Archive for August 2019

 
 

Loki in Midgard

Als treibe Loki hier in Yggdrasil
noch immerzu sein listig‘ Täuschungs-Spiel
wie einstmals, als er Hödur, einen Blinden,
heimtückisch tat in einen Mord einbinden,
ihm einen Mistelpfeil als Waffe übergab,
wodurch der Bruder, Lichtgott Balder, starb.
Jetzt, scheint es, Midgard wird zu Lokis Ziel.

Da lenkt er Menschen, die, wie er verschlagen,
sich an das irdisch Schöne, Gute wagen,
den Lebenraum, Tier, Pflanze wüst zerstören,
als würd‘ ihnen die ganze Welt gehören.
Sie scheuen Klima-Tod nicht, Welten-Brand,
vertreiben Mensch und Tier von ihrem Land.
Die Wälder brennen, Ruß verhindert’s Tagen.

Auch Lokis Tochter, Totengöttin Hel,
und Fenriswolf, sein Sohn, sind hier recht schnell.
Sie warten wohl mit ihm auf Midgards Ende.
Doch Nornen dort am Urd-Quell sind behände
dabei, das Werden weiterhin zu wahren,
auf dass auch noch in vielen tausend Jahren
in Yggdrasil das Leben sei zur Stell.

© Ingrid Herta Drewing,30.08.19

Poesie der Jahreszeiten

Heute wurde nach BLÜTENLIED und SOMMERSTIMMEN der 3. Band der Reihe veröffentlicht: HERBSTBLÄTTER

Morgenappell

Ein goldner Sommermorgen,
der in mein Fenster schaut,
weckt mich, die noch geborgen
hier ruht in Träumen traut.

Sagt: „ Los, beweg die Glieder,
spazier‘ in Wald und Feld,
ein heller Tag wird wieder
geschenkt der kleinen Welt.!

Noch darfst du sie erleben
die Schönheit der Natur,
bevor ein ungut Streben
zerstört die grüne Spur!

Die Regenwälder brennen,
der Permafrost, er taut;
das Klima, das wir kennen,
wird schädlich umgebaut.

Zu lange heiß und trocken
wurd ’s auch in unserm Land,
dieweil Hochwasser-Schocken
und Sturm die andern fand.

Da musst du überlegen,
wie du als „kleiner Wicht“
kannst helfen, das zu hegen,
was Leben hier verspricht.

Damit auch Kindeskindern
die Erde Heimat sei,
gilt ’s jetzt noch, zu verhindern
dies schadend‘ Einerlei!“

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,26.08.19

Betroffen

Hochsommermorgen,
die Regenwälder brennen.
Du glaubst, das sei fern?

© Text : Ingrid Herta Drewing
Foto : NASA

Erinnerung

Gesungen hast du, wunderschön gesungen,
ein altes Lied, das tief ins Herz mir drang,
erinnernd weckte, was längst schien bezwungen,
in Bildern tauchte auf, ein süßer Klang.

Und zart bewegt von einem tiefen Sehnen
sah ich mich wieder in dem stillen Hain,
wo wir als Kinder ahnungslos und rein,
von Wundern träumend an den Bäumen lehnten.

Es gibt ihn nicht mehr diesen Wald, den schönen,
und viele Jahre sind ins Land gegangen.
Am andern Ort, ein Lied in fremden Tönen,
ein neues Leben hatte angefangen.

Jedoch bewahrt die Seele noch den Blick,
und schenkt uns zärtlich im Erinnern Glück.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing

Sommers Rückkehr

Wer glaubte, Herbst sei eingekehrt,
weil kühl der Morgen uns bedacht,
wird nun des Besseren belehrt,
denn Sommer, heiß zurückgekehrt,
mit Sonne um die Wette lacht.

Die Eisverkäufer freut ’s, sie haben
nun wieder Kunden reich an Zahl.
Das Ausflugs-Wirtshaus fertigt Gaben
für Gäste, die sich stärken, laben,
ist auch dabei mit Trunk und Mahl.

Zu dumm, dass Ferien sind vorbei!
Die Schüler in der Schule sitzen,
denn kaum kennt man noch hitzefrei,
obwohl in jedem Jahr seit Mai
die Klassen in der Hitze schwitzen.

Nach Schulschluss sind sie eingeladen,
das Schwimmbad lockt mit kühlem Nass.
Den Kindern tut es gut, dies Baden,
dem Lernerfolg droht kaum ein Schaden,
wenn auch noch ruht Pythagoras.

Lasst uns den Sommer noch genießen,
das helle Licht in Stadt und Wald!
Wie bald wird uns der Herbst begrüßen
und nach dem Farbenpracht-Versüßen,
wirft er die Nebelkerzen kalt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,2019

Der Angler und die Flussnixe

Es wiegen sich die Wipfel
im leichten Juniwind;
und auf der Berge Gipfel
schmilzt letzter Schnee geschwind.

Des Flusses Wasser fließen
so gletschergrün dahin,
begrüßen in den Wiesen
der Blumen Blütensinn.

Ein Angler sitzt dort schweigend
am Ufer sinnend, still,
nur seine Angel neigend,
weil er was fangen will.

Da weckt ihn eine Schöne
aus seinem zarten Traum.
Er hört der Nixe Töne,
mag glauben es noch kaum.

Bevor er sich gefangen,
im Wasser sie verschwand.
Doch er streckt voll Verlangen
noch immer aus die Hand.

Hört deutlich ihre Worte:
„Verlasst schnell diesen Ort,
denn meine Fluten strömen
weit über Flusses Bord!“

Da rennt er zu den Seinen
Und warnt sie vor der Flut:
„ Hochwasser, so will’s scheinen,
kommt, rettet Leben, Gut!“

Sie bergen ihre Habe,
verlassen Hof und Haus.
Des Anglers Sehergabe
verhindert schlimmsten Graus.

Denn schon die Wasser steigen,
der Fluss strömt übers Land
Was alles Menschen eigen,
zerstört er nun als Tand.

Jedoch am Leben bleiben
die Menschen; nur das zählt!
Der Angler hat bei Leibe
den rechten Weg gewählt.

© Ingrid Herta Drewing,2019

Spätsommerträume

Schon sammeln sich die Kraniche im Tal,
als wollten sie den großen Flug beginnen.
Noch ist August, doch trüber Tage Zahl
mir gaukelt vor, dass Herbst nun wird gewinnen.

Zwar lechzt dies trockne Land nach reichlich Regen,
doch Unwetter, vereinzelt nur vor Ort,
zerstören, machen Flüsse aus den Wegen
und spülen wild von Hängen Erde fort.

Da hoffe ich auf späten Sommers Tage,
wohl temperiert die Lüfte, sonnig mild,
ein Indian-Summer-Spiel als Lustansage,
das hell erglänzt in Floras goldnem Bild.

Des Nachts mag sanft erquickend leichter Regen
im Herbstgewand die Landschaft sorgsam hegen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,2019

Kaleidoskop

K aleidoskop des Lebens,
A uch Hort der Phantasie,
L ässt dich wohl nicht vergebens
E ntdecken Harmonie.
I m Spiegelspiel des Schönen,
D as klar und hell erscheint,
O rt, der in Farbentönen
S ich der Natur vereint,
K ann Seele, Sinn betören,
O ft magisch fast beschwören
P akt, der die Vielfalt meint.

© Ingrid Herta Drewing

Vormittag am Strand

Es weht der Wind mir Schleier vor den Blick;
mein langes Haar geriet in seine Fänge.
Auflandig strömt er, wirbelnd wie verzwickt,
befreit, was leicht sich löst aus engen Zwängen.

Da stieben Möwen schreiend über Land.
Die Dünen rauchen, wo Strandhafer fehlt.
Auf meinen Lippen fühl’ ich feinen Sand,
und dort im Lee der Hügel Hitze schwelt.

Die Sommersonne bald im Mittag steht,
und auf dem Meer blinkt gleißend hell das Licht.
Es wächst der Strand, denn mit der Ebbe geht
das Wasser, bis es wieder flutend spricht.

Und ich spaziere hier durch Niedrigwasser hin,
den Strand entlang, und frön’ dem Sammlersinn.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing