Archive for Juni 2012

 
 

Sommerloch

Was alles so im Sommerloch verschwindet.
Man glaubt es kaum und reagiert betroffen,
versucht verzweifelt, ob man ’s wieder findet,
fragt sich, ob diese Welt hier sei besoffen.

Da rutschen Euros weg, aus Rettungsschirmen
bedienen sich bald Banken, die im Soll.
Europas Süden lässt sich tunlichst firmen,
spielt jetzt das schwarze Loch, ein Sog, der toll.

Da staunt der Mensch im Norden, registriert,
dass er auf dieser Wiese spielt die Kuh,
die Euros gibt, die man melkt immerzu,
dieweil der Süden alles barsch kassiert.

Es spricht sich leicht von Solidarität;
verlagert werden weiter viele Schulden.
Der Steuerzahler auf sein Scherflein späht,
sich fragt, wie lange er das kann erdulden.

Denn Reiche, die entziehen Kapital,
anstatt zu helfen, ihr Land zu sanieren.
Es scheint, die Armen werden überall
nun wieder mal in Euroland verlieren.

© Ingrid Herta Drewing

Gärtnergedanken

Du schneidest, was welk,
und denkst wehmütig dann,
dass auch dir irgendwann
solch ein Schnitt
schließlich wird
ein Ende bereiten.
Wie alles, was lebt
und wachsend hier strebt,
wird der Tod dich begleiten.

Nur was erblüht,
kann auch vergehen;
nur was hier lebt,
im Licht erbeben,
den großen Pulsschlag fühlen:
Leben.

© Ingrid Herta Drewing

Frühsommertag

Am Sommerhimmel
die weißen Schleierwolken,
zart ins Blau getuscht.

Der Wanderfalke
nutzt den Aufwind, schwebt kreisend
hoch über der Stadt.

Oleanderduft,
auf dem sonnigen Balkon
des Südens Träume.

© Ingrid Herta Drewing

Lärmbelästigung

Hier in meiner Stadt,
in Waldesnähe wohnend,
könnte es schön sein.

Doch Silbervögel
fliegen im Minutentakt
vom und zum Airport.

Ist der Wind günstig,
höre ich sie nur grummeln
auf meinem Balkon.

Aber an manchen Tagen
hallt dauerhaft ein Donnern.

© Ingrid Herta Drewing

Gleichgewicht

Dicht überm Wasser fliegt Libelle,
die sich zu ihrer Schöngestalt
entpuppt hat; und die Lachsforelle
schwimmt mit dem Flüsschen aus dem Wald.

Sie will das große Meer erreichen,
das ihre Mutter einst verließ,
um in der Flussheimat zu laichen,
ein Ziel, das ihr Instinkt verhieß.

Das Leben findet viele Formen,
ob hier im Wasser, ob an Land,
und sprengt des Menschen enge Normen
der nur nach Beute streckt die Hand.

Sehr oft vergisst er, zu bedenken,
dass jedes Glied in der Natur
ein andres stützt; ein großes Lenken
weit ab von seiner schmalen Spur.

Das Gleichgewicht im Biotop
gilt es zu sehen, zu bewahren.
Wer sich versteht als Philanthrop,
der folg’ auch dem Prinzip, dem wahren.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerduft

Heut grüßt der Tag so hell; und mild
die sommerlichen Lüfte,
betörend duftend, sind erfüllt
von vieler Kräuter, Blüten Düfte.

Die Minze, der Lavendelstrauch,
die Rosenhecke, der Jasmin
Reseden, Lindenbäume auch
im frühen Sommer licht erblüh’n.

Da gehst du nasenselig nun,
genüsslich schnuppernd, gern spazieren,
darfst dort im Rosenhag ausruh’n,
lässt dich von Düften inspirieren.

Und fühlst, wie schön sie ist, die Welt,
Natur, ein Wachsen, neu Beginnen,
jenseits der Sorg’ um Gut und Geld,
erlebst du ’s tief mit allen Sinnen.

© Ingrid Herta Drewing

Viertelfinale

Schlagzeilen
schüren Vorurteile.
Mit kriegerischem Vokabular
wird das Spiel bedrängt.
Kampfansage.

Fußballspiel
Zweiundzwanzig Spieler
haben ein Ziel:
das Tor des Gegners
Treffpunkt.

Fanmeile,
begeisterte Menschen
verfolgen gemeinsam leidenschaftlich,
das Spiel ihrer Mannschaft
Euphorie

© Ingrid Herta Drewing

Sonnenblumen

Es recken hier die Sonnenblumen
zur Sonne hin ihr Sterngesicht,
das goldgelb zu der großen Muhme
nun strahlend auch von Leben spricht.

Fein aufgestellt, wie zur Parade,
sind Tausende hier auf dem Feld,
als warteten sie auf die Gnade,
die auch ihr Dasein hier erhellt.

So mancher Mensch auf dieser Erde
verhält sich wie der Heliotrop
und träumt mit hoffender Gebärde
von eines Leitsterns lichtem Lob.

© Ingrid Herta Drewing

Musisches Asyl

Licht malen sich mir milde Sommertage
als zarter, roter Mohn ins Aquarell;
des Dauerregens feuchte Kampfansage
wird ignoriert, ich seh’ den Himmel hell.

Will so nicht weichen einem neblig grauen
und traurig trüben, monotonen Bild.
Es gibt die Phantasie, sie lässt uns schauen
den Traum, der unsre Sonnensehnsucht stillt.

Wie die Musik, sie schenkt uns jene Sphären,
in denen wir mit lichtem Flügelglanz
aufschwingen uns in innig frohem Hören,
genießend Klänge, unsre Seele tanzt.

Und es geleitet uns die Poesie
in ihres Blütengartens Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing

Die Mohnblüte

Zerknittert noch dein zartes Blütenkleid,
beginnst du, feuerrot dich zu entfalten.
Schon naht die Hummel, kann sich nicht enthalten;
für sie hältst du auch Nektar nun bereit.

Jetzt, da der Sonne Schein dich wach geküsst,
erstrahlst du, zeigst die Blütenschönheit fein.
Inmitten deiner Klatschmohnschwestern bist
du hier des Sommers Licht am kargen Rain.

Da darf in hellem Blau Skabiose grüßen,
geziemend, hält bescheiden sich zurück.
Du tändelst gern; das Leben zu versüßen,
vermagst du wohl, ziehst auf dich manchen Blick.

Lässt glühend hier nun deine Farben singen,
dein kurzes Blumenleben zu vollbringen.

© Ingrid Herta Drewing