Archive for Mai 2019

 
 

Maienlicht

Hell glänzen im Kastanienbaum
hier abertausend Lichter.
Die Kerzen, Frühlings Maientraum,
entfalten lächelnd, zart im Raum
weißrosa Blühgesichter.

Ein Leuchten, Grünen! Die Allee,
bekränzt von Blüten, zeigt sich licht,
führt lieblich hin zum klaren See.
Leis weht ein Hauch von Maienschnee
dem Tag ins sonnige Gesicht.

Jetzt zeigt sich werdend, neu das Leben,
schenkt Hoffen und Vertrauen.
Die Pflanzen sprießen und verweben
die goldnen Strahlen; Schwalben schweben
am Himmel hin im Blauen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Maimorgen

Der Tagesmond am Himmel thront.
Die Sonne strahlt, und lichtes Blau,
so wolkenlos, fast ungewohnt,
beschirmt hier hell nun Tal und Au.

Auf dem Balkon in frischer Luft
begieße ich in aller Frühe
die Rose, atme ihren Duft
und hoffe, dass sie knospe, blühe.

Ein Maien-Tag so frühlingsmild,
wie ich ihn mir herbei gesehnt,
schenkt morgens schon ein schönes Bild,
Lenz lächelnd bei den Rosen lehnt.

© Foto u. Gedicht / Ingrid Herta Drewing,

Mauersegler

Ja, plötzlich sind sie da, Frühsommers Boten!
Sie flogen ein ganz heimlich über Nacht.
Wenn auch noch Sturm, Gewitter uns bedrohten,
sie künden an, dass helle Zeit bald lacht.

Ich mag die Vögel schon seit Kinderjahren,
wie sie wild stürmen durch die Häuserschlucht
und dennoch schweben, gleiten auch im klaren
Blauhimmel, fern von Beutejagd und Flucht.

Sie lassen mich der Leichtigkeit vertrauen,
die Frühling, früher Sommer hier bescheren,
am Blütenglück erfreuen und auch schauen,
wie es sich reifend, fruchtend darf bewähren.

Und zeigen in der wandelbaren Zeit
auf’s Neue wieder mir Beständigkeit.

© Ingrid Herta Drewing,

Europa, quo vadis?

Gemeinsam wollten wir dem Frieden dienen
und wähnten Wahn und Wüten seien weit,
zum Aufbruch rief uns eine neue Zeit.
Nationalismus, nicht mehr seine Schienen,
wir glaubten uns belehrt, vom Joch befreit.

Doch überall nun in Europas Landen
verspricht dem Volk, das sehr vergesslich ist,
das Heil erfolgreich der Nationalist,
obwohl wir es schon damals so nicht fanden,
weil es sich nur in Elend, Leid bemisst.

Was uns unmöglich schien, dem Krieg entronnen,
dass hier in die EU auch Einzug hält
und als Protest manch Wählern noch gefällt,
die Stimme, deren Hass damals begonnen
in Not und Tod zu führen unsre Welt.

Wir müssen jene Sümpfe trocken legen,
den Menschen helfen, denen wenig bleibt,
damit nicht Furcht sie in die Arme treibt
den Rattenfängern, die die Lunten legen,
dieweil Herr Biedermann im Stübchen schreibt.

So lasst uns dennoch Apfelbäumchen pflanzen,
auch wenn der Sturm durch unsern Garten fegt!
Es wird jetzt wichtig, dass man auch hier hegt
das Hoffnungsgrün, wenn Schreckgestalten stanzen
ihr Schneidewerkzeug, das Zerstörung pflegt!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wolkig

Es zogen drei weiße Wölkchen
am Frühlingshimmel dahin;
da ward dem luftigen Völkchen
recht umweltfreundlich der Sinn.

Sie wollten nach Afrika reisen
und hoch über Sahel und Sand,
sich regnend, segnend erweisen,
besiegen die Dürre im Land.

Ihr Wille war wolkig, weich,
als er an der Alpen Rand
im Aufsteigen kalt sogleich
ein jähes Ende dort fand.

Die Wassertröpfchen, die feinen,
die sie für die Ferne gehegt,
sie wurden als Schneesterne, kleine,
zum Aletschgletscher gelegt.

So geht es mit manchen Träumen,
wenn sie bei Licht nicht durchdacht,
erweisen sie sich als Schäume
des Schlafes in dunkler Nacht.

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nassauer Dom vor drei Wölkchen

Seltsames

Die Kehrmaschine am Morgen

Laut ratscht durch unsre Straßen
so ’ne Maschin‘, sie kehrt
ganz eifrig über Maßen
den Dreck weg, unbeschwert.

Doch parken auch zwei Reihen
von Autos, dicht am Rand,
die dort dann flugs verleihen
Versteck dem Staub und Tand.

Plastik-Verpackungen

In manchen Läden, seh ich’s, stutz,
da liegt in dünnen Plastikhüllen
so manche Frucht verpackt , ein Schutz,
den ihre Schalen schon erfüllen.

Auf dass es sei auch recht bequem,
reicht man in Plastik-Klarsicht Stücke
an Obst, zerkleinert, angenehm.
Da fand wohl wer im Markt die Lücke.

Ignoranz

Schreck Schlau, der fuhr nach Lima,
ins Andenland Peru,
fand angenehm das Klima
und schloss daraus im Nu:

Das Wort vom Klimawandel
sei gar nicht angebracht,
das hätten sich als Handel
die Grünen ausgedacht.

© Ingrid Herta Drewing, 20.05.19

Gewitter

Es drängen Wolken vor die Sonne,
die hier noch heiß vom Himmel sticht.
Sie quellen berghoch auf, zerronnen
ist bald das blaue Himmelslicht.

Und ein Gewitter droht zu nahen,
der Wind frischt auf, stürmt böig schnell.
Von fern’ wir Wetterleuchten sahen,
die Feuerspuren, zackig, hell.

Jetzt ist es da, der Regen prasselt,
und Hagel tanzt wild auf dem Dach.
Grell zucken Blitze, Donner rasselt,
laut krachend stürzt der Baum am Bach.

Es tost und tobt, als hab’ die Hölle
die Teufelsbrut zur Erd’ gesandt,
damit sie alles hier entstelle,
was lieblich blüht auf grünem Land.

Doch endlich ist der Spuk zu Ende!
Nun klart es auf; ein Regenbogen
sich wölbt, schenkt Farben dem Gelände,
denn Sonne strahlt, scheint uns gewogen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wetterwendischer Mai

Es spielt der Mai hier wohl April,
zeigt sich mit Wetterkapriolen,
recht kühl und nass, mal stürmisch, schrill,
als habe wer ihm unverhohlen
das milde Antlitz frech gestohlen.

Zwar prangt in Grün der Bäume Kleid,
benetzt von frischem Frühlingsregen,
jedoch der Blüten helle Zeit,
sie scheint vorbei, denn auf den Wegen
liegt abgepflückt der zarte Segen.

Der Juni wird es neu jetzt richten,
wenn er auf frühen Sommers Spur
erneut die Wiesen ruft, zu dichten
ihr Blumenlied; als Frohnatur
küsst er auch wach die Sonnenuhr.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Feigenblatt-Tage

Der Tag des Kindes, Tag des Kusses,
der Tag der Arbeit, Muttertag
birgt oft den Anlass des Verdrusses
für den, der solchen Schein nicht mag.

Was man im Jahr zu wenig schätzt,
wird einmal kurz ins Bild gehoben
und wiederum in Schlaf versetzt,
Dornröschens Fluch, nur mild verwoben.

Genötigt fühlen sich da viele:
„Oh, Gott, es ist ja Muttertag!
Noch schnell paar Blümchen für Cäcilie,
weil sie uns heut’ erwarten mag!“

Kurz der Besuch bei den Senioren.
Das Heim wird heut’ zum Blumenhaus;
doch manche Mutter schaut verloren
dort aus dem kleinen Fenster raus.

Wir haben uns so eingerichtet,
dass uns die Zeit zu lieben fehlt,
gehetzt, verplant; so wird vernichtet,
was wesentlich zum Menschsein zählt.

© Ingrid Herta Drewing,

Optimismus

Die Maiensonne hell ins Herz gepinselt,
bewahre ich ein Frühlingskonterfei.
Wer über Regen klagt, vom Wetter winselt,
dem sage ich: Nur Mut, das geht vorbei!

Da trau’ ich mich, wie alle Optimisten,
das schöne Bild hier in den Blick zu rücken,
wenn auch der Unmut mancher Pessimisten
mir vorhält dies’ als rosarote Krücken.

So mögen Realisten es belächeln,
wenn ich im wilden, schlimmen Sturmeswüten
schon ahne, dass bald zarte Lüfte fächeln
und uns erfreuen wird die Welt der Blüten.

Mag diese Lesart wirken auch naiv,
das Leben selbst schreibt ihr den Liebesbrief.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,