Archive for the Category Mundartgedicht

 
 

In de Bütt

Ihr Leit, ich komm heut nit als Bersch
aach nit als Monster oder Zwersch,
aach nit als so en Baumes-Wipfel:
Ich bin de letzte Klima-Gipfel.

Die Zettelscher hier an meim Hemd
sin Resümees, die euch nit fremd;
sie zeische uff stets einwandfrei
wie merr beschränkt des CO2.

Doch leider ist ’s dann schon gewese,
die Zettelscher will kaaner lese.
Kaum sin die Gipfel-VIPs deham,
kenne die nur noch annern Kram.

Aach klimaphob un dekadent,
son Twitter-Kasper, den ihr kennt,
erklärt, dess alles wär nur Wetter,
er fänd’s halt heiß und warm viel netter.

Damit sich Wirbelstürm‘ nit traue
in seinem Land vorbei zu schaue,
will er, denn des versproche hätt‘ er,
bekannt als Bohrer dünner Bretter,
jetzt gesche die e Mauer baue.
Narzisstisch, geldgierig im Handel,
kennt der gar keinen Klimawandel.

Verzweifeln könnt‘ ich Klimagipfel.
Doch seh ich jetzt ’nen Hoffnungs-Zipfel,
weil Jugend freitags demonstriert,
damit mer nit den Blick verliert
für ’s Klima, was da wichtig ist.
Vielleicht bleibt uns ’ne Galgenfrist?

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing, 20.02.19

Herbstschimpf, hessisch

Jetzt horsch emol, mein lieber Herbst,
loss blooß den Reesche, du verderbst
uns sonst noch die ganz Äbbelernt’!
Mach dich hier ab! Kannst doch entfernt,
im Taunus, obbe uff em Bersch
ganz lussdisch mit deim Störmsche spiele,
von mir aus hibbe, übberzwersch;
nur hier bei uns sollst du nitt wühle!

© Ingrid Herta Drewing