Bewahren, was dein göttlich’ Wort uns hieß,
Mensch und Natur, dies’ irdisch’ Paradies.

© Ingrid Herta Drewing

Schöne Welt

Wie schön ist diese Welt,
von Gott in seiner Güte
so licht und klar erhellt,
des Lebens Wundertüte!

Der frischen Wasser Rauschen
in einem klaren Bach,
der Vögel zwitschernd Plauschen,
wenn früh die Sonne lacht.

Der Blumen süße Düfte
und ihre Farbenpracht,
die milden, weichen Lüfte,
wenn Lenz ist neu erwacht.

Der Kinder frohes Lachen
bei unbeschwertem Spiel,
der Tag nach dem Erwachen,
da Liebe fand ihr Ziel.

Des Sommers reife Früchte,
die Herbstglut, die im Baum
stillt alle Farbensüchte
vor langen Winters Traum.

So schön ist diese Welt
und allen Lebens Blüte,
von Gott in seiner Güte
auch uns bereitgestellt.

Ingrid Herta Drewing

Im Traum

Wo zwischen Schlaf und Wachen Träume wohnen,
erzählt dir deine Seele schön Geschichten
und wartet auf mit einem Farbenspiel
in Bildern kraft- und eindrucksvoller Dichte.

Da will die Welt so wirklich dir erscheinen.
Was lange schon vergangen, ist dir nah’
und windet sich empor wie Grün’ aus Steinen;
was du verdrängt, verborgen, siehst du klar.

Und kannst es nun erfühlend auch erschauen,
wenn dich kein Alp bedrängt mit arger List.
Doch noch im Traume sagt dir ein Vertrauen,
dass du in Gottes Hand geborgen bist.

Mehr als ein Ritual, das obsolet,
ist doch seit Kindertagen dein Gebet.

© Ingrid Herta Drewing

Lebensfrage

Das Leben ist ein Werden und Vergehen.
Wer kennt das Ziel, das Ende seiner Spur?
Aus Dunklem kommend, leuchtend hell entstehend,
so flammt es auf ringsum in der Natur.

Wir Menschen sinnen, wollen es verstehen,
entschlüsseln viele seiner Rätsel kühn.
Doch dem Warum, Woher genügt kein Sehen,
wir bleiben blind in unserem Bemühen.

Je mehr wir wissen, desto minder wird uns klar,
warum nicht nichts hier ist und Anfang war.
Da sind wir ahnungslos wie zahme Tauben.

Doch Urvertrauen, uns seit Kindheit offenbar,
schenkt die Gewissheit, dass vor allem ist und wahr
der Gott der Liebe, Christ, an den wir glauben.

© Ingrid Herta Drewing

Jugend

Der Jugend Träume, weit gespannt, gleich Sternen
erglänzen sie im Dunkel tiefer Nacht.
Man stört sich nicht, dass sie in weiten Fernen,
fühlt sich lebendig, stark; getan, gedacht.

Mit diesem leichten Sinn lockt uns das Leben,
wenn hoffend wir ins Ungewisse ziehen.
So mancher Kampf, auch viel vergeblich’ Streben,
es schreckt uns nicht, wenn jugendfroh wir glühen.

Und in dem Glauben an die guten Mächte,
die uns trotz allem auf dem Weg begleiten,
sind wir gestärkt und finden auch das Rechte,
das zu uns passt, sind nicht zu wirr die Zeiten.

Denn, wenn ein Krieg das Leben überschattet,
auch manches junge Blut im Tod ermattet.

Ingrid Herta Drewing