Ruhiges Meer

So sanft liegt nun das Meer,
als kenne es kein Stürmen,
kein Brausen, Wellen-Türmen,
nicht wilden Wetters Wehr.

Bei Ebbe schenkt‘ s am Strand
im blauen Mittagslicht
bis zu des Flutens Pflicht
die Illusion von Land.

Der Wächter blickt hinaus,
als könne er erschauen
Gefahren, kein Vertrauen
hat er in Meeres Braus‘.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Meer

Federwolken,weiß
in den Blauhimmel getuscht
über den Dünen.

Silberne Wellen;
in der gleißenden Sonne
schimmert das Meer.

Die hellen Muscheln
leuchten aufgereiht am Strand,
der Ebbe Geschenk.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Vormittag am Strand

Es weht der Wind mir Schleier vor den Blick;
mein langes Haar geriet in seine Fänge.
Auflandig strömt er, wirbelnd wie verzwickt,
befreit, was leicht sich löst aus engen Zwängen.

Da stieben Möwen schreiend über Land.
Die Dünen rauchen, wo Strandhafer fehlt.
Auf meinen Lippen fühl’ ich feinen Sand,
und dort im Lee der Hügel Hitze schwelt.

Die Sommersonne bald im Mittag steht,
und auf dem Meer blinkt gleißend hell das Licht.
Es wächst der Strand, denn mit der Ebbe geht
das Wasser, bis es wieder flutend spricht.

Und ich spaziere hier durch Niedrigwasser hin,
den Strand entlang, und frön’ dem Sammlersinn.

© Ingrid Herta Drewing