Archive for August 2020

 
 

Menschenersatz

Bequem erscheint die Automatenwelt,
erledigt Arbeit, spart so Zeit und Geld.
„Der Mensch wird frei gestellt“,
heißt es so schön.
„Wirst du erwerbslos, musst du seh’n,
was anderes zu finden!
Musst mit dem Fortschritt geh’n,
lässt sich nicht unterbinden!“

Die Fortschrittsgläubigkeit erzeugt Probleme,
beschert nicht allen nur das Angenehme.
Den einen wird gegeben,
den anderen genommen;
meist kann der Mehrwert nicht
zu allen Menschen kommen.

So werden auf der Welt im Hier und Heute
sehr viele Arme nur der Reichen Beute.
Ich frag‘ mich auch, ob da in all den Sachen,
in denen wir uns überflüssig machen,
es immer sinnvoll ist, zu delegieren,
anstatt es selbst bewusst hier auszuführen.

Verantwortung des Handelns sieht wohl kaum
der Roboter, der dann beherrscht den Raum.
Auch schlimme Taten ( wie durch Drohnen Tücke)
entziehen sich so leicht dem klaren Blicke.

„Ach was, denk mal an menschliches Versagen,
zu oft sind Unfälle und Tote zu beklagen!
So schnell und so exakt wie die Maschinen,
die Roboter, kann doch kein Mensch mehr dienen.“

Dass wir als Menschen nicht wie die Maschinen
nur funktionieren, ist des Lebens Gunst,
bei Unverhofftem lassen wir die Schienen
und finden neue Wege, das ist Kunst.

Ich mag sie nicht, die Welt, die starr und kalt
den Mensch dem Menschen nimmt im Fortschrittswahn,
wo uns, vernetzt im digitalen Wald,
auf Knopfdruck dann bewegt ein Robot-Clan.

Wir brauchen bald kaum noch die Arme, Beine,
und manche nutzen nicht mehr oft ihr Hirn.
Längst gibt es eine Welt medial für Kleine,
mit Geld und Macht winkt anderes Gestirn.

Gäb’s endlich Fortschritt in der Empathie,
gerechtes Handeln, Frieden in der Welt,
dass man besieg‘ den Wahn, die Idiotie,
die uns entmenscht in Gier gefangen hält!

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Fotos: Pixabay

Frosch- Limerick

Ein Ochsenfrosch aus Brixen
war stets verliebt in Nixen.
Er sang seine Stücke
verklärt auf der Brücke
Jedoch misslang sein Tricksen.

Er pries ihnen an mit Schwung
’ne Hausratversicherung,
bot an Autoreifen,
um sie zu ergreifen.
Weg waren sie dann im Sprung.

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Foto: Pixabay

Graf Frosch und die Nixen

Herr Ochsenfrosch, einst Graf in Brixen,
war schönen Wesen zugetan.
Besonders liebt er Wassernixen,
verstand sich gut darauf zu tricksen,
sie zu umgarnen, war sein Plan.

So schob er einen Autoreifen,
der falsch am See war deponiert,
ins Wasser, dass sie den ergreifen,
wenn der würd‘ ihr Zuhause streifen,
und sie sich zeigten ungeniert.

Im Mondlicht stand Frosch auf der Brücke,
die baulich zierte schön den See.
Er quakte singend, dass entzücke
die Nixen er zum Liebesglücke,
sie zu ihm kämen in die Höh‘.

Den Nixen klang ’s als Lärm in Ohren,
sie tauchten wütend vor ihm auf:
„ Was hast Du, Frosch, denn hier verloren?
Wir haben dich doch nicht erkoren,
lass dein Gequake und Geschnauf!“

„Verehrte Damen, schön und jung,
verzeiht, ich bin hier, euch zu helfen.
Gegen Zerstörung, bösen Sprung
hilft die Hausratversicherung
euch stets, ihr lieblich zarten Elfen!“

„ Uns scheren niemals die Finanzen,
auch deine nicht, du Lurch und Graf.
Wir mögen gern im Mondlicht tanzen
und wählen eigene Romanzen.
Jetzt geh‘ und stör nicht unsren Schlaf!“

Ob sich der Ochsenfrosch dann fügte
und weise wählte den Verzicht,
ob er als undankbar sie rügte,
vielleicht sich aber auch begnügte
mit Gräfin Frosch, das weiß ich nicht.

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Foto: Pixabay

Herbstlich

Nun, da die Nebel noch das Tal verhüllen,
die Landschaft schläfrig in den Morgen blickt,
vergeht der Sommer, Herbst mag wohl erfüllen
die Ernteträume, Farbensehnsucht stillen,
wenn er des Mittags hell zur Sonne blickt.

So lässt er farbenfroh sein Banner wehen,
der Bäume Laubgesicht zeigt golden, rot
in Garten, Park und Wald, das schöne Lehen,
womit Natur ihr Reich mag hier versehen,
dies Leben, das im Kreislauf sanft verloht.

Auch du im Spiel der Zeit wirst neu dich kleiden,
was so gefällig war in Sommer Glut,
im Schrank nun ruht; willst du Erkältung meiden,
musst du für Warmes dich jetzt doch entscheiden,
und Pulli, Jacke, Mantel richten’s gut.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Der Ochsenfrosch und die Nixen

Dem Ochsenfrosch sehr zum Verdruss
ein alter Autoreifen lag
am Brückenpfeiler nah am Fluss.
Er diente dort als Sitzgenuss
für Nixen an so manchem Tag.

Sie saßen, sahen Schiffen zu,
und lachten über Possen
der Menschen, deren Füße, Schuh
für sie erschienen als tabu,
die Flossen kühl umflossen.

Dem Ochsenfrosch, der nicht mehr jung,
missfiel der Nixen Treiben.
Ohne Hausratversicherung
befürchtet‘ er ein Beben, Schwung
und Schwund in seiner Bleibe.

So sann er dann nach einer List,
wie er könnt‘ ohne Mühen,
doch sorgen für der Nixen Zwist,
so dass sie binnen kurzer Frist
vom Autoreifen fliehen.

Ne Altöl-Dose, die er fand,
kippt aus er auf dem Reifen;
verließ den Ort schnell unerkannt,
als schon drei Nixen nah dem Tand
den Platz wollten ergreifen.

Dann hört‘ er ihre Klage:“ Weh,
was klebt an unsren Schuppen?
Nur schwarze Flecken ich hier seh‘,
es helfe uns die Wasserfee;
hier lässt sich nichts weg schruppen!“

Sie stürzen in den Fluss sich wild,
Der Frosch ruft nach:“ Ade!
Zwar ist das jetzt hier mein Gefild‘,
doch tut ’s mir leid!“, meint er fast mild,
„allein ich nun da steh‘!“

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Foto: Pixabay

Spätsommer

Der Himmel blau, der Morgen kühl,
und Herbst steht vor den Toren.
Vorbei die Zeit, da es so schwül;
Jedoch des Sommers Wohlgefühl
ging uns noch nicht verloren.

Da blüht und duftet es im Garten,
wo in den Rosenhecken
vereinzelt Hagebutten warten,
hier rot den Feuertanz zu starten
in ihren Blattverstecken.

Noch schlafen fest im Stachelbett
die braunen Esskastanien;
kein Sturm sie wachgerüttelt hätt’.
Und auf Frau Sommers Fensterbrett,
da leuchten hell Geranien.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Jahreszeiten

Wie schön ist es, in einem Land zu leben,
das täglich zeigt die Vielfalt der Natur,
im Jahreszeitenwechsel dies Erbeben,
Veränderungen zeichnen sanfte Spur.

Ja jede Jahreszeit hat eigne Klänge,
so auch Gerüche, die dir wohl vertraut,
wie sich die Luft anfühlt, des Winds Gesänge,
des Sonnenbogens Höhe, die erschaut.

Da wandeln sich der Weltenbühne Bilder.
Nach kaltem, weißem Winter darfst du sehen
und fühlen, wie im Frühling, der nun milder,
fast paradiesisch, Blüten neu entstehen.

Dem zarten Lenz folgt Sommers pralles Leben.
Das Land, es flimmert in der Hitze Glut.
Jedoch in Sternennächten möcht’ man schweben,
auch tut am Tag ein Bad im See so gut.

Und kommt der Herbst, schenkt Früchte, Drachenspiele,
ein Farbenfeuerwerk er wild entfacht;
lässt uns des Lebens Schönheit nah erfühlen,
bevor Natur ruht sanft in Nebelnacht.

Wir fahren mit im Kreislauf dieses Lebens,
sind wache Zeugen einer Schöpfungsmacht,
die Werden und Vergehen nicht vergebens
lässt leben, leuchten auf in All und Nacht.

© Fotos u.Text: Ingrid Herta Drewing,

Waches Ich

Schon seltsam, wie ein hilflos kleines Ich,
aus Dunklem kommend, in sein Dasein gleitet,
entdeckt im Spiel mit Andern sein Für-Sich,
das es bewusst auf seinem Wege leitet.

Es fühlt, erfährt die Welt mit allen Sinnen,
erlebt, empfindet tief die Freude, Schmerz;
und immer wieder singt ein neu Beginnen
ihm Liebeslieder in das junge Herz.

Auch wenn dann Müdigkeit der Lebensjahre
den Körper zwingt, sich ruhiger zu verhalten,
spielt es den Revoluzzer, und das klare
Bewusstsein liebt noch immer das Gestalten.

Denkt es erinnernd auch im Alter gern zurück,
so gilt doch Gegenwart und Zukunft wach sein Blick.

© Ingrid Herta Drewing,

Herbstsignale

Es hat die graue Nebelkatze
am Morgen hier schon vorgefühlt,
betatscht mit ihrer feuchten Tatze
die Landschaft, die noch Sommer spielt.

Doch musste sie der Sonne weichen,
die hell ihr Lied am Mittag singt
und mildert frühen Abschieds Zeichen,
wenn Himmel blaue Bänder schwingt.

Wir kennen wohl des Herbsts Signale;
es zogen jüngst die Schwalben fort.
Der dritten Jahreszeit Spirale
beginnt zu drehen sich vor Ort.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

Paradiesisch

Der Traum von diesem Paradies,
wo Menschen miteinander leben,
zum Wohle aller gütig streben,
fern von Geld und goldnem Vlies,
den heg auch ich, sag’s unumwunden;
jedoch noch fehlt auf Erden dies,
nicht ward die blaue Blum gefunden.

Vielleicht wird ’s Menschen einst gelingen,
wenn unknechtet sie von Macht,
erwachend aus des Truges Nacht,
sich frei von Wahn und falschen Dingen
einander widmen mit Bedacht,
nicht folgend Gier und Egoschüben,
stattdessen gütig leben, lieben.

© Ingrid Herta Drewing