Worte

Den leichten Vögeln unsre Worte gleichen.
Sie gleiten unbedacht flugs über Lippen.
Gedanken werden kaum zu Schranken, Klippen.
Fort ist das Wort; es wird sein Ziel erreichen.
Wie gerne fingst du’s ein, um es zu streichen,
das falsch Gesagte richtig umzutippen.

Der Worte Klang dringt tief in unsre Seele,
und sind sie sanft, ist’s wie ein zärtlich‘ Kosen,
schenkt Wärme, Licht, lässt hell erblühen Rosen.
Jedoch die harten, harschen, die Befehle,
sie schnüren zu, dem der sie hört, die Kehle,
und Traurigkeit lähmt nach dem Wüten,Tosen.

Wer dichtet, darf mit Wörtern, Klängen spielen,
zu Bildern sie verweben, Poesie
sie läutern und beleben, Phantasie
in weite Räume, Farben-Träume zielen,
in Rhythmen tanzen, jenen vielen,
die die Musik uns schenkt in Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Fluchtpunkt

Novemberbild, golden und rot,
hebt dich aus trüben Gedanken,
die in die Seele sich ranken,
verdrängt kurz das Leid und die Not.

Betroffenheit fließt aus den Zeilen,
wird wörtlich stets neu aufgefrischt,
die Ohnmacht uns kühl aufgetischt;
da mag man vergessen, enteilen.

Und wieder der Ruf nach den Grenzen,
sich ängstlich einander belauern,
gefangen in eigenen Mauern
der menschlichen Insolvenzen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Magischer Augenblick

Ja, Tage gibt es, die sich zart entfalten,
wie Rosenblüten sich im Licht bereiten.
Die Sonne wird am Himmel zärtlich walten,
im Abendrot erglühen, sinkend gleiten.

Den Sternen-Mantel darf die Nacht ausbreiten.
Des Mondes Silber fließt auf Stadt und Land,
mag sanft die Schwäne auf dem See geleiten,
und Weiden träumen dort an Ufers Rand.

Da wähnst auch du dich jenseits aller Zeiten,
gebannt von diesem schönen Augenblick,
und deine Seele fühlt die stillen Weiten
des wunderbaren Lebens, irdisch‘ Glück.

Du hörst dein Herz, folgst nicht dem Takt der Uhr,
verzaubert schaust du: Schön ist die Natur!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingsglück

Der Frühling schenkt uns Wohlbehagen,
lässt uns in seiner Milde träumen.
Gleich zarten Pflanzen, die im Licht
aufkeimen, grünen, Blüten tragen
und selbst im Winde nicht verzagen,
woll’n wir nun auch nicht länger säumen.
Es wachsen Hoffnung, Zuversicht.

Die Freude weckt erneut das Leben,
als ströme Licht tief in die Seele,
vertreibe alle Traurigkeit.
Befreit aus grauen Nebelweben,
möcht‘ ich an manchen Tagen schweben,
und meine wintermüde Kehle
stimmt an ein Lied voll Fröhlichkeit.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Traumhaft

Leg ab den Silbermantel, lösch die Kerzen!
Es wird die Nacht dich sanft ins Dunkel leiten,
dir Balsam hier in Träumen zart bereiten,
und heilen der betrübten Seele Schmerzen.

Das Abschiedslied, des Tages helle Weise ,
verklingt in einer trauten Melodie.
Die Bäume rauschen leise; Harmonie
begleitet dich auf dieser Zauber-Reise.

Da brauchst du kein Gepäck und keine Schuhe,
dir wachsen Flügel, einem Adler gleich
schwebst du hinauf auf goldnen Schwingen,leicht
in Sphären stiller Freude, Licht und Ruhe.

Erblickst die kleine Welt, siehst sie in Frieden;
ein Garten Eden wird erblühn hienieden.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Verliebt

Des süßen Klanges Fang,
der Nachtigall Gesang
drang dir in Sinn und Seele
und hat der Ratio Stele
erschüttert.
Dieses Beben
bringt Liebe in dein Leben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Sonniges Herbstgesicht

Heut‘ lässt ein sonnig‘ Herbstgesicht
den feuchten Nebelblick vergessen,
denn Farben weckt das helle Licht.
Der Wärme Güte dir verspricht,
es weiche kalten Regens Nässe.

Fast frühlingsleicht fühlst du dich nun,
genießt die Weiten kahler Felder.
Anstatt am Ofen auszuruhn,
bewegst du dich in Wanderschuhn
und streifst beglückt durch bunte Wälder.

Die Farbe bringt dir Licht ins Leben;
da darf das Auge Maler sein,
um solche Schönheit zu verweben,
als Bild hier innig aufzuheben
in deiner Seele sanftem Schrein.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Oktobergold

Oktobergold,die Farben, die hier glühen,
das Laub der Bäume feurig röten,zieren,
verleihen Herbst dies‘ Leuchten;Ernte-Mühen
sich scheinen nun im Glanze zu verlieren.

Ein Morgen, der in sonnigem Aufklaren
auch dir das Licht in deine Seele schreibt,
dich lehrt, das Schöne innig zu erfahren,
schenkt zur Erinnerung dies‘ Bild,das bleibt.

Wärmt dir dein Herz noch, wenn in Winters Weiten
die Nebel hüllen deine Tage ein,
der Frost der Nächte droht, dich zu begleiten,
zu löschen deine Feuer, bist allein.

Dann wird des Phönix flammende Gestalt
sich aufwärts schwingen aus der Asche kalt.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Schöner Chorgesang

Ja, wer kann in solchen Klängen
hier nicht finden seine Welt,
frei sein, atmen, unverstellt,
wenn in hellen Chorgesängen,
die der Mauern Enge sprengen,
Licht ins Sorgendunkel fällt?

Und der Melodien Schwingen
trägt die Seele sanft empor,
schenkt ihr, was sie fast verlor,
löst sie aus des Alltags Ringen,
zaubert ihr in frohem Singen
Harmonie, die sie erkor.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Muße

Es spricht die Pflicht meist’: “Eile, eile!“
und treibt dich an zur Arbeitswut.
Jedoch die Seele sagt: “Verweile,
genieß’ den Augenblick, nur Mut!“

Was du vom Leben magst erwarten,
oft Wünsche nach dem fernen Stern;
der Duft, die Rose hier im Garten
wird dabei übersehen gern.

So vieles, was dich kann beglücken,
ist nahe liegend. Sei bereit,
das kleine Glück vom Strauch zu pflücken!
Die Muße schenkt dir Erntezeit.

© Ingrid Herta Drewing