Ach könnte ich der Rosenblüten Leuchten
hinüber retten in die Nebel-Nacht,
wenn Spätherbst sie verhüllt, mit feuchten
trüb‘ dunkelgrauen Tagen spät erwacht,
mich sorgsam schließen lässt die Fenster, Türen,
und im Kamin ein Feuer wird entfacht.
Den Duft, der lieblich, will ich nicht verlieren,
drum werd‘ ich sein Aroma wohl bewahren,
er mag mich sanft zu Träumen animieren,
muss so nicht den November-Blues erfahren.
Nun wärmen uns des Sommers milde Hände,
vorbei sind Dauerregen, graues Matt.
Die Pflanzen wachsen üppig im Gelände,
als ob das Sprießen hier kein Ende fände,
Kastanien, Eichen, Buchen grünen satt.
Im Feld so reich die Sonnenblumen blühen,
sie recken sich und bilden stolz Spalier.
Der Sonne golden sie entgegen glühen,
als sollten sie hier hell vor Freude sprühen,
das Leben setzen schön auf ihr Panier.
Da geh‘ ich froh gestimmt durch Park und Garten,
darf mich erfreuen an der Blüten Zier.
Des Morgens schon dies‘ wohlige Erwarten,
dass Amseln, Meisen ihre Lieder starten
und schenken mir den Klang als Elixier.
Die Felder tief im Nass versunken,
die Wiesen wässrig aufgewühlt,
von Bächen, Flüssen, Regen trunken,
als sei dies nur ein Raum für Unken,
sind weite Flächen überspült.
–
Und von den Bergen rutscht die Erde;
die Schlammlawine rauscht ins Tal,
als wolle eine wilde Herde
zerstören, dass nichts bleiben werde,
zermalmen alles hier in Qual.
–
Der glucksend helle Sommerbach
tobt nun durchs Dorf als wilder Strom,
macht noch bei Nacht die Menschen wach.
Zur Rettung fliehen sie auf ’s Dach,
weil brausend ihnen Fluten droh’n.
Entfesselt der Natur Gewalten,
die Wasser stürzen durch das Tal
und reißen alles mit, kein Halten!
Vergebens scheint der Menschen Walten,
der nasse Tod lässt kaum noch Wahl.
Der Bär am Ufer, dort am Fluss freut sehr sich auf des Lachs’ Genuss, den er im Wasser flink gefangen, bevor der konnte weg gelangen schnell schwimmend da mit seinesgleichen, um bald am Oberlauf zu laichen.
Da stört ihn plötzlich Ede Wolf und fragt ihn: „Sag mir, spielst du Golf? Ich lad’ dich ein zu Nobel Dachs, wenn du mir gibst ein Stückchen Lachs. Golf ist zurzeit die große Mode, selbst König Löwe singt die Ode: Wer vornehm ist, was auf sich hält, spielt Golf, weil ihm das Spiel gefällt.“
„Was“, staunt der Bär, dem Wolf vertrauend und kaum noch nach den Fischen schauend, „ meinst du, ich könnt’ das wirklich lernen? Ich müsst’ mich ja vom Fang entfernen.“ „ Klar“, sagt der Wolf, “ so elegant wie dir das Fischen geht von Hand, wirst du gleich erste Liga sein; dein Handicap nimmt alle ein!“
Der Bär, der sich geschmeichelt fühlt, auch innerlich recht aufgewühlt, folgt nun dem Wolf zur fernen Wiese, auf der sich Golf gut spielen ließe. Und während sie sind auf dem Weg, hat Wolfes Meute sich bewegt und stiehlt des Bären guten Lachs.
Der Bär fragt Wolf:“ Wo bleibt denn Dachs?“ Wir sollten doch gemeinsam spielen“ „Warte ruhig hier und üb’ schön Zielen, ich sehe nach, wo Dachs wohl bleibt! Viel Spaß solang beim Zeitvertreib!“
Nachdem zwei Stunden sind vergangen, und weder Dachs noch Wolf gekommen, merkt Bär, man hat ihn hintergangen, ihm alle Fische weggenommen. Und er erkennt, dass Schmeichelei ihn arg getäuscht, ihm Lehre sei:
Trau keinem, ganz gleich welcher Art, der dir schmiert Honig um den Bart!
Zwar ungeladen, doch als Gäste
sah sich ein Stubenfliegen-Paar,
tat gütlich sich beim Hochzeitsfeste,
wo neben Kuchengabeln Reste
von Sahne lockten wunderbar.
–
Mit ihren Rüsseln einzusaugen
die Süße, die dort lag bereit,
das sollte ihnen wohl nun taugen,
auch wenn der Gabeln Zinken-Augen
noch stahlhart funkelten derzeit.
–
„Wie herrlich ist doch unser Leben,
das wir genießen hier zu zweit,
wir müssen uns nicht mühen, schweben,
weil uns die Menschen stetig geben
den Abfall voller Herrlichkeit!“
–
Jedoch ihr Glück war nicht von Dauer,
sie wurden jäh beim Schmaus gestört.
Die Wespe lag dort auf der Lauer
und zeigte Stachels Todes-Schauer;
da flogen sie davon empört.
Noch spät am Morgen grau in grau, kein Tagen,
doch Regenschauer stetig, wie bestellt.
Die Pflanzen grünen üppig, ein Behagen
wird kurz dem Blick gewährt, obwohl mein Klagen
besagt, dass solcher Urlaub mir missfällt.
Als müsse dieser Sommer etwas sühnen,
die Hitze, Dürre auch im letzten Jahr,
spielt er sein Regenstück auf unsren Bühnen,
spart nicht mit Überflutung, Stürmen kühnen,
Gewitter blitzen im Medusen-Haar.
Da zeigt der Klimawandel das Verschulden,
auch jenes Hitzehoch in Kanada.
Nicht länger dürfen wir den Wahn hier dulden,
dies Treibhaus-CO2 zu mehren, Gulden
ersetzen nicht das Leben, das uns nah‘!
Es glühen hier im Abendrot die Rosen,
als sähen sie schon ihren Abschied nah’n.
Im letzten Licht dies zärtliche Liebkosen
und Duften wie im Goldsamt die Mimosen,
die wir im Lenz in neuem Leben sah’n.
Doch webt sich Wehmut mir ins traute Bild,
dies Wissen, dass nichts stetig darf bestehen.
Nicht nur das Hässliche, das grausam wild,
nein auch das Liebe, das in Wärme mild,
es muss trotz seiner Schönheit still vergehen.
„Memento mori!“ sagten einst die alten,
bekannten Dichter des Barock, die Weisen.
Auch ich, die doch verschont von schlimmem Walten,
weiß, dass uns nichts bleibt dauerhaft erhalten.
Drum will ich dennoch Schönes, Liebes preisen,
erleben, was beglückt auf dieser Erde,
bevor auch ich dann abberufen werde.