Archive for März 2011

 
 

Hoffnung

Wer kann, der mag dies’ Lied wohl singen,
auch wenn der Morgen stumm die Saiten rührt,
und bleiern mit gelähmten Schwingen
der Phönix sich kann kaum verdingen,
da er sich zögerlich im Grau gebiert.

Solange noch ein Mensch auf Erden
die Stimme hebt und hoffend nicht verzagt,
gesellen sich zu ihm Gefährten
und wagen sich in neues Werden,
erreichen mutig wieder Klang und Tag.

Ingrid Herta Drewing

Getrübte Frühlingsfreude

Als gäbe es ihn nicht, den Tod auf Erden,
so blüht sich nun der Frühling in mein Herz.
Ich fühl’ beglückt erglüh’n dies’ neue Werden,
vergesse kurze Zeit das Leid, den Schmerz.

Doch unbeschwert, wie sonst, kann ich nicht sehen
den Blütenrausch, der hier ziert meine Welt;
weiß ich doch, dass in Japan, Libyen gehen
die Menschen in den Tod, der viele fällt.

Ich wünscht’, ich hätte einen Zauberstab,
mit dem ich könnt’ das Unheil hier auf Erden
verbannen in ein fernes Sternengrab,
damit die Menschen alle glücklich werden.

Doch leider bin ich nur ein kleiner Wicht,
so bitt’ ich Gott, dass er verlass’ uns nicht.

Ingrid Herta Drewing

Sonniger Frühlingstag

Wie klar und blau doch heut’ der Himmel ist!
Kein einzig’ Wölkchen mag dort stehen.
Die Sonne, strahlend schön, den Frühling küsst,
den wir im Park und Garten blühen sehen.

Auch uns macht ihre Wärme froh und heiter.
Wir singen mit den Vögeln helle Lieder,
erklimmen für den Frühjahrsputz die Leiter,
und passen uns dem Schönen an, nun wieder.

Das Winterlied in Moll ist jetzt verklungen,
Erneuerung sagt flüsternd die Natur.
Da wird in Dur das Leben lieb besungen.
Wir folgen leicht, beschwingt der Blüten Spur.

Und ein Crescendo uns in Atem hält.
Wie schön, wie wunderschön ist doch die Welt!

Ingrid Herta Drewing

Viola

Hier steht ihr so, als schautet ihr mich an,
mit euren kleinen, zarten Blüh-Gesichtern.
Stiefmütterchen, wer hat euch so benannt?
Den Namen gab euch ganz bestimmt kein Dichter!

Viola, dieser Name ist Musik
und passt zu euren farbenfrohen Blüten,
wenn ihr im Frühling und im Herbst euch wiegt
bei Wind und Wetter in der Schönheit Güte.

Beglückt bin ich, wenn ich euch wachsen sehe.
Seid ihr mir doch seit Jahren sehr vertraut,
in Blumenbeeten dort im Park erschaut,
wo ich versonnen oft spazieren gehe.

Ihr zeigt mir artig Hoffnung, Zuversicht
wie dort an Baches Ranft Vergissmeinnicht.

Ingrid Herta Drewing

Die Nixe im Mondlicht

Des Mondes Licht lag schimmernd auf dem See
und lud die Nixen ein zum Wellentanze.
Ihr zärtlich’ Flüstern drang sanft in die Höh’;
Sie wiegten lieblich sich im Silberglanze.

Ein Jüngling, der verträumt am Ufer saß,
sah dies verwundert, glaubt’, er sei von Sinnen.
Der Wassernixen Königin im Gras
reicht’ ihm die Hand, den Reigen zu beginnen.

Er folgte ihr, dem Zauber hingegeben,
und tanzte in der Vollmondfrühlingsnacht.
Ihm war, als würde er auf Wolken schweben,
bis er im hellen Sonnenlicht erwacht’.

Ein Traum! Er lächelte; jedoch bei Mondenlicht
sucht er zuweilen noch der Nixe lieb’ Gesicht.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingstag

F lötenklänge tönen wieder
R ufen sanft in mildes Wehen
Ü ber Gärten, Wiesen, Felder.
H och im Wipfelrausch der Wälder
L ässt sich hell der Frühling sehen.
I mmer neue Blütenlieder
N immt er auf sein Notenblatt :
G löckchen, Tulpen, weißen Flieder
S chlüsselblumen, und er hat
T raumhaft es geschrieben nieder.
A tmen wir den zarten Duft
G lücklich in der Sonnenluft !

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmittag

Friedlich schöne Mittagsstunde!
Hier im hellen Sonnenlicht
hör’ und fühl’ ich Frühlings Kunde,
sehe, wie er lächelnd spricht.

Von des Lebens jungem Werden,
Wachsen, Grünen, Neubeginn.
Er entlockt der kleinen Erde,
zärtlich flüsternd, Blütensinn.

Froh gestimmt die Vögel singen,
fliegen leicht beschwingt, die Luft
ist erfüllt von süßem Klingen
und der Blüten mildem Duft.

Friedlich schöne Mittagsstunde!
Mir ist auch nun leicht zu Mut,
träum’ im Park bei der Rotunde,
Lebensfreude tut so gut!

Ingrid Herta Drewing

Hochmut kommt vor dem Knall

Ein Fahrradreifen, alt, doch rund,
der hatte einen Platten;
er stand in der Garage und
bedauert‘ sein Ermatten.

Der Autoreifen neben ihm,
der schaut auf ihn verächtlich,
sagt’ so was würd’ ihm nie passier’n,
dafür sei er zu mächtig.

Für ihn gäb’ es kein Risiko,
nichts könnt’ Gefahr ihm bringen,
da er stabil sei, sowieso
stünd’ über allen Dingen.

Jedoch am gleichen Tage noch,
dort auf der Autobahn,
ist er, der unverwüstlich, doch
in Nägel rein gefahr’n.

Der Reifen platzte schließlich laut,
das Auto kam in Not.
Der Fahrer, der erstaunt geschaut,
entging nur knapp dem Tod.

Den Reifenrest entsorgte man
(er hatte kaum Profil).
Ja, wer sich gar zu sicher ist,
gerät ins falsche Spiel.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingserwachen

In jedem Sonnenstrahl, der nun erglüht,
regt sich ein Pflänzchen und erblüht.
Die kleine Welt erwacht im Frühlingssehnen.
Auch du, verwundert, wie dir nun geschieht,
singst wieder mit des Lebens Lied,
befreit von alten Stützen, Winterlehnen.

Hinaus lockt dich die Luft, die nun so mild,
der frische Duft, das Blütenbild,
die Vögel, die im Garten lieblich singen.
Fühlst dich beschwingt wie sie, so froh erfüllt.
Dies’ Lied, das deinen Kummer stillt,
dringt tief dir in die Seele, zärtlich klingend.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsanfang

Der Frühling trägt sein grünes Kleid
im Park, in Gärten, Auen
und auch der Himmel, glänzend weit,
lässt hell die Sterne schauen.

Die Buschwindröschen, lieblich, zart,
ein Teppich, weiß im Walde,
und der Narzissen Glockenart
glänzt freundlich, gelb auf Halden.

Schon streckt auch der Magnolienbaum
die Knospen prall zur Sonne,
und der Forsythien goldner Traum
bereitet leuchtend Wonne.

Noch fehlt der Luft der weiche Schmelz,
ein kühler Wind will scherzen.
Jedoch befreit von Winters Pelz,
erstrahlt das Land im Märzen,
singt mit des Frühlings Terzen.

Ingrid Herta Drewing