Archive for the Category Poesie

 
 

Spätherbst

Nun, da die Tage sich im Grau verlieren,
der Nebel seine feuchten Schleier spinnt,
ersehnst du Licht, willst wohlig Wärme spüren
und hoffst, dass bald ein Tagen hell beginnt.

Da schätzt du dein gemütliches Zuhause,
beschaulich hörst du, wie Musik erklingt,
und mögen draußen auch die Stürme brausen,
erfreut dich eine Stimme, die schön singt.

Genießt die Poesie mit allen Sinnen,
und viele Bücher stehen dir bereit.
Das Abenteuer Lesen darf beginnen,
entführt dich aus der grauen Nebel Zeit.

Hörst still, was deine innre Stimme spricht,
hältst Glücksmomente fest, auch im Gedicht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

 

Mein Gedicht

Und Worte, die aus Träumen fallen,
sie dringen hell in meinen Tag,
wo sie in Reimen widerhallen,
in Silben, Versen rhythmisch wallen,
wie ’s Bild, Gedanke schön behag‘.

Der Sehnsucht Bilder sind beileibe
recht viele, manche kaum bedacht;
doch schenkt mir alles, was ich schreibe,
poetisch, wohlig eine Bleibe,
mein Leben im Gedicht erwacht.

©Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Erinnern

Die Lieder, die mir im Gedächtnis klingen,
die Bilder, die den Blicken so vertraut,
erfüllt von Vielem, das ich tief erschaut,
sie lassen mich nun meine Lieder singen.

Mit der Natur verbunden, stetes Kreisen,
im Jahrezeitenlauf wohl ganz zu Haus,
mal ich mit Worten mir die Klänge aus,
und doch schickt neues Suchen mich auf Reisen.

Erreiche so das Land der Phantasie,
in dem die zarte Frühlingsmelodie,
erquickend, mir als ein Geschenk gegeben.

Es wächst die Stimme, sagt mir sanft:“ Nun sieh,
erkenne jene Friedens-Harmonie,
die letztlich doch beflügelt alles Leben!“

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Lob der Lyrik


Oh doch, du solltest singen, Kind!
Prosaisch graut zu oft das Leben,
in das wir hier gegeben sind.
Drum singe fröhlich, laut und lind,
lass glockenhell die Klänge schweben!

Fatal, zu glauben, Formen hätten
ihr klares Spiel in unsrer Zeit
verwirkt, weil sie des Menschen Stätten
in heile Bilder fälschlich retten,
wozu real sei nichts bereit.

Lass uns doch auch das Schöne sehen!
Dies’ Leben, Lobgesang im Licht,
lehrt die Natur uns zu verstehen;
sie liebt ’s gestaltend aufzugehen;
vielfältig schreibt sie ihr Gedicht.

Sie kennt der Rhythmen Macht, die Klänge,
verleiht dem Chaos noch Struktur.
Mit Phantasie sprengt sie die Enge,
erfindet Formen, löst die Zwänge
und folgt des Lebens lichter Spur.

So schenk’ dein Lied in Sinn und Sagen,
in Bildern, Versen, Melodien,
das Schöne auch, nicht nur die Fragen,
das Suchen, Streiten oder Klagen!
Ein Fundament sei ’s, uns zu tragen
auch in ein Reich der Harmonien!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Vor Ablauf der Frist

Als hättest du klar es gelesen,
Verfallsdatum, Ende der Zeit,
die dir suggeriert dein Gewesen,
(„Halt dich für die Reise bereit!“)
wirkst du noch mit Worten und Wille,
auf dass sich dein Leben erfülle,
bevor es der Winter verschneit.

Da trägst du nun hin zu den Waben,
den Nektar der Worte, den Seim,
die Bilder, die Klänge, die Gaben
poetisch in Versen und Reim;
spielst so dein Lied in der Stille,
auf dass sich dein Leben erfülle
in einem „Für-Immer-Daheim“.

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing

Ermunterung

Das Jahr es altert, und allein
zwingt dich die Pandemie zu leben.
Doch du trotzt einem Einsam-Sein,
lädst virtuell dir Gäste ein,
mit Poesie sich zu umgeben.

Verleihst den Worten neuen Glanz,
die sonst im Alltagskittel fristen.
Die Phantasie gewährt den Tanz
und bannt die Ängste, Sorgen ganz;
des Tages Spiel folgt den Artisten.

Am Horizont die Hoffnung glüht,
schwingt zuversichtlich helle Fahnen,
dass uns hier bald ein neues Lied
erklingt, und alles wieder blüht
so schön, wie wir es träumen, ahnen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal

Macht der Kunst

Schreiben gegen das Vergessen,
wenn das Echo schon verhallt‘,
unbekannt auch die Adressen,
und kaum einer mag ermessen,
was geschah in Stadt und Wald.

Auch die Bilder wieder tragen
dorthin, wo in klarem Licht
sie in Farben, Formen sagen,
was man muss zu fragen wagen,
wenn’s an Menschlichkeit gebricht.

Jene Lieder wieder singen,
wenn die Furcht hat eingemummt
alles, was gefiel im Schwingen,
ließ das Leben hell erklingen.
Wieder hören, was verstummt‘!

Ja, es mag die Kunst beflügeln,
was noch liegt in Agonie,
lässt, was man matt, glatt wollt‘ bügeln,
nun befreit von falschen Zügeln,
finden sich in Harmonie.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Kurpark
Walter Wadephul
FLÖTENSPIELER, Bronze, 1965

Notstand

Manch‘ Poeten sind in Nöten,
gingen doch die Reime flöten;
müssen Entertasten löten,
die die Verse kürzen, töten.

Suchen süffig satte Silben,
tief und wirksam so zu tschilpen.
Doch im Spiel verrückter Milben
sterben diese und vergilben.

Meint die Taste: „ Ach vergesst mich,
macht halt: Reim dich, sonst ich fress‘ dich!“

© Ingrid Herta Drewing

Herbst- Beschaulichkeit

Der Regen malt mir Muster auf mein Fenster,
und Tropfen perlen, tanzen trüb im Licht.
Zwar wichen Nebelmorgens Grau-Gespenster,
doch Dauerregen sieht sich in der Pflicht.

Da schätz‘ ich mein gemütliches Zuhause,
das warme Leuchten, das im Stövchen glimmt;
und ich genieße Tee, gönn‘ mir die Pause,
das trübe Wetter mich beschaulich stimmt.

Wenn ’s draußen dräut, fühl‘ ich mich drin geborgen,
entfliehe Kälte, folg dem schönen Klang
der Poesie und hör‘ an solchem Morgen
Musik, Konzerte, Opern, Kunstgesang.

Auch wenn das Wetter sollte schaurig walten,
vermag ich’s, mir mein Leben zu gestalten.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Mäander

Sprache,
lebendiger Fluss,
der uns trägt
und auch mir
golden
den Abend verbrämt
in der Freude Klang,
in Bild und Gedanke.
Einfügen
möchte ich mich,
wirken
in deiner Kraft,
dort, wo du streifst
den felsigen Hang
noch in schlingerndem
Lauf,
driftend
in deinen Wassern,
in Wellen
gleitend dahin,
eine Weile,
im Wort,
im Gedicht.

© Ingrid Herta Drewing