Archive for Juli 2022

 
 

Mauersegler-Abschied

Noch herrscht der Sommer im Gelände
und Sonne heiß im Mittag glüht.
Jedoch ein Gastspiel ist zu Ende,
die Mauersegler-Schar behände
nach südlichen Gefilden zieht.

Vorbei sind Schwirren, Rufe schrille,
wenn flugs sie durch die Häuserschlucht
am Morgen und vor Abends Stille
nach Beute jagend hier in Fülle
Insekten fingen auf der Flucht.

Mir fehlen sie, ihr sanftes Schweben,
wenn zahlreich sie im Himmelblau,
ein Sinnbild für dies Sommerleben,
sich über alles hoch erheben
in friedlich liebenswerter Schau.

© Foto u.Text : Ingrid Herta Drewing

Spuk im Burghotel


Schnurbelschnauz und Schnulligunde,
die man selten nur geseh’n,
trafen nächtlich sich zur Stunde,
um in muntrer Geisterrunde
schaurig spukend umzugeh’n.

Nicht mit lautem Kettenrasseln,
wie’s gefiel dem Henkersknecht,
der, gefolgt von Kellerasseln,
lärmte, konnte Schlaf vermasseln
dem, der friedlich träumen möcht‘.

Auch nicht polternd wie der grobe
Ritter Potz, der seine Frau,
die der Minnesänger Loben
schmachtend auf den Schild gehoben,
einst vor Eifersucht schlug blau.

Kaum auch wie die Sabbertruden,
winselnd in des Windes Weh,
die dort in den alten Buden
zischelnd Falschgerüchte luden
und befleckten reinen Schnee.

Nein, sie liebten es, zu scherzen,
raubten Börse, Hose, Hemd
dem, der untreu einem Herzen
hier beim Stelldichein der Kerzen,
dass er fortan geh‘ nicht fremd.

Seiner Dame Kleider schwanden,
sanft zerfielen sie zu Staub,
schnell kam auch ihr Schmuck abhanden,
Nebelgeister sie umwanden
und das Bett wie Efeulaub.

Schnurbelschnauz und Schnulligunde
tanzen froh noch Ringelreih’n,
Mitternacht schlägt ihre Stunde.
Nie erfährt’s der nächste Kunde,
der dort checkt ohn‘ Argwohn ein.

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Foto: Pixabay

Die Wüste wandert

Noch singen,
behütet im Dornenbett,
der Kakteen Blüten
glühend farbige Lieder
in den Himmel der Halbwüste.

Und der Palmen
stolz erhobene Kronen
widerstehen federnd
dem Wüstenwind .

Doch schon sind
gefangen
im Sandstrahl
die Dächer des Dorfes
am Rande der Düne.

©Text: Ingrid Herta Drewing

Fotos: Pixabay

Anthropozän

Das Grünen, Blühen, Reifen und Vergehen
zeigt an im Wandel mir den Lauf der Zeit
und lehrt mich, nichts darf dauerhaft bestehen;
sein Abschied liegt schon bei Beginn bereit.

Jedoch, was wir beschleunigend vernichten,
zerstört der Erde schönes Angesicht,
das Arten-Sterben, das wir stumpf verrichten
durch CO2-Ausstoß und Giftgemisch.

Was die Natur hier seit Millionen Jahren
hell leben lässt, so vielfältig vernetzt,
verheeren wir, anstatt das zu bewahren,
was letztlich doch auch uns ins Leben setzt.

Der Wahn, zu mehren stetig alle Gaben,
so jene Plastik-Fülle, die uns droht,
womit wir Land und Meer verschandelt haben,
als Mikroplastik grüßt im „täglich Brot“.

Wir sollten doch das rechte Maß hier finden,
im Einklang sei das Dasein mit Natur,
ins Lebens-Netz sich sorgsam einzubinden,
statt auszubeuten, folgen sanfter Spur!

©  Text: Ingrid Herta Drewing,

     Foto: Pixabay

Hochsommer

Leuchtender Vollmond,
tropische Impressionen
in windstiller Nacht.

Des Tages Hitze
strömt aus glühenden Mauern
der schlaflosen Stadt.

Mein grüner Balkon
verwöhnt mich, Kräuterdüfte,
Traum unter Sternen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Mittagspause

Hochsommer zelebriert die heißen Stunden;
ermattet magst du nun im Schatten ruh’n.
Was vormals drehte stressend seine Runden,
ist für geraume Zeit dem Blick entschwunden;
du gönnst dir diese Pause nichts zu tun.

Der Ventilator summt sein sanftes Lied,
vertreibt die Hitze, schenkt dir frische Luft.
Im Mittag ruht der Tag, und leise zieht
Beschaulichkeit dir zärtlich ins Gemüt,
und dich umgibt Lavendels herber Duft.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Zwiespalt

B

Ukraine, Krieg und Tod hier im Südosten
Europas herrschen, bringen Sorgen, Leid.
Doch dort in Groß-Britannien auf dem Posten
kämpft sportlich vor den Fans die Fußball-Maid.

Das mag unzeitgemäß dem Blick erscheinen,
auch Tour de France und Leichtathletik-Spiel‘.
Doch kann im Sport ein solcher Wettkampf einen,
weil Regeln man beachtet, faires Ziel.

Ach, wären die Probleme hier auf Erden
so klar zu lösen wie in Spiel und Sport,
dann könnt‘ die Welt ein Hort des Friedens werden,
Vergangenheit die Kriege, Völkermord!

Die Menschheit sollte endlich sich aufraffen,
gemeinsam Frieden auf der Erd‘ zu schaffen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Endlich Regen

Kaum hätte ich es je geglaubt,
dass ich mich so könnt‘ freuen,
wenn grau die Wolken dräuen.
Doch Regen wäscht, was hier verstaubt,
darf Trockenheit verbleuen.

Der Bach, der durstig trocken lag,
strömt plätschernd durchs Gelände,
als ob er sprudelnd fände
nun erst den Weg, der ihm behag‘
zu seinem Mündungsende.

Die Bäume, die hier schon im Park
die Blätter, Borken schoren,
matt wirkten wie verloren,
sie zeigen sich erneut nun stark
zum Grünen auserkoren.

Vorbei der Hitze Einerlei,
ob Berg, ob Tal und Klüfte;
des Sommers milde Düfte
auch mich jetzt lassen atmen frei,
und Wind erfrischt die Lüfte!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Schwarzbach im Nerotal

Widerstand

Zum Gedenken derer, die versuchten am 20. Juli 1944 Nazi-Deutschland zu befreien.

W iderstehen, wenn die Macht
I hren Weg ins Böse wendet!
D as habt Ihr beherzt vollbracht,
E ures Lebens Mut vollendet!
R ichter nahmen Euch das Leben.
S churken fragen nicht nach Recht.
T error, Hetze war gegeben,
A hnend Volk spielt’ stumm den Knecht.
N ie soll wieder solche Bande
D eutschland zwingen, bringen Schande!

© Akrostichon : Ingrid Herta Drewing

© Foto : Torsten Hornung

20.07.1944!
Die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus hier in Form eines Briefmarkenblocks aus dem Jahr 1964 verewigt!

Dichten im Krieg

Dies Spiel mit Worten, Bildern, Reimen, Klängen,
ein zaghaftes Beginnen ohne Zwang,
obwohl der innren Stimme sanftes Drängen
schon hell in deinem Dichterherzen schwang,
schien zu verstummen, hüllte sich in Schweigen.

Das Grauen, das entblößt sein Angesicht
in diesem kriegerischen Todes-Reigen,
ließ dich entsetzen, sprengte das Gedicht.

Und sprachlos vor den Gräbern, den Ruinen,
Zerstörungs-Zeugen der Aggressor-Tat,
stehst du erstarrt, vermagst kaum noch zu dienen
der Poesie und ihrem schönen Pfad.
Bis deine Klage laut nach Frieden schreit,
einfordernd jenen Weg der Menschlichkeit.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing