Archive for the Category Tücke des Objekts

 
 

„Rien n’est parfait“

Des Mondes Silberlicht tanzt auf dem Rhein,
und sanft und leicht sich wiegen seine Wellen.
Ihr leises Plätschern lullt jetzt traulich ein
dort, wo sonst tags die Motorboote schnellen.

Es ruht das Land von Tages Hitze aus;
die Tropennacht lässt unter Sternen weilen,
und frische Luft am Fluss lockt nun hinaus
die Paare, die hier Sommerträume teilen.

Doch die Idylle währt nur kurze Zeit,
ganz unromantisch nämlich Schnaken plagen.
Ob Rock, ob Hose, leichtes Sommerkleid,
blutrünstig scheuen sie nicht Hemd, noch Kragen.

Nichts ist vollkommen, flüchtig ist das Glück,
getrübt der Mondromanze Silberblick.

© Ingrid Herta Drewing

Animismus eines Laien am Rechner

Ich kämpfe täglich hier mit meinem Cursor,
er tanzt mir in den Zeilen dumm herum.
Ein fester Klick,fast stößelhaft im Mörser,
stimmt seine frechen Launen auch nicht um.

So zaubert er mir Wirrwarr in die Zeilen,
verhunzt der Worte wohl bedachten Sinn.
Schnell huscht er weg, ich muss mich stets beeilen,
wenn ich hier tippe meine Verse hin.

Ihn kümmert’s nicht,dass Silben wild entgleisen,
wenn er vertauscht den Wortstamm, das Präfix,
und ich muss prüfend stets zurück dann reisen;
sonst wird in Reihenfolgen U zu X.

Auch stört mich dieser vorlaute PC,
der ständig meint, mir einsagen zu müssen,
mir Wörter wirft in meiner Zeile Schnee,
die, blau markiert, sich aufzudrängen wissen.

Jedoch ganz schlimm wird’s, wenn er korrigiert,
weil er Metaphern nicht im Sinn erkennt,
auch Inversionen,Genitiv geführt,
er gar zu gern hier fälschlich falsch benennt.

Nostalgisch denk‘ ich an die Schreibmaschine
und ihre folgsam‘ schlichte Klappermiene.

© Ingrid Herta Drewing