Nadelöhrkamele

Noch immer fischen sie im Trüben,
negieren Menschlichkeit und Recht,
ihr Hochmut schwelgt in Egoschüben,
um skrupellos Macht auszuüben,
und sei die Wirkung noch so schlecht.

Ressourcen stetig auszubeuten,
auch wenn es in der Ärmsten Land
zerstört die Basis vieler Leute,
seh’n sie doch nur ihr eignes Heute
und ihre Gier nimmt überhand.

Der andern Menschen Not, ihr Leiden,
auch Tod von Kindern schert sie nicht.
Sie wohnen in Palästen, meiden,
was ihren Luxus könnt beschneiden,
und kennen kaum das Wort „Verzicht“.

Bereichern sich durch Hass und Kriege,
Profit der Rüstungsindustrie,
und auf dem Schlachtfeld ihrer Siege
steht Tod als Pate an der Wiege.
Wann endet diese Idiotie?

© Ingrid Herta Drewing,2016

DSCI0004

Erinnerung

Gesungen hast du, wunderschön gesungen,
ein altes Lied, das tief ins Herz mir drang,
erinnernd weckte, was längst schien bezwungen,
in Bildern tauchte auf, ein süßer Klang.

Und zart bewegt von einem sanften Sehnen
sah ich mich wieder in dem stillen Hain,
wo wir als Kinder ahnungslos und rein,
von Wundern träumend an den Bäumen lehnten.

Es gibt ihn nicht mehr diesen Wald, den schönen,
und viele Jahre sind ins Land gegangen.
Am andern Ort, ein Lied in fremden Tönen,
ein neues Leben hatte angefangen.

Jedoch bewahrt die Seele noch den Blick,
und schenkt uns zärtlich im Erinnern Glück.

© Ingrid Herta Drewing

Großes USA-Experiment

Fracking
Grundbedürfnisse missachtend,
vergiftet Trinkwasser, Umwelt.
Korruption, Aushebelung der Wasserschutzgesetze.
Menschenrechte?

© Ingrid Herta Drewing,2014

Tanker-Havarie

Des Lebens Gefieder
ermattet
am Strand.

Verloren
das unschuldige Weiß
der Schwäne.

Schwarz
schreibt die Ölspur
den Tod.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Uneinsichtig

Begrenzt scheint unser Horizont,
obwohl wir sehn, was droht,
verhalten wir uns dekadent.
Als Klimakiller, höchst solvent,
riskieren wir die Not
und vieler Menschen Tod.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Land-und Waldflucht

Jetzt ist die Zeit der Elstern und der Krähen;
sie suchen für die kalte Zeit Quartier
und finden es am Rand der Stadt; die Nähe
der Menschen bürgt mit Müll für Futter hier.

Wo auf den Feldern früher goldne Garben
den Vögeln manches Korn bereitgestellt,
da heißt es heute meistens für sie, darben,
denn dort wächst Raps, für Ökosprit bestellt.

Sie finden statt des Stoppelfeldes Hasen,
die sich vor Bauchweh krümmen, falsche Kost,
die sie mitsamt den Pestiziden fraßen.
Wer fürchtet sich da noch vor Winters Frost!

Auch Wildschweinhorden aus dem nahen Wald,
wo man die Eichenbäume dezimiert’,
sie wühlen in der Vorstadt ohne Halt
die Gärten durch; nach Futter wird gespürt.

Es spielt der Marder gerne mit Mechanik;
und parkt ein Auto, es ihm schon gehört.
Der Fahrzeughalter schimpft, gerät in Panik,
das Kabelwerk des Wagens ist zerstört.

So haben auch noch viele andre Tiere
die Stadt als neuen Lebensraum entdeckt.
Wenn sie den ihren an den Mensch verlieren,
dann nehmen sie sich seinen, aufgeschreckt.

© Ingrid Herta Drewing

Lebensfrage

In jenen großen Kreislauf eingewoben,
wo Werden und Vergehen leise spielt,
nicht wissend, wer dies’ Leben angeschoben,
das sich hier fortpflanzt, in die Zukunft zielt.

So mimt der kleine Mensch die Schöpfungskrone,
getragen von Natur, die er zerstört,
anstatt mit ihr sein Leben hier zu schonen,
da sie allein ihm Heimat doch gewährt.

In seinem Hochmut, seiner großen Gier
vergisst er der Naturgesetze Kraft
und schlägt sie achtlos zu, die große Tür
zu jenem Raum, der ihm erst Leben schafft.

Vielleicht wird irgendwann in fernen Zeiten
hier eine Spezies sich besser vorbereiten.

© Ingrid Herta Drewing

Nachhaltigkeit

Dem Kreislauf der Natur
läuft vieles arg zuwider,
was auf des Menschen Spur,
der überall auf Tour,
sich schlägt so schädlich nieder.

Die Stoffe hergestellt,
zum Beispiel Plastik pur,
für die bequeme Welt,
der Luxus so gefällt,
meist’ bringen Schaden nur.

Was zum Gebrauch bestimmt,
dient heute dem Verbrauch.
Was „in“ die Mode trimmt,
man schnell als „ out“ vernimmt,
entsorgt es zügig auch.

Als wären stets ersetzbar
der Erde gute Güter,
die doch für uns unschätzbar!
Natur ist sehr verletzbar,
auch wir. Seien wir Hüter!

© Ingrid Herta Drewing

Verblendung

Wir leben so, als sei die ganze Erde
für uns alleine da, für uns gemacht,
als ob Ressourcen könnten sich vermehren
wie Schafe, zahlreich und in großen Herden.
Wir beuten alles aus, oft unbedacht.

Und nichts als Abfall lassen wir zurück,
verklappen Altöl rasch auf hoher See,
den Plastikmüll in Massen, Stück für Stück
im Meer versenkt, Elektrokram gezückt,
und Weltraumschrott umkreist uns in der Höh’.

Wir kommen schnell von einem Ort zum andern
und schicken Waren ständig auf die Reise.
Doch während wir so just-in-time salbandern
und sorglos rasend durch Regionen wandern,
zerstören wir das Erdenklima leise.

Vernichten so, was währte Jahrmillionen,
der Pflanzen, Tiere, Menschen Lebensraum,
als hätten wir ’ne zweite Welt zum Wohnen
und brauchten diese Erde nicht zu schonen.

Wann endet endlich dieses Wahnsinns Traum?

Ingrid Herta Drewing