Blendwerk

Das Fenster auf dem Dach, als greller Spiegel
zeigt es der Sonn’ am Mittag, was es kann.
Mit seinem Leuchten, das so ungezügelt,
strahlt es uns hier im Schatten blendend an.

Es sendet seine hellen Lichtsignale
weit in den Himmel, in die Welt hinaus.
Sonst unbeachtet, eigen dem Trivialen,
nimmt es sich jetzt als was Besondres raus.

Als sei der Schein, so gleißend, nicht geliehen,
und es die Quelle selbst, die dieses Licht
erzeugt in stetem, eifrigem Bemühen,
nicht Fenster, Spiegel, Reflektieren Pflicht.

Die Zeit vergeht, und auch der Sonne Bogen
verändert sich in dieses Tages Lauf.
Nun blickt das Fenster stumpf, es hat getrogen.
Vorbei! Geborgtes Strahlen hörte auf.

Ingrid Herta Drewing

Zeit der Sterne

Jetzt ist die Zeit der Sterne,
und nicht nur in der Nacht
ihr Glühen in der Ferne
den lichten Glanz entfacht.

Sie zieren unsre Städte
und Häuser im Advent.
Die helle Lichterkette
im Dunkel leuchtend brennt.

Als Christus ward geboren,
da führte durch die Nacht
der Stern, und auserkoren
scheint seiner Klarheit Pracht.

Der Kinder Augen strahlen,
vom Weihnachtsfest entzückt,
gleich Sternen, Freude malend,
andächtig und entrückt.

Ingrid Herta Drewing