Buchstäblich treu

Es fragt das D das H der Hose:
„ Sag wollen wir wie t,r tauschen?
Du darfst dann meinen Degen hegen,
zum Siegeskampfe mutig rauschen,
ich glänze dann als Dose?“

Das sagt das H:“ Das kann ich nicht,
dann wär’ mein Treuebund gebrochen.
Ich folge lieber meiner Pflicht,
hab’ doch dem Rand fest für die Hand
die Rose einst versprochen.“

© Ingrid Herta Drewing

Buchstäbliches Geschehen

Ein B trifft das All,
sagt: „Nimm mich zum Ball,
umkreisend die Sonne als Erde;
das W hilft beim Werden.“
Das W weiß, das war’s,
steht Kopf und wird Mars
in der Planetenherde.

*

Das R verließ zwei Rehe.
Sie fanden sich in Ehe,
obwohl sie doch recht scheue.
Und als das T der Treue
dann eines Tags verblich,
nahm jedes nun für sich,
ganz ohne R der Reue
ein N; sie wurden Neue.

© Ingrid Herta Drewing

Der Rosenbaum

Ein Eichenbaum im Park, der Blätter bar,
um dessen knorrig, grün bemooste Zweige
sich rosa Rosen ranken, wunderbar,
gleich einer tanzend’, zarten Elfenschar,
in abertausend Blüten aufwärts steigend.

Von Liebenden gepflanzt vor vielen Jahren,
als Sinnbild ihrer Treue hier bestehend,
die Eiche und die Rose, die dem Paare
die Kraft des Lebens, Liebe offenbare,
gemeinsam Glück in Harmonie zu sehen.

Wären nicht Baum und Rosenstock geblieben,
das Liebespaar, verstorben, wär’ vergessen.
Jedoch die Poesie, die sie geschrieben,
zeigt hier Natur als ihre schöne Liebe;
und wer dies’ darf erschauen, wird ’s ermessen.

© Ingrid Herta Drewing

Das Taubenpaar

Zwei Tauben auf dem Dache, dort!
Sie trotzen still dem kalten Regen.
Gemeinsamkeit wirkt wohl als Segen;
mag auch unwirtlich sein der Ort.

Idyllisch dieses Bild, bewegend:
Die eine lieb zur andern schaut,
sie neigen schnäbelnd sich so traut,
hier zart die Zweisamkeit nun hegend.

Wo Zwei sich treu und liebend finden,
verleiht die Liebe auch die Kraft,
dass man gemeinsam vieles schafft,
wo einsam sonst der Mut mag schwinden.

© Ingrid Herta Drewing

Der Rose

R ote Rosen, glühend Feuer

O rgiastisch, süßer Brand,

S prich doch Liebste, die mir teuer,

E int das Glück uns, das uns fand?

N ie noch war mir dies Entzücken,

B lume , wie dein Anblick rein!

L iebreiz will mich zart beglücken,

U nd ich bin für immer dein.

E rlaube mir, dass ich dich frage,

T reu dich hier bitt’ um deine Hand

E in Lächeln wird dir innig sagen:

N ie welkt der Liebe Rosenband.

© Ingrid Herta Drewing

Küssen

Wie schön ist ’s doch, wenn zwei sich küssen
und nichts dabei von Falschheit wissen
Nur lippenzärtlich voller Liebe,
vereint den Kuss recht gründlich üben.

Mit beiden Armen sich umfassen
und lang nicht voneinander lassen,
in ihren Traum versunken,
verzaubert, liebestrunken.

Ingrid Herta Drewing

Mein Hund

Ich hatte, als ich Kind war, einen Dackel.
Recht eigenwillig war der kleine Hund,
wenn er was wollte, gab es kein Gefackel,
und manches Mal trieb er es all zu bunt.

Mein Dackelchen, das hatte lange Haare
und treue Mandelaugen, dunkelbraun.
Es grenzte schon ans Wunderbare,
was er erreichte durch sein liebes Schauen.

Wir beide tollten munter durch die Wälder
und durch die Wiesen, viele Jahre lang,
vorbei an Gärten, über Stoppelfelder.
Mit meinem Dackel war mir niemals bang.

Denn er war treu, wich mir nicht von der Seite;
und als ich einmal viele Tage krank,
saß er am Bett und suchte nicht das Weite,
sah mich lieb an, als gelte mir sei Dank.

Und als ihn, hoch betagt, der Tod genommen,
verschwamm in Tränen meiner Kindheit Licht.
Mein treuer Hund würd’ nie mehr zu mir kommen.
Ich sollte tapfer sein, doch konnt’ ich’s nicht.

Ingrid Herta Drewing

Adventshoffen

Ein Zauber hält mich zart umfangen.
Der Kindheit Lächeln liegt darin;
zur Krippe bin ich heut’ gegangen
und fühlt’ dies selige Verlangen,
dem ich doch schon entwachsen bin.

Der Friede, Freude und das Glück
aus jenen unbeschwerten Tagen,
sie rufen leuchtend mir zurück,
was fern dem grauen Alltagsblick,
der Weihnachtsbotschaft wahres Sagen.

Es klingen alte, traute Lieder.
Ihr froher Klang füllt meine Welt,
und Freude, die uns immer wieder
die Hoffnung schenkt, sie strahlt hernieder.
Der Liebe Stern die Nacht erhellt.

Ingrid Herta Drewing

Abschied

Auf einen Sprung, nur eine Stippvisite,
wir hatten uns so lange nicht gesehen,
Doch treuer Liebe sehnsuchtsvolle Bitte
gewährte ein paar Wochen Glücksgeschehen.

Der Abschied schmeckte bitter, noch ein Wort,
ein letzter Kuss, du musstest zügig gehen.
Schon trugen dich Gedanken von mir fort,
jedoch dein Blick versprach das Wiedersehen.

Wir wissen ’s nicht; das Leben wird es weisen,
ob dein Beruf in jenem fernen Land
dich zwingt auch weiterhin zu langen Reisen.
Ich lege dies Geschick in Gottes Hand.

Er möge schützen dich, dein Leben hüten,
auf ihn vertraue ich und seine Güte.

Ingrid Herta Drewing