Wintermorgen

Der Morgen zeigt ein klar Gesicht,
die Nebel sind verschwunden.
Der Himmel blau, im Sonnenlicht
versöhnlich nun der Winter spricht,
vorbei die grauen Stunden!

Da strahlt es hell, das weiße Feld,
die Landschaft prangt im Glanze.
So traulich schön liegt still die Welt.
Nur ab und zu Schnee rieselnd fällt
von Bäumen; Vögel tanzen.

© Ingrid Herta Drewing

Zweiter Advent im Nerotal

dscn8024-1dscn8023dscn7984 Die Sonne dringt ins Tal, ein Wintermorgen
schlüpft raugereift aus Frostes klarer Nacht.
Der Farben Fülle prangt noch, wohl geborgen.
Es hüllt kein Schneepelz ein hier ihre Pracht.

Zwar hält nun Raureif manche Bank besetzt,
beansprucht in den Wiesen sein Revier.
Doch kleine Kinderhände haben jetzt
zart eingegriffen in die kalte Zier.

Auch finden trotz des Eises dort im Teich
die Enten hurtig freie Wasserstellen,
und in des kleinen Wasserfalles Reich
stürzt wie bisher der Schwarzbach in die Schnellen.

Noch tragen manche Bäume Herbstes Frucht,
erleichtern so der Vögel Futter Suchen.
Sie bleiben da und planen keine Flucht;
und hier im Park obsiegt nicht Frostes Fluchen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Monokultur

Ich würd‘ gern zurückdrehen alle Uhren,
als auf dem Land schöne Landschaft noch war,
vielfältig Felder, fern Monokulturen,
das Wachsen noch frei von Giften geschah!

Da schwirrten die Falter, summten die Bienen,
und Singvögel sangen tagein und tagaus.
Doch man ließ sich Pestizide andienen,
zerstört’s Biotop nah dem eigenen Haus.

Den großen Konzernen, Monsanto,Chemie,
hilft’s, rücksichtslos ihre Pfründen zu mehren.
Manch‘ kleinen Landwirt zwingt man in die Knie,
er wird zum Werkzeug, macht mit beim Zerstören.

So schön auch der Rapsfelder Farbe erglänzt,
hier ging ein Lebens-Orchester verloren,
dass uns die Natur einst in Fülle kredenzt‘.
Hat man sich Wohlstand so wirklich erkoren?

© Ingrid Herta Drewing,2016

Max, der Maikäfer

Es sitzt der Max auf einem Blatt
im hellen Maiensonnenschein;
noch nicht sehr viel erfahren hat
das kleine, junge Käferlein.

Drum fürchtet er den Vogel nicht,
der ihn da fasst an seinem Bein.
Erst in der Luft erkennt der Wicht:
Das könnte sehr gefährlich sein!

So fängt er plötzlich an zu strampeln
und flattert mit den Flügeln wild.
Dem Vogel sehr missfällt dies’ Hampeln,
er denkt sich: Der wird jetzt gekillt!.

Dort auf das Dach setzt er sich nieder
und ist bereit schon zum Verzehr,
öffnet den Schnabel, Max fliegt wieder
und ruft:“ Du kriegst mich nimmermehr!“

Er landet aber, welche Tücke,
ein Stockwerk tiefer auf dem Tisch.
Sein Pech, er fällt noch auf den Rücken
und liegt gestrandet wie ein Fisch.

Die Kinder, die den Max so sehen,
ihn bringen in ein großes Glas;
ein Buchenzweig darf noch drin stehen.
Maikäfer-Haus nennen sie das.

Der Max, der in Gefangenschaft
an diesem Tag zum zweiten Mal,
wird von vier Augen angegafft,
und er entflieht schnell dieser Qual.

Er kriecht tief unters Grüne, matt,
um sich behutsam zu verstecken.
Jedoch die Kinder lupfen ’s Blatt,
um ihn genau dort zu entdecken.

Sie zählen nach der Fühler Blättchen:
„ Ja sieben sind ’s er ist ein Mann!“,
sagt Klaus, und ernsthaft meint Annettchen:
„ Max soll er heißen, das kommt an!“

Und für den Zoo die Info-Tafel
entwerfen sie mit viel Geschick,
vermeiden süßliches Geschwafel,
ins Lexikon gewandt den Blick.

„ Ein Blatthornkäfer ist der Maxe,
frisst grüne Blätter gern im Mai.
Er riecht genau, wo Bäume wachsen;
Sensoren helfen ihm dabei.

Fast fünfzigtausend soll er haben“,
liest Klaus und meint:“ Toll Max, potz tausend,
die Käferfrau hat nur achttausend,
du bist ein echter Wunderknabe!“

Das sei, sagt Nettchen, ungerecht.
Doch Klaus meint für die Brautschau-Suche
sei’s auch für Mäxchens Frau nicht schlecht.
Er setzt ihn frei auf ’s Blatt der Buche.

Sie wollen ihm die Freiheit schenken,
vergessen schnell nun Glas und Zoo.
„ Flieg, Max, du darfst an Brautschau denken!“
Er schwirrt davon, und sie sind froh.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Trüber Maitag

Mir ist so herbstlich heut‘ zu Mut,
obwohl Kalender sagt: „’s ist Mai“.
Der Himmel grau, mit Schirm und Hut
zeigt sich ein Regenkonterfei.

Ein grüner Teppich säumt die Straßen,
verziert mit Blütenblätter-Fracht;
Gewitterstürme, Hagel-Rasen
zerstörten Frühlings zarte Pracht.

Kein Vogel singt nun Maien-Lieder.
Als sei verloren Frühlings Traum,
verkriechen sie sich ins Gefieder.
Der Regen klopft und füllt den Raum.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Worte

Den leichten Vögeln unsre Worte gleichen.
Sie gleiten unbedacht flugs über Lippen.
Gedanken werden kaum zu Schranken, Klippen.
Fort ist das Wort; es wird sein Ziel erreichen.
Wie gerne fingst du’s ein, um es zu streichen,
das falsch Gesagte richtig umzutippen.

Der Worte Klang dringt tief in unsre Seele,
und sind sie sanft, ist’s wie ein zärtlich‘ Kosen,
schenkt Wärme, Licht, lässt hell erblühen Rosen.
Jedoch die harten, harschen, die Befehle,
sie schnüren zu, dem der sie hört, die Kehle,
und Traurigkeit lähmt nach dem Wüten,Tosen.

Wer dichtet, darf mit Wörtern, Klängen spielen,
zu Bildern sie verweben, Poesie
sie läutern und beleben, Phantasie
in weite Räume, Farben-Träume zielen,
in Rhythmen tanzen, jenen vielen,
die die Musik uns schenkt in Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Winter in Wiesbaden

Es zeigt in winterlichem Kleide
sich hier nun auch die kleine Stadt,
nachdem die grüne Weihnachtsfreude
sich frühlingshaft gegeben hat.

Jüngst fiel der Schnee in dicken Flocken.
Am Warmen Damm, der Teich vereist.
In Scharen viele Vögel hocken
am Wasserloch, das Wärme speist.

Der Nilgans-Clan, Stockenten, Tauben
und Krähen sind im Aufgebot,
Brotkrumen hurtig aufzuklauben,
ein freundlich‘, kindlich‘ Angebot.

Possierlich ist es anzuschauen,
dies‘ Bild der winterlichen Welt,
wo Freude und Natur-Vertrauen
der Kinder Blick in Atem hält.

Bald breitet Abend seine Stille
hier sanft auf Park und Straße aus.
Die blaue Nacht, der Sterne Fülle
begrüßt den Vollmond überm Haus.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Winterbilder

Der Winter zeigt sich nun in Weiß,
verbannt sind Grau und Regen.
Es formte Frost auf sein Geheiß
hier Bach und See die Haut aus Eis
und Glätte auf den Wegen.

Im Himmelblau sich Sonne aalt;
doch Kälte ist zugegen,
wenn sie durch Sternen-Prismen strahlt,
Brillanten-Glitzern leuchtend malt,
Licht-Zauber hell zu hegen.

Kalt klirrend starrt’s; im warmen Flaus
mag man sich nur bewegen.
Im Federkleid fliegt ein und aus
die muntre Schar am Vogelhaus,
gelockt vom Futter-Segen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Nach dem Regen

Der Sonne Strahl durchdringt das Grau,
das Regnen ist zu Ende.
Am Himmel wächst ein lichtes Blau,
beschirmt nun das Gelände.

Noch von der Bäume Zweige tropft’s
im frisch geduschten Garten,
und in Synkopen gluckernd klopft’s,
das Regenfass zu warten.

Schon finden sich die Vögel ein,
und pflegen ihr Gefieder.
Hoch auf dem Dach im Sonnenschein
erklingen lieblich wieder
der Amsel helle Lieder.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Regengruß

Schon äugt die Sonne aus den Wolkenwänden,
aus denen noch ein leichter Regen fällt.
Die Pflanzen strecken ihre Blätterhände
ins Nass, das frisch erquickt die grüne Welt.

Und auch die Vögel finden sich nun munter
zum Trinken an der Vogeltränke ein.
Der Regen geht, vom Dache tropft es runter,
stimmt in Synkopen ab den Abschied fein.

© Ingrid Herta Drewing