Mensch und Kunst

Wird, was gewesen, irgendwo noch bleiben,
die Worte, Klänge und der Farben Licht?
Wer wird es lesen, was die Dichter schreiben,
wenn Alltags Enge fordert harte Pflicht?

Wird alles enden, sinken ins Vergessen,
verblassen Schönes, sanftes Morgenrot?
Wird Härte blenden und das Leben messen,
beschließen jenes, was nur nutzt in Not?

Sie werden’s wenden, jene, die da lieben,
andächtig lauschen, wenn Musik erklingt,
auch Freude spenden, sich in Künsten üben
und auszutauschen, wenn die Seele schwingt!

Solange Menschen sind auf dieser Erde,
gehört auch ihre Kunst zum „ stirb und werde!“

© Ingrid Herta Drewing,2015

Lebensabend

Es ist, als sei ein neues, zweites Leben
mir nun zu einem Neubeginn geschenkt,
als hätten vieler Jahre Fleiß und Streben
den Weg gezeichnet, den jetzt Freiheit lenkt.

Froh darf ich unbehelligt musisch walten,
nicht mehr gefesselt an der Pflicht Termine,
und kann mir meine Tage schön gestalten,
das Bild hell malen auf des Lebens Bühne.

Zwar leb ich einsam hier in meiner Klause,
doch lässt mich dies‘ die Melodien hören
und Bilder sehen, die mein Herz betören,
im Dichten finden meinen Weg nach Hause.

In Dankbarkeit verweile ich hienieden,
erhoffe, allen Menschen werde Frieden.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Adventszeit-Morgen

Der Morgen neblig, und der Tag
zeigt heute nur ein trüb‘ Erwachen.
Damit das Leben mir behag‘,
werd‘ ich mir selbst mein Licht entfachen.

Im Stövchen warm das Teelicht brennt,
auch strahlt der zweiten Kerze Schein.
Beschaulich, wie ’s Adventszeit kennt,
stimm‘ ich mich auf mein Tagwerk ein.

Genieße froh die Wärme, Licht,
den heißen Tee, mag wohlig träumen,
bevor des Alltags ernste Pflicht
erfüllt sein will in klaren Räumen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Muße

Herbstmittag,
goldenes Schweigen.
Unter den Lindenbäumen
auf der Parkbank verweilen,
innehalten.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Muße

Es spricht die Pflicht meist’: “Eile, eile!“
und treibt dich an zur Arbeitswut.
Jedoch die Seele sagt: “Verweile,
genieß’ den Augenblick, nur Mut!“

Was du vom Leben magst erwarten,
oft Wünsche nach dem fernen Stern;
der Duft, die Rose hier im Garten
wird dabei übersehen gern.

So vieles, was dich kann beglücken,
ist nahe liegend. Sei bereit,
das kleine Glück vom Strauch zu pflücken!
Die Muße schenkt dir Erntezeit.

© Ingrid Herta Drewing

Abendmelodie

Allmählich führt des Frühlingsabends Stille
die kleine Welt zu einer sanften Ruh‘-
Wo sonst gehetzt, gestresst ein ernster Wille
allzu geschäftig schaut durch seine Brille,
lässt nun die Einkehr friedlich Einsicht zu.

Da darf Musik dir Seele, Sinn betören,
du lauschst den Klängen einer Melodie,
erfühlst Nuancen, Farben, innig‘ Hören
mag tief in deinem Herzen Glück beschwören;
davon erfüllt, erfährst du Harmonie.

Und dankbar schaust du auf die Kunst, das Leben,
erkennst die Gunst, fern jeder Gier, zugleich
Natur, Kultur im Schönen zu verweben,
die Liebe, die uns durch das Licht gegeben:
Sie stärkt uns, macht uns tief im Innern reich.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Entschleunigen

Das, was geschieht,ist heut‘ zu schnell geworden;
wie Sternenschnuppen rauscht’s an uns vorbei.
Man kann des Lebens Karte kaum noch norden,
im Info-Dschungel droht ein Einerlei.

Der Mensch empfindet sich oft als getrieben.
Nicht nur sein Broterwerb ihn täglich stresst,
auch in der Freizeit, die ihm noch geblieben,
lebt er medial, was ihn nicht ruhen lässt.

Entschleunigen wär‘ endlich angesagt,
damit der Blick für Wesentliches frei,
und alles,was uns hetzt und somit plagt,
ist streng zu prüfen, ob es wichtig sei.

Auf dass, statt unser Menschsein zu verwinden,
wir uns mit allen Sinnen selbst auch finden.

© Ingrid Herta Drewing

Sonnenklar

Hell scheint die Sonne heut’ ins Fenster
und streichelt strahlend warm mir mein Gesicht,
vertreibt des Winters Frostgespenster
und animiert mich zärtlich zum Gedicht.

Doch zeigt sie mir auch auf den Scheiben
staubstumm die Forderung, zu putzen nun.
Wie soll mir da noch Muße bleiben,
die Zeit zu nutzen für poetisch’ Tun?

So geht ’s mit vielem, was uns schön erscheint,
es hat auch eine andre Seite.
Doch Sonne, die es gut hier mit mir meint,
kann mich zur Klarheit wohl geleiten.

© Ingrid Herta Drewing

Mußestunde

So grau in grau, ein Nebeltag
beherrscht eintönig die Kulisse.
Nasskalt ist ’s, und du bleibst verzagt
gern auf des Sofas weichen Kissen.

Und zündest dir die Kerzen an,
genießt beschaulich den Advent;
ein gutes Buch, Musik, sodann
nur wenig dich vom Glück noch trennt.

Und mögen auch die Nebel steigen,
und Sturm und Frost die Kreise ziehen,
es zaubert Phantasie im Schweigen
dir Flügel, allem zu entfliehen.

© Ingrid Herta Drewing