Archive for Oktober 2019

 
 

Zum Reformationstag

MARTIN LUTHER

Bruder Martin, der du einst im Gottvertrauen
kämpftest gegen Papst und Kaiser für das Recht,
dass,wer glaubt, die Gnade Gottes darf erschauen,
Christi Liebe durch sein Wort erfährt,das echt.

Schenktest, unterstützt von einem Weisen,
uns die Bibel, hast sie übersetzt
und befreit von Fremdheit und so, leise,
unsre Muttersprache recht ins Licht gesetzt.

Hast in deinen schönen Liedern,vielen,
uns auf Deutsch gesagt, was Glauben heißt,
und die feste Burg der Evangelien
heut’ uns noch den Weg zu Christus weist.

Wolltest nie der Christen Kirche spalten,
reformieren, recht zu glauben, war dein Sinn.
Doch die Macht, der Hochmut konnte walten,
reichte blind noch zu den Kriegen hin.

Wir, die nun nach Hunderten von Jahren
sehen, was du glaubend, mutig einst vollbracht,
dürfen, Gott sei Dank, auch froh erfahren,
was ein reiner Glaube Gutes möglich macht.

© Ingrid Herta Drewing

Unterwegs im Münsterland

Das Fernlicht greift tief in die Nacht,
sucht sich der Straße Band.
Die Nebelgeister sind erwacht
und streifen über Land.

Sie springen rasend wild und kommen
in Schleiern auf mich zu,
im Lichte schemenhaft verschwommen.
hör ich sie leis‘ mir flüstern zu :

“ Du, Menschlein klein, meide die Heide
und halt‘ dich fern vom dunklen Moor!
Wir führen Lämmer auf die Weide,
gar viele sind ’s, die man verlor!“

Mein Schaudern kommt mir seltsam vor,
muss an von Droste denken.
Ihr Knabe geistert hier im Moor
und stört mich schier beim Lenken.

Da endlich! Häuser sind in Sicht
und leuchtende Laternen.
Hier stören Nebelgeister nicht;
am Himmel funkeln Sterne.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstmorgen

Ein kühler Morgen, doch der Sonne Licht
erhellt die Landschaft unsrer kleinen Welt,
wo Herbst bemalt der Bäume Laubgesicht,
ein Leuchten, Augenweide,die gefällt.

Und Blattgold seidig glänzt in Birken, Linden,
den Ahorn ziert ein strahlend schönes Rot;
die Krähen munter sich am Stadtrand finden,
wo sie sich bergen, bevor Winter droht.

Im Park spazierend, so den Tag begrüßen,
der sich mir farbenprächtig heute zeigt,
mag ich nun dieses Herbstgeschenk genießen,
bevor das Tal in trübem Nebel schweigt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Blatt-Los

Es pflückt der Wind
vom Baum das Blatt,
lässt wirbelnd es erbeben,
im Tanze lind
hoch in die Lüfte streben;
bis es dann matt,
des Fluges satt
dort auf den See darf schweben.

Ein kleiner Stein
geworfen ward,
taucht ein ganz dicht daneben,
und Wellen sich erheben.
Sie tragen zart
in weiten Kreisen,
die sicher nun
zum Ufer reisen,
das Blatt ins Erdenleben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Gewissheit des Glaubens

Wenn sich die Stille wie ein Seidenschal
zur Nacht um meine müden Schultern legt,
und wohlig Wärme mein Ermatten hegt,
dann frag ich mich, ob wohl zum letzten Mal
das Leben auch solch Abschied nehmen pflegt.

Wünsch mir, es möge sein ein sanftes Gleiten,
das zärtlich führt zu einem Ende hin,
vielleicht sogar in einen Neubeginn,
wo jenseits alles Irdischen der Zeiten
und Räume mich erwartet wahrer Sinn.

Die Augen schließend, fühle ich die Ruh
und lasse sanft des Tages Lied verklingen
dem Raunen meiner Seele hör ich zu,
die glaubend mich erinnert, sagt:“ Auch du
bist ein Kind Gottes, zu ihm wirst du dringen!“

© Gedicht: Ingrid Herta Drewing,2017
Foto : Ingmar Drewing

Karl Ranseiers Urnenauszug

Als Ransi Karl zu Tode kam,
wählt‘ man den Sarg aus Buchen.
Dort ruhte er erst lobesam,
man durft‘ ihn noch besuchen.

Doch nach dem End‘ der Trauerfeier,
wo er noch ward gepriesen,
schob man den Karl ins Krema-Feuer,
zu sparen Friedhofs Wiesen.

Zu eng als Asche in der Urne
fand Karl sein Nacherleben,
sagt‘ sich: „ Ich besser jetzt mal turne
hinaus, geh‘ einen heben.“

Das Gasthaus dort „ Zur letzten Träne“
betrat er unumwunden
und schnell, ich es nur so erwähne,
stellt‘ er sich zu den Kunden.

Karl rief: „Ein Bier!“ Doch man war taub;
ihn konnte keiner hören.
Sie rügten nur Saharastaub,
und meinten, man sollt‘ kehren.

Den Aschen-Karl erfasst ein Besen,
der hat ihn auf die Schipp‘ gekehrt,
und statt zum Trunke dort am Tresen
ward Karl im Gärtchen ausgeleert.

Jetzt ruht er unterm Apfelbaum
und hört die Vögel singen.
Den Gastwirt plagt er nachts im Traum
und lässt ein Bier sich bringen.

© Ingrid Herta Drewing

Herbst

Gelb gefärbtes Laub
wirbelt tanzend durch die Luft,
Wetterkapriolen

Wetterkapriolen,
graue Nebelgespinste
versperren die Sicht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Zeitrauschen

Den Montag lassend,
als der Mittwoch nahte, Dienstag schwand,
den Freitag fassend,
der kaum Donnerstag gekannt,
ließ auch der Samstag nachts den Sonntag sein,
den dann die neue Woche holte ein.

So ging’s September,
der mit August scherzte, warm verwandt,
und als Oktober
sich recht kühl und nass verstand,
November spielend, lud sich Spätherbst ein,
krönt ’s Jahr Dezember mit Silvester-Schein.

Der Zeit, ein Karussell,
im Kreis sich drehend unverwandt,
folgt nun Natur auch schnell
mit Jahreszeiten hier im Land.
Und Wetterrätsel webt sie uns mit ein;
die Grenzen sind mehr so rein und fein.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbstgold

Wie blau, wie wolkenlos der Himmel ist,
als habe heute Herbst zum Fest geladen!
Im Sonnenschein, den wir so lang vermisst,
wir können froh Gesicht und Seele baden.

Vergessen ist des Nebels graue Hülle,
hier lockt die Landschaft in den schönsten Farben.
Das Auge sieht sich satt an dieser Fülle;
Oktobergold lässt uns nicht länger darben.

Zwar gibt er sich im Schatten schon recht kühl,
vereinzelt führen Fröste in den Morgen;
doch jetzt am Mittag siegt das Hochgefühl,
des Tages Frische fegt weg alle Sorgen.

So sollte Herbst hier noch recht lange währen,
bis uns des Winters Boten dann beehren.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbstmittag

Wie mild der Wind die Wipfel will bewegen,
wie friedlich still der Tag im Mittag lebt!
Nur seidenzart ein feiner Blattgold-Regen
in sanftem Tanz hier aus den Bäumen schwebt!

Als ob Natur, hier feiernd, zelebriere
ein Abschiedsfest, das allem Schönen gilt,
sie sich noch einmal üppig nun erküre
die Farbenpracht, die licht die Landschaft füllt.

Sterntalermärchen, lind die Blätter schweben,
ich schau hinauf, als führ‘ ich himmelwärts,
und fühle mich verzaubert, leicht mein Leben
an diesem himmelblauen Tag im Herbst.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Kurpark