Lichtlied

Woher wir kommen und wohin wir gehen,
scheint ein Geheimnis; nur der Glaube weiß
um jenen Ort, den unsre Seelen sehen,
wenn wir verlassen irdisches Geleis.

Als sei’s ein Träumen, lässt uns Leben ahnen,
verspricht die Hoffnung dieses Paradies,
das lächelnd, weit entfernt von allem Mahnen
uns schenken wird, was Liebe hier verhieß.

Dort, wo das Licht in Gottes Sphären schwingt,
verwoben in den großen Lobgesang,
auch deine Seele sanft und zärtlich singt,
erleuchtet von der Klarheit wahrem Klang.

Ein göttlich‘ Lied der Liebe, die nie endet
und in das Dunkel dringt, sich strahlend sendet.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Den Anfängen wehren

Gesungen, als die Stimme sollt‘ verstummen,
ein letztes Mal zum Licht gewandt den Blick.
Die Wahrheit laut beklagte das Verdummen;
kein Echo trug ein klares Wort zurück.

Zwar gab es Tränen, jenes stille Weinen,
verschämt sich flüchtend aus dem dunklen Traum.
Doch die Gewalt konnt‘ brüllend sich vereinen,
und Terror, blind im Wahn, ergriff den Raum.

Da hilft es nicht, sich leise zu empören,
da muss man rufend noch in Wüsten stehen,
sonst wird man bald sich selbst nicht mehr gehören
und schließlich nur in Sack und Asche gehen.

Im Widerstand vereint sich zu erheben,
verlangen da Vernunft und menschlich‘ Leben.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Lob der Kunst

Wer dichtet, lebt in Wort und Bild und Klang,
poetisch darf er seine Kräfte einen,
die Seele schwingen lassen im Gesang,
mag auch sein Alltag gänzlich anders scheinen.

Er findet Harmonie im Klang der Worte,
erfasst die Bilder und gewinnt den Blick
für das Verlorene am müden Orte
und holt es schreibend in das Licht zurück.

Des Lebens sanfte Katalysatoren
die Kunst der Dichter, Maler, Komponisten.
In ihrem Werk wird wieder neu geboren
des Lebens Lächeln, Sinn, den man vermisste.

Die Kunst vermag mit ihrem Bild, dem schönen,
uns zu beglücken, gütig zu versöhnen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Sprichwörter abgeklopft

Lügen haben kurze Beine?
Lange haben sie ,wenn Scheine,
Macht ihr Dasein fein kaschieren,
während viele arme Schweine
selbst bei Wahrheit nur verlieren.

Morgen,morgen, nur nicht heute!
Heute machen wir noch Beute,
morgen sind wir ehrlich,
meinten unverschämt die Räuber,
sonst sei’s zu beschwerlich.

Wer Andern eine Grube gräbt,
dem wünscht man, er fiel‘ selbst hinein.
Doch leider lehrt uns die Erfahrung,
dass dies dann trifft nur selten ein.

Statt dessen darf da triumphierend
er stolz mit seinem Blendwerk stehen,
weil trickreich er,manipulierend,
verschleiern konnte sein Vergehen.

Es lassen sich viel‘ Schafe locken
von dem, der grünes Gras verspricht;
zu spät beginnen sie zu bocken,
wenn schon besiegelt ihr Verzicht.

© Ingrid Herta Drewing

Friedlos

Spottfeuer entfacht
lodernde Flammen.
Das Auge der Nacht
kennt nur Verdammen.

Gefällt sich im Hass.
Die Masse ist blind.
Die Wahrheit verblasst,
und Wut wächst wie Wind.

Die Hoffnung verbrannt.
Der Wahn hat Flügel,
erobert das Land,
wild, ungezügelt.

Der Friede, nur Traum.
Die Menschheit so blind.
In Yggdrasils Raum
das weinende Kind.

© Ingrid Herta Drewing

Im Gedächtnis

Vergänglich, auf des Tages Blatt geschrieben,
dem Schatten dieses Lebens auf der Spur,
ein stetes Kreisen, Sprechen, Schreiben, Üben
sind wir ja meistens Epigonen nur.

Wir nehmen unser Reden viel zu wichtig.
Das Wort wird uns zum Weihrauch, der gefällt,
und dennoch ist doch manches gar zu nichtig,
was uns beschäftigt und in Atem hält.

Von vielem, was gesagt im Sonnenlicht,
mag vielleicht bleiben nur ein zart‘ Gedicht,
das wer an einem Frühlingstag geschrieben,
erfüllt von reinem, grenzenlosem Lieben.

Denn Liebe, die in ihrem Wesen wahr’,
berührt , bewegt uns, wir erfühlen ’s klar.

Ingrid Herta Drewing

Gut und schön

Das Schöne, das verborgen blüht,
beflügelt manchen Liebestraum
der sehnend in die Seele zieht,
den Alltag und die Sorgen flieht,
zur Hoffnung werdend, füllt den Raum.

Doch wirklich schön ist nur, was gut
und altruistisch sich erweist,
erglühen lässt, was dunkel ruht,
und helfend nackten Fuß beschuht,
den Weg erwählt, der Lieben heißt.

Das, was dem Auge bleibt verschlossen,
erkennt ein sehend, liebend Herz,
nicht aufgehübschten Scheins Genosse,
erspürt es immer, unverdrossen,
das wahre Schöne auch im Schmerz.

Ingrid Herta Drewing