Archive for the Category Schmunzelgedicht

 
 

Tierisch ver-rückt

Da springt der Hamster aus dem Rad,
der Laubfrosch aus dem Glas.
Das Hausschwein probt im Feld Spagat.
Die Schnecken geben Gas.

Die Katzen tanzen im Ballett
mit Mäusen Schwanensee,
und Krähen spielen ganz adrett
hier Pinguin im Schnee.

Hoch auf dem Drahtseil schwebt die Kuh;
ein Esel bläst Posaune.
Der Elefant und auch sein Gnu
sind heute guter Laune.

Und auf der Rue spazieren Tiger,
gefolgt von Nerzen,Leoparden.
Die Schwäne hier als Überflieger;
Hyänen scherzen aus Mansarden.

Die Enten schnattern, steh’n Spalier
gemeinsam mit den Gänsen.
Die Füchse mimen Kavalier
und laden ein zu Tänzen.

Die Hunde freudig, leinenfrei,
nun ziehen durchs Gelände.
Ein Affe laust sein Konterfei,
und Wölfe schütteln Hände.

Der Maulwurf tanzt mit seiner Grille.
Zwei Schlangen sich umwinden.
Ein Bär lupft die Designerbrille,
hofft Honig hier zu finden.

Die Löwen, wie aus Stein gehauen,
bewegt der Mumpiez nicht.
Sie ruhen majestätisch, schauen
mit stoischem Gesicht.

© Bild und Text: Ingrid Herta Drewing

Karls Silvester-Ausflug

Unlängst wird vom Böllerkrach
im umfriedeten Gehege
Ransi-Karl im Grabe wach,
räkelt sich und meint dann: „ Ach,
jetzt beschreit‘ ich neue Wege!

Werde all dem üblen Zores,
das mich stört in meiner Ruh‘,
nun mal tüchtig lehren Mores,
dass sie ihren Kokolores
dann vergessen wohl im Nu!“

Und er birgt schnell sein Skelett,
das zu lautstark ihm tat plappern,
in das Tuch, das sehr adrett
war um ’s Kreuz gewunden nett;
Karl bekämpft nun so sein Klappern.

„Gruseln soll ’s die lauten Leute,
wenn ich schaurig auf sie treff,
Grablicht-Glut, die brauch‘ ich heute;
geisterhaft werd‘ wilde Meute
ich erschrecken im FF.“

Das Lokal „ Zur letzten Träne“,
fällt ihm auf durch laut Geschrei,
sonst der Trauernden Domäne,
schießt man feurig heut‘ Fontäne
zur Silvesterknallerei.

Als ein Bursche, der gewitzt,
neu Raketen starten will,
stürzt sich Karl, heran geflitzt,
plötzlich auf ihn wie ein Blitz,
untermalt ’s mit viel Gebrüll.

Schreckensbleich sucht der das Weite,
rennt so schnell er irgend kann,
meint, der Teufel ihn begleite.
Karl weicht ihm nicht von der Seite,
macht sich klappernd an ihn ran.

„ Gnade, gnade!“, fleht der, jammert.
Schließlich geht doch Karl drauf ein,
sagt dem Kerl, an dem er klammert:
„ Nur wenn still du gehst zur Kammer
und lässt ganz das Böllern sein!“

„ Ja“, beteuert der Belehrte,
„ich werd ’s auch nie wieder tun!“
„Und ich hoff ’s, denn wenn ich ’s hörte,
vielleicht jemand sich beschwerte,
komm ich wieder, werd nicht ruh’n!“

Wem Karl sonst noch ist erschienen
dort in der Silvesternacht,
wen er ließ das Lärmen sühnen
auf diversen Erdenbühnen,
wo er ’s Jahresend verbracht,
kann ich leider nicht berichten,
müsste mir das gar erdichten.

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Foto: Pixabay

Schrott-Wichtel-Gedichtel

Nach Wörtervorgabe:
Rauschgoldengel, Schnellkochtopf, Fäustlinge

Weihnachtsgeschenke

Bald ist Weihnacht, lässt ihn denken:
„Höchste Zeit ist es nun schon
sich zu kümmern um Geschenke
für die Frau und für den Sohn.“

Kurt, der schlicht ist von Gemüt
und auf ’s Praktische bedacht,
nicht auf deren Wünsche sieht,
„Firlefanz bleib’ außer acht!

Spielkonsole wünscht der Bengel?
Fäustlinge sind für ihn gut,
und für Fee, den Rauschgoldengel,
es ein Schnellkochtopf dann tut.“

Heiligabend, helle Glocken,
Kurt nun sieht ’s , enttäuscht der Blick,
wieder gab ’s für ihn nur Socken!
Nützliches kommt stets zurück.

© Text: Ingrid Herta Drewing

Zeichnung: Ingmar Drewing

Fragen eines (W)Ortsfremden

Fressen Löwenmäulchen Fleisch?
Sind in Blümchen wirklich Gänse?
Wieso sind die Steine reich?
Wie macht man aus Kaffee Kränze?

Wie fängt man die Autoschlange?
Wer trinkt aus dem Blütenkelch?
Wieso wird ’s der Büchse bange?
Gibt es ihn, den Schwarzwald-Elch?

Fängt ein Nagel an zu schreien,
wenn man ihn schlägt auf den Kopf?
Wird es hier auch kräftig schneien,
falls ich wild die Betten klopf’?

Treibt der Winter gerne Sport?
Hilft ihm da der Frostschutz auch?
Gibt ’s zum Vor – den Hinterort?
Wieso hat das Bier ’nen Bauch?

Trocknet ’s Handtuch nur die Hand?
Kehrt der Besen auf Befehl?
Gibt die Flasche dir ein Pfand?
Siebt ein Mehlsieb denn nur Mehl?

Sitzt da eine Königin
mittendrin in der Pastete?
Und wer kriegt das so gut hin,
dass er kann die Kinder kneten?

Fragen, Fragen, ohne Ende!
Ja, da rauche jetzt der Kopf,
sagst du. Doch woher die Brände?
Ist ’s das Brett vor meinem Kopf?

© Text: Ingrid Herta Drewing,

Foto: Pixabay

Sperlings auf Reisen

Herrn und Frau Sperlings Urlaubsreise
ging nun per Schiff bequemer Weise.
Sie fuhren auf dem Rhein hinunter
und landeten in Köln recht munter.

Ähnlich den anderen Touristen,
damit sie später nichts vermissten,
schossen sie Fotos ohne Ende
an jeder Ecke im Gelände.

Hoch auf dem Dom vor der Chimäre
posierte Sperling, meint, das wäre
ein wunderschönes Bildmotiv,
weil jetzt der großeVogel schlief’.

Sagte zur Spätzin:“Tritt zurück,
ich lache jetzt, dann machst du klick!“
Jedoch der Rücktritt war zu knapp,
so stürzte dann Frau Sperling ab.

Zum Glück fiel ’s ihr noch ein, zu fliegen,
sah unter sich den Domplatz liegen
die Kamera und auch die Tauben.
Die Fotos mussten daran glauben.


Herr Sperling war zunächst entsetzt,
dann sah er, dass sie nicht verletzt
und flatterte zur Spätzin hin;
Domspatz zu sein, war nicht sein Sinn.

Von dem Erlebnis eingeschüchtert,
zugleich touristisch auch ernüchtert
nahm man den nächsten Flug nach Hause
und ruhte aus bei einer Jause.

© Text: Ingrid Herta Drewing
© Skizze: Ingmar Drewing

Verkannter Poet

Verschnupft las er, er sei ein Schleimer.
Das fand er doch nun desaströs,
dass er als altgedienter Reimer
so weg geworfen in dem Eimer
der Kritiker, die fast nervös,
im Wort Verwursten Meister gar,
ihn falsch einschätzten, offenbar.

Drum gab’s für ihn kein Ruhen, Rasten.
Um diesem Bild schnell zu entflieh’n,
bewegte er flott Entertasten,
ließ Worte ungereimt so hasten,
im Prosalyrischen erglüh’n.
Und bald vernahm er, wunderbar,
dass er modern, Poet fürwahr.

Sogar der Karl kam, wie’s ihm eigen,
und bot sich als „Verleger“ an,
durft‘ ihm die Unterwelt nun zeigen,
poetisch führ’n zum großen Schweigen,
wie man es in der Gruft nur kann.
Und überm Grab am Lorbeer-Aste
sanft schaukelt eine Entertaste.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,2019

Das Schnupfenmonster

Das Schnupfenmonster geht auf Jagd.
Dies’ Wetter liebt’s, nasskalt,
und freut sich, wenn es Menschen plagt,
egal ob jung’, ob alt’.

Es mag’s, wenn seine Opfer niesen;
das klingt ihm wie Musik;
wenn rote Nasen schniefend fließen,
dann tanzt es wild und quiekt.

Dort, wo die Menschenmassen wandern,
sät aus es seine Viren
und springt vom Einen flugs zum Andern,
um sie zu infizieren.

Fast vierzehn Tage wird man Beute,
des Schnupfenmonsters Ernte.
Durch heißen Tee gelang ’s, mir, Leute ,
dass schneller ich’s entfernte.

© Ingrid Herta Drewing

Allerlei gereimte Ungereimtheiten

Ein Verkäufer, sehr beflissen,
zeigte Betten und auch Kissen
einem alten, müden Kunden.

Jedoch dieser unumwunden,
da die Schlafstatt war gefunden,
legte sich sofort hinein
und schlief ein.

***

Ein Sonntagsjäger, ganz versessen,
durchstreifte einen Wald in Hessen,
der war mit Wild recht gut bestückt.

„ Ich hoff‘, dass mir die Jagd heut‘ glückt“,
sprach er ; die Flinte ab er drückt,
doch was er fand, gefüllt mit Schrot
war nur sein Tod.

***

Ein Porschefahrer aus Bad Soden
hielt andre Fahrer für Idioten
und raste durch das Land.

Sogar am Nordseestrand
kam er nicht zu Verstand,
fand’s Watt bei Ebbe gut.
Dann kam die Flut!

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Der Gärtnerlehrling

Heut‘ spielt ER im Garten Meister
will befrei’n das Pflanzenleben
von der Schneckenplage, Kleister,
den sie überall verkleben.

Jan hat Goethes Text gelesen,
zaubert nun als Lehrling auch,
braucht dazu nicht Topf, noch Besen,
schnappt sich nur den langen Schlauch.

„Walle, walle, manche Strecke,
Wasser spritze in die Hecke,
auch dorthin, wo fern dem Rasen
im Salatbeet um die Ecke
Schnecken höchst gefräßig grasen!

Und die Wasser strömen, fließen,
will den Strahl mal senken, heben,
Tropfen glitzern auf den Wiesen,
wirbelnd in die Lüfte schweben.

Walle, walle, manche Strecke,
Wasser spritze in die Hecke,
auch dorthin, wo freche Nasen,
neugierig so manche Kecke
hier den Abstand gern vergaßen.“

„Ja, du bist ja wohl ein dreister
Bursche, übler Kerl und Flegel!“,
schimpft empört ein Mann, ein feister,
den knapp streift ein Wassersegel.

Auch ’ne Dame, die begeistert
ihren Hund will Gassi führen,
zeigt sich wütend und entgeistert,
mag solch Duschen gar nicht spüren.

„Junger Mann, das ist mitnichten
richtig, was sie da vollführen,
werd dem Meister dies berichten,
und die Folgen soll’n sie spüren!“

„Walle, walle, manche Strecke,
Wasser spritze in die Hecke
dorthin, wo so freche Nasen,
nun zu bösen Schimpfes Zwecke
hier den Abstand gar vergaßen.“

Heiß die Sonne scheint und munter
lässt er weiter Wasser fließen.
„Jan, halt ein, denn dies „Land unter“
kann uns alle nur verdrießen!“

Ernst des Meisters Worte klingen,
schnell muss er den Hahn zudrehen,
spricht von Schnecken und Bezwingen
und von kleinerem Versehen.

„Ach, Jan, Junge, lass dir’s sagen,
schreib’s fest hinters Ohr nun dir:
Gegen Schnecken, die hier plagen,
hilft nicht Wasser, sondern Bier!“

© Ingrid Herta Drewing,2018

Osterhase ante Portas

Osterhase ante portas_n

Nicht nur in Läden im Regal
lockt schon das Ostereiermahl.

Es seien auch so manche Hasen
gesichtet worden auf dem Rasen,
bepackt mit Körben auf dem Rücken,
dem Huhn abschwatzend Ei und Küken.

Und einer hätte sich, man staune,
beschwipst , in einer Hoppellaune,
geschwungen auf den Baum in Hatz,
am Nest gemeldet bei Herrn Spatz.

Begeistert von XXS- Eiern,
wollt’ er sie haben für das Feiern.
Jedoch Fritz Spatz, er lehrt’ ihn Mores,
sagt’, dies sei alles Kokolores.

Die Sperling’ als bedrohte Art,
sie wüssten um des Nachwuchs’ Part.
Er trolle sich und solle rennen,
sonst lern’ er Spatzenpower kennen.

Wie, wann und ob der Has’ gegangen,
ob er vom Ast fiel gar im Bangen,
das kann ich hier nun nicht berichten.
Das ist ’ne andere Geschichte.

© Text :Ingrid Herta Drewing
© Zeichnung :Ingmar Drewing