Archive for Juni 2009

 
 

Sommer

Das Sommerhuhn sitzt überm Land,

wir fühlen es als Schwüle.

Es sinkt im Fluss der Wasserstand.

Der Mensch liebt nun das Kühle.

Die Eisverkäufer können strahlen,

gut gehen die Geschäfte.

Der Kürschner müsste da schon prahlen,

entlässt nun Arbeitskräfte.


Und Ferienzeit, der Kinder Glück,

sie spielen, träumen, baden

im nahen See, mit freiem Blick,

Natur hat eingeladen.


Doch wer noch schwere Arbeit hat,

beklagt die schwüle Hitze,

hängt abends in den Seilen matt;

kühl Duschen ist dann spitze.

Ingrid Drewing

Orte der Erinnerung

Zwischen Buchs und Malvenhecken

spielten früher wir Verstecken,

freudig aufgeregt.

Heute, noch bewegt,

folge ich den Kindheitswegen,

träume von der Zeit, dem Segen,

liebevoll gehegt


Und am Tor, dort in die Linde,

schnittest du tief in die Rinde

unser Zeichen ein,

sollt’ für immer sein.

Ja, das Herz, es ist geblieben,

aber unser beider Lieben

passte nimmer rein.


Jetzt noch rührt mich leises Schauern

und der Wehmut zartes Trauern,

fühl noch deinen Kuss,

als ein fernes Muss

uns das Abschied nehmen lehrte.

Nähe, die wir so begehrten

fand hier ihren Schluss.

Ingrid Drewing

Ein Liebesbrief

Ach bitte, buchstabier mir Liebe!

Dies Wort, es klingt so schön von dir.

Ich wüsste gar zu gern, was bliebe,

wenn ich dir diesen Brief nun schriebe,

was du hernach dann denkst von mir.


Vielleicht blieb’ Liebe nur ein Wort,

das wandelt zwischen Lippen, Zeilen,

verwünscht an einen andern Ort,

sich stehlend aus dem Herzen fort,

wo sie doch zärtlich sollte weilen.


L ässt Liebe sich so buchstabieren?

I nnig , mein Liebster, lieb ich dich!

E in Herz nur hab ich zu verlieren.

B itte, magst du es deponieren,

E wig sein Platz, dein Herz für mich.

Ingrid Drewing

Nacht auf dem Lande

Wie still die Nacht im Lande ruht,

nur Uhren gehn spazieren.

Du hörst den eignen Herzschlag gut,

kannst Leben buchstabieren.


Kein Hupkonzert, kein lauter Ruf!

Hier schläft die Welt in Frieden.

Das Klackern eines Pferdehufs

fehlt ebenso hienieden.

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Magst sammeln dich in solcher Nacht

und zählst am Himmel Sterne,

denkst an die laute Großstadtmacht,

dies Leben in der Ferne.

Ingrid Drewing

Sommernostalgie

Oh sing mir Wind! Sing in den Wiesen

dein Lied, die Gräser flirren lind,

den Sonnenmittag zu begrüßen!

Der Lerche Sang, dem hellen süßen,

lauschte ich träumend schon als Kind.


Aus Wiesenblumen einen Kranz

flocht ich, trug ihn als Krone, Zier.

Und Elfen luden mich zum Tanz,

vor Glück war ich benommen ganz

im Spiel der Phantasie mit mir.


Oh sing mir Wind die alten Lieder!

Ein süßes Weh mein Herz bewegt,

lausch längst vergangnen Klängen wieder

und lass’ mich sanft im Grase nieder,

erfühle, was ich einst gehegt.

Ingrid Drewing

Abendstimmung

Der Sonne mildes Abendlicht

strahlt golden, gönnt dem Tag nun Ruh,

der Wolken Schleier werden dicht

und ziehen still den Vorhang zu.


Die Vögel singen leise Lieder,

bis auch der letzte Ton verklingt,

der Amsel Solo, die im Flieder

zart ihre Serenade bringt.


Noch traulich sitzt dort auf der Laube

ein altes Ringeltaubenpaar,

putzt sein Gefieder frei vom Staube,

fährt sorgsam durch das Federhaar.


Im Abendwind ein leises Rauschen,

fast flüsternd, durch die Bäume weht.

Andächtig sitze ich und lausche,

wie sanft ein Tag zur Neige geht.

Ingrid Drewing

Sonntag am See

Du mit deinen Sternenhänden,

Amberbaum, im grünen Licht,

kannst mir schattig Ruhe spenden,

sticht mich hier die Sonne nicht.


Unter deinen frischen Zweigen

lieg ich träumend da im Klee,

blicke, ohne mich zu neigen,

auf den nahen , blauen See.


Wo zwei kleine Segelboote

kreuzen weiß und schnell im Wind.

Standhaft bleiben sie im Lote,

eines nun an Fahrt gewinnt.


Doch das zweite folgt, im Tanze

scheinen beide dort zu sein,

in der Sonne hellem Glanze

auf dem See, im Blau, allein

Ingrid Drewing

Apriljuni

Dieser Juni spielt April,

Wetterkapriolen.

Mal zeigt er sich kalt, dann will

Sonnenbrand er holen.


Gehst du ohne Schirm, wird’s nass,

prasseln Wolkenbrüche,

oder’s Sonnenbutterfass

macht die Wetterküche.


Deckst im Garten du den Tisch,

liebst die Luft im Freien,

holt’s der Wind mit einem Wisch,

nichts kann dort gedeihen.


Nun, was soll’s, wir können nicht

unser Wetter machen,

doch ein fröhliches Gesicht,

lasst uns drüber lachen!

Ingrid Drewing

KLimakatastrophe

Des Regens leichte Tropfen fallen,

erreichen nicht das trock’ne Land,

verdunsten in der Luft, und allen

bleibt Sehnsucht nach des Regens Stand.


Seit Jahren brennt hier Sonne, Hitze,

lähmt trocken, tückisch Mensch und Tier.

Die Milch aus dürrer Ziegen Zitzen

reicht kaum noch für das Leben hier.


Kein Regentanz wirkt, der Schamane

hat längst die Trommel weggestellt.

Vielleicht hilft Beten zu den Ahnen

um Wasser , das im Brunnen hält.


Jedoch nur Staub bewölkt die Wege,

der Sandsturm hat ihn mitgebracht.

Am leeren Flussbett bleiche Stege

wie fahle Knochen in der Nacht.


Dann endlich, Wolken, schwarz und groß!

Es blitzt und donnert, und es braust.

Jetzt ist im Dorf die Hölle los,

als Wasser wild vom Himmel saust.


Es füllen Brunnen sich, und Flüsse

ergießen sich in schneller Flut.

Doch ist es Trug, wer glaubt, nun müsse

das Leben lachen, Geld und Gut.


Denn nun, im Übermaß verheerend,

stürzt diese Flut erneut in Not.

Was so ersehnt, Leben bescherend,

reißt brüllend viele in den Tod.


Da sitzen sie, die letzte Habe

verschwand in wilden Wasserwogen;

zum Trost gibt’s Spenden, die als Gabe

zur Lebensrettung eingeflogen.


Und stumm, nur ihre Tränen rinnen,

strecken sie zaghaft ihre Hand

nach Hilfe, sorgendem Beginnen

in ihrem leidgeprüften Land.

Ingrid Drewing

Sonnentag

Ein Tag so hell, als habe man die Welt

geradewegs aus einem Ei gepellt,

so klar und rein, so frisch und mild die Luft

und reich erfüllt mit süßer Blüten Duft.

Der Himmel weit, erglänzt in zartem Blau,

in grünem Kleide grüßen Wald und Au.

Der Mensch, befreit, genießt den schönen Tag,

die gute Zeit, vergisst nun Müh und Plag.

Ingrid Drewing