Archive for the Category Leben

 
 

Im Intercity unterwegs

Großstadtbahnhof,
geschäftiges Treiben, Menschengetümmel
Pendlerströme, Reisende, Kofferparade,
Willkommen und Abschied,
Fernweh, Abfahrtssignal

Der ICE fährt dahin.
Im Abteilfenster der Landschaftsfilm:
Sommerbilder,
Vororte, Eigenheime,
Schrebergärten hinter dem Bahndamm,
Gartenzwerge, gepflegte Beete,
ab und zu ein Kirschbaum,
Gartenhäuschen, Hollywoodschaukel,
Plastik-Planschbecken
Kletterrosen an der Pforte,
zwei Räder lehnen am Zaun.
Auf dem Gartenweg ein Mann mit Dackel.

Der Zug rauscht vorbei.
Buchenhaine, Birkenwälder,
ausgedehnte, grüne Weiden,
grasende, gefleckte Kühe.
Ein kleines Flüsschen,
auf der Brücke winkende Kinder.

Blühende Ginsterbüsche huschen ins Bild.
Heuballen, drapiert auf abgemähten Wiesen,
und immer wieder flimmern vor dem Auge
knallgelbe Rapsfelder, fast endlos erscheinend,
riesige Teppiche über die Landschaft geworfen.
Endlich rote Dächer, Labsal des Blickes!

Manche Orte
laden ein zum Verweilen.
ein kleiner Bahnhof, verwaist;
noch trägt er, fast trotzig,
den Namen seiner Station.
in ausgeblichener Schrift.
Der Zug rast vorüber,
und die Gräser
zwischen den Steinen
erzittern im Fahrtwind.

Keine Zeit für das Kleine,
den erbaulichen Augenblick.
So viele Stationen!
So wenig Halt!

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Foto:Pixabay

Sehnsucht nach Frieden

Im Blau des Himmels weiße Wölkchen ziehen,
ein Tag so friedlich hier, fast wie bestellt;
dies wünsche ich mir für die ganze Welt,
auf dass kein Wesen muss vor Kriegen fliehen.

Wo jetzt fast täglich herrschen Kummer, Not,
was vielen Kindern, Eltern Leiden bringt,
weil Autokraten-Macht in Kriege zwingt,
mit ferngelenkten Bomben schickt den Tod.

Dort sollten endlich alle Waffen schweigen,
damit das Leben hell bestimm’ den Tag,
nur kleine Sorgen seien Alltags Plag.

Das täglich‘ Brot für alle, ohne Klag,
der Mensch in Frieden lebe, wie er’s mag
und Freude schenk’ erneut der Klang der Geigen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Weltfremd


Jetzt reibt man sich verdutzt die Augenlider,
empfindet seine Welt als fremden Stern.
War hier nicht jüngst noch alles brav und bieder,
als froh man sang des Friedens helle Lieder?
Auch Angst und Terror wähnten wir doch fern.

Von jenem Schmetterling, dem Flügelschlag,
der vieles wandelt, in Bewegung setzt,
war uns bekannt, dass so auch unser Tag
sich kann verändern, und nur Mühe, Plag
entwirren Fäden, die so fest vernetzt.

War man doch gar so sicher eingesponnen,
Kokon, der trägt und trügt; Geborgenheit
wird nicht geschenkt, nicht untätig gewonnen.
Was heut noch hält, ist morgen schon zerronnen.
Den Durchblick gilt’s zu finden, sehen weit!

Da reicht es nicht, nun alles auszusitzen,
von Fall zu Fall taktierend, wenn im Licht
der Meinungsmacher neue Feuer blitzen,
und polternd falsche Herren Hass ausschwitzen,
Es braucht Visionen, und Vernunft ist Pflicht!

©  Text: Ingrid Herta Drewing,

Foto: Pixabay

Naturgeschenk

Geschützt durch die Zypresse vor den Winden
gedeiht am Zaun fast heimlich roter Mohn,
bestäubt von Hummeln, die der Nektar-Lohn
dort einlädt, sich hier häufig einzufinden.

Sie schmausen, gut getarnt, sind kaum zu sehen;
willkommen sind der Blume sie als Gast,
erträgt sie wohl als eine süße Last,
die ihr verhilft, hier weiter zu bestehen.

Und mich erstaunt der Anblick immer wieder,
wie die Natur das Leben weiter bringt,
vielfältig blühend, reift, in Schönheit schwingt.

Die Luft erfüllt mit Düften, ihre Lieder
erklingen lässt im hellen Sonnenlicht
und uns den Hauch des Ewigen verspricht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Beim Lesen der Nachrichten

Oh nein, ich will mich nicht gewöhnen
an dieses Leid, die Kriegsberichte,
Sprachhülsen, die die Not verhöhnen,
den Hedonismus krass verschönen
und Empathie im Keim vernichten.

Nicht tumb den Autokraten frönen,
sich unterwürfig einzurichten,
als Echo Propaganda-Tönen
und deren hasserfülltem Dröhnen
willfährig handelnd beizupflichten.

Postfaktisch, an den Fake gewöhnen,
darauf kann ich getrost verzichten,
muss nicht die Folgen fürchten, stöhnen.
Wahrhaftigkeit und auch Versöhnen,
das Leben friedlich neu belichten,
nicht nur mit Versen im Gedicht!

© Skizze u. Text: Ingrid Herta Drewing

Sterntaler

Die Sterne fallen nicht aus allen Himmeln
und regnen, dich bereichernd, sanft herab.
Ein Rappen wird nicht über Nacht zum Schimmel,
weil eine Fee ihm ihren Zauber gab.

Auch wenn du teilst dein Brot, die letzte Habe,
den Dankes-Lohn, den streichen andre ein.
Das Märchen zeigt im Bild wohl goldne Gabe,
doch Erdenreichtum bringt es dir nicht ein.

Das was dir wird, in Gold nicht zu ermessen.
Es ist das Glück, das deine Seel’ ergreift,
die alles gebend, selbstvergessen,
wird von dem Hauch des Ewigen gestreift.

Dies Märchen wird wohl manchmal wirklich wahr,
und wer’s erlebt, erkennt ein Wunder klar.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Leben

Es ist das Leben etwas Wunderbares,
wie es fast aus dem Nichts erscheint, erglüht;
im dunklen All sich zeigt als Schönes, Rares,
das uns auf dieser Erde hell erblüht.

Aus kleinsten Zellen, Wellen, dies Erbeben,
ein Schwingen, das sich abstimmt, ständig übt,
organisch sich vereint, ein schön Verweben,
doch beim Erneuern auch durch Tod getrübt.

Wir nennen’s Schöpfung, als Geschenk gegeben,
sind dennoch auch ein Teil davon wohl nur,
wir, die in Hybris unbedacht oft streben
nach Herrschaft hier im Kreislauf der Natur.

Doch zogen wir nicht auf die große Uhr,
sind hier im Spiel nur eine zarte Spur.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Loslassen

In jedem Herbst, dies Üben, Abschiednehmen,
wenn nach dem letzten Leuchten wilder Tanz,
Wind, Regen rauben Bäumen goldnen Glanz,
und Asphalt zeigt der Linden Herz-Probleme.

Da schleicht sich Wehmut ein, in den Poemen
Memento-Mori-Lied, Vergänglichkeit;
obwohl bekannt, entführt die Nebelzeit
nun wieder hin zu dunkleren Emblemen.

Und dennoch meiden wir wohl das Extreme;
Erfahrung lehrt uns Hoffen, unser Sinn
weiß um Natur und Kreislauf, Neubeginn
auch unsres Lebens nennen uns die Meme.

Nichts Schönes dauert ewig, lässt sich fassen,
wir Menschen müssen lernen loszulassen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbsttag

Hochnebel hält den Tag gefangen
und taucht das Tal in trübes Licht,
wo kürzlich noch die Amseln sangen,
und lieblich ihre Lieder klangen,
nun Krähen krächzen von Verzicht.

Des Mittags aber, welch ein Prangen,
erstrahlt in goldner Sonne Glut
was dicht im Nebel war verhangen;
und Maler Herbst stillt das Verlangen
nach Farbenspiel in warmer Flut.

Da mag Gewissheit man erlangen,
dass hier das Leben wirkt, und nicht
Vergänglichkeit nur droht mit Bangen;
hell leuchtend Strahlen doch durchdrangen
das Grau und schenken Licht und Sicht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Räumen vor dem Umzug

Aus Schränken, Laden und Truhen
hol ich sie nun wieder hervor
die verborgenen Wegbegleiter:
Bücher, Alben und Taschen,
Kleinodien der Erinnerung.

Die alten Kleider,
verschiedene Größen,
Geschichten der Jahreszeiten
und wechselnden Mode,
aufbewahrte Schätze.

Jetzt der mühsame Kampf
gegen die Übermacht der Dinge!
Gelebte Nachhaltigkeit,
altes Gebot einer Kindheit
in der Nachkriegszeit.

© Ingrid Herta Drewing