Archive for the Category Brauch

 
 

Vor dem Haus zu Neujahr

Die Nordmann-Tanne liegt dort zum Entsorgen,
wirkt grünend frisch, nicht ihrer Nadeln bar,
nun Abfall, nur ein Strohstern zeigt noch klar,
dass sie, als Weihnachtsbaum zum Fest erworben,
das Lichtgeschenk in einem Haushalt war.

Befremdlich will mir dieses Bild erscheinen,
wie achtlos wir hier nutzen die Natur,
als Konsumenten folgen einer Wegwerf-Spur.
Ein Kurz-Verbrauch lässt wohl zu schnell verneinen,
was uns beglücken könnt‘ in Wald und Flur.

Dreißig Millionen solcher schönen Bäume,
gezüchtet zum Verbrauch, Monokultur,
Plantagen, Wirtschaftsfaktor heißt es nur;
man nimmt dabei dem Mischwald Wachstums-Räume,
in jedem Jahr die gleiche Prozedur.

Nachhaltig könnten wir das Brauchtum pflegen,
verschwenden nichts so maßlos und so stur,
da braucht’s auch keinen Plastik-Tand, obskur!
Im Blumentopf lässt sich ein Bäumchen hegen,
auch ein geschmückter Zweig dient der Kultur.

©  Text: Ingrid Herta Drewing,

Foto : Pixabay

Der Rauschgoldengel

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Ein Rauschgoldengel, älter schon an Jahren,
lag, in ein Seidentüchlein eingehüllt,
nebst Kugeln,kleinen bunten und glasklaren
mit silbrigem Lametta, zart zerknüllt,
in einem Korb mit Watte, weich gefüllt,
um ihn vor Schäden sorgsam zu bewahren.

Er, welcher einst den Weihnachtsbaum durft‘ krönen,
der festlich hell erstrahlt‘ im Kerzenlicht,
nun musste traurig seine Tage frönen,
bedeckt von der Jahrzehnte Staubesschicht,
in dunkler Speicherecke im Verzicht,
anstatt den Heiligabend zu verschönen.

Die, die ihn schätzten, waren längst vergessen,
erloschen ihres Lebens lichter Stern.
Auch Kindeskinder, die das Haus besessen,
meist mochten diesen alten Brauch nicht gern
und suchten Sonne, Strand, ein Land, das fern,
die Weihnachtszeit als Urlaub zu ermessen.

Des neuen Eigentümers Sohn, der Träumen,
auch oft der Phantasie ließ freien Lauf,
stieg auf den Speicher, wollt‘ ein wenig räumen
und hoffte, Schätze dort zu finden, die zuhauf
man früher heimlich brachte hier hinauf,
um dadurch schlimme Nöte zu versäumen.

An einem Wintertag, er wollt‘ schon gehen,
denn unterm Dach war es empfindlich kalt,
sah er den Korb noch ganz versteckt dort stehen
bei einem Schaukelpferdchen, das recht alt.
Entdeckerfreude hielt ihn an zum Halt,
das musste er genauer sich besehen.

Und als den Rauschgoldengel er enthüllte,
da schien es ihm, als ob aus einer Welt
des Zaubers man ihn riefe, ihm erfüllte,
was er sich oft in Träumen vorgestellt.
Ganz andächtig er hoch ihn vor sich hielt,
beglückt, dass dieser Schatz die Suche stillte.

Und in der Tat, dies durfte er erfahren,
zwei hundert Jahre war sein Kleinod alt,
aus Nürnberg stammend, wo solch Engelscharen
aus Messingblech gefertigt, dergestalt,
dass zart sich reihte kunstvoll Falt‘ an Falt‘,
ein Christbaumspitzenmarkenzeichen waren.

Man bot ihm Geld dafür, er wollt’s nicht wissen,
nicht wichtig war ihm hier der Handelswert.
Für ihn, er las vom alten Brauch, beflissen,
dem Weihnachtswort von Frieden auf der Erd‘,
sein Engel auf den Tannenbaum gehört.
Er strahlt vor Freude, möcht ihn nimmer missen.

© Bild u.Text / Ingrid Herta Drewing

Der Rauschgoldengel

Ein Rauschgoldengel, älter schon an Jahren,
lag, in ein Seidentüchlein eingehüllt,
nebst Kugeln,kleinen bunten und glasklaren
mit silbrigem Lametta, zart zerknüllt,
in einem Korb mit Watte, weich gefüllt,
um ihn vor Schäden sorgsam zu bewahren.

Er, welcher einst den Weihnachtsbaum durft‘ krönen,
der festlich hell erstrahlt‘ im Kerzenlicht,
nun musste traurig seine Tage frönen,
bedeckt von der Jahrzehnte Staubesschicht,
in dunkler Speicherecke im Verzicht,
anstatt den Heiligabend zu verschönen.

Die, die ihn schätzten, waren längst vergessen,
erloschen ihres Lebens lichter Stern.
Auch Kindeskinder, die das Haus besessen,
meist mochten diesen alten Brauch nicht gern
und suchten Sonne, Strand, ein Land, das fern,
die Weihnachtszeit als Urlaub zu ermessen.

Des neuen Eigentümers Sohn, der Träumen,
auch oft der Phantasie ließ freien Lauf,
stieg auf den Speicher, wollt‘ ein wenig räumen
und hoffte, Schätze dort zu finden, die zuhauf
man früher heimlich brachte hier hinauf,
um dadurch schlimme Nöte zu versäumen.

An einem Wintertag, er wollt‘ schon gehen,
denn unterm Dach war es empfindlich kalt,
sah er den Korb noch ganz versteckt dort stehen
bei einem Schaukelpferdchen, das recht alt.
Entdeckerfreude hielt ihn an zum Halt,
das musste er genauer sich besehen.

Und als den Rauschgoldengel er enthüllte,
da schien es ihm, als ob aus einer Welt
des Zaubers man ihn riefe, ihm erfüllte,
was er sich oft in Träumen vorgestellt.
Ganz andächtig er hoch ihn vor sich hielt,
beglückt, dass dieser Schatz die Suche stillte.

Und in der Tat, dies durfte er erfahren,
zwei hundert Jahre war sein Kleinod alt,
aus Nürnberg stammend, wo solch Engelscharen
aus Messingblech gefertigt, dergestalt,
dass zart sich reihte kunstvoll Falt‘ an Falt‘,
ein Christbaumspitzenmarkenzeichen waren.

Man bot ihm Geld dafür, er wollt’s nicht wissen,
nicht wichtig war ihm hier der Handelswert.
Für ihn, er las vom alten Brauch, beflissen,
dem Weihnachtswort von Frieden auf der Erd‘,
sein Engel auf den Tannenbaum gehört.
Er strahlt vor Freude, möcht ihn nimmer missen.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Weihnachtsmuffel

Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit
kriecht er aus seinem dunklen Nest,
klagt laut voll Abscheu nun sein Leid,
geheuchelt sei dies’ Friedensfest.

Es steht, wie oft bei Pessimisten,
die immer nur das Schlimme sehen,
bei ihm fest auf der Abschussliste.
Das Gute lässt er abseits stehen.

Und wiederholt hat’s sich erwiesen,
dem Weihnachtsmuffel liegt daran,
die Freude andrer zu vermiesen,
er nörgelt rum, so gut er kann.

Ihm fehlt da jene Toleranz,
die er sonst oft und gern bemüht,
wenn es ihm passt in seinen Tanz,
in Kreise, die er selber zieht.

Er muss wohl den Kulturkreis meiden,
will er dem Weihnachtsbrauch entkommen,
um nicht an Freud’ und Lieb’ zu leiden,
dem Glaubensglück der andern Frommen.

© Ingrid Herta Drewing,Überarb.2015

Zeitenkarussell

In Läden künden hier schon Hyazinthen
mit ihren Düften Frühlingsnähe an,
obwohl wir uns im Winterkalt befinden,
noch Schmuck entfernen von der Christfests-Tann.

Kaum hat die Weihnachtszeit beschwingt geendet,
zeigt närrisch sich die fünfte Jahreszeit.
Mir ist’s , als habe man zu rasch gewendet,
fühl‘ mich zum Mummenschanz da nicht bereit.

Als drehte sich zu schnell ein Karussell,
will mir dies Wechselspiel nun fast erscheinen.
Ein Innehalten an der schönen Stell
wär‘ wünschenswert, ein Augenblick im Reinen!

Doch schneller als der Kreislauf der Natur
bewegt sich wohl der Mensch auf seiner Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Rituale

Auch wenn dein aufgeklärter Geist sich sträubt;
wir Menschen brauchen sie, die Rituale.
Wir mögen’s, wenn zur Weihnacht Schnee hier stäubt
und Lichtersterne sich ins Dunkel malen.

Ein Festtagszauber darf den Alltag schönen.
Wir ruhen uns von grauen Sorgen aus,
und wollen schenken, herzensfroh verwöhnen
die Lieben unterm Tannenbaum zuhaus.

Genießen freudig auch den Weihnachtsjubel,
die alten Lieder, die erneut erschallen,
und danken Gott, wenn sich gestillt der Trubel,
andächtig in der Kirche weiten Hallen.

Zum Innehalten sind wir nun bereit;
das Christfest schenkt uns jedes Jahr die Zeit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Mittsommer

Der längste Tag des Jahres hat begonnen,
und golden feiert Licht, uns nun bedacht
Mittsommernacht, in Liebe lass uns sonnen,
bevor die Dunkelheit erneut erwacht.

Die Hoffnung, dass auch hier ein Sommerleben,
in Licht getaucht, sein blühend‘ Lied erfüllt,
lässt uns in Harmonie nun mild verweben,
was sonst so grau die Wirklichkeit verhüllt.

Wohl wissend, dass die Sommersonnenwende
allmählich kürzt den Tag in unsrem Raum,
genießen wir dies‘ Leuchten ohne Ende
wie einen schönen, lang ersehnten Traum.

Wir reichen freudig uns zum Tanz die Hände,
so als ob unser Leben neu sich fände.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Blumen-Orakel

Da sitzt im Gras das junge Mühmchen,
sich sorgend um des Liebsten Pfand.
Die Margerite in der Hand,
zupft sie die Blättchen. Armes Blümchen,
denkt, dass dir Liebe sei bekannt!

„ Er liebt mich? Nein, er liebt mich nicht!“
Ach lass doch diesen Wahn, den tauben,
musst nicht der Blüte Schönheit rauben,
schau lieber in sein Angesicht!
Was dir sein Blick sagt, darfst du glauben!

© Ingrid Herta Drewing,2014