Archive for März 2012

 
 

Tagesneige

Der Abendsonne rotes Licht
brennt hinter dunklen Zweigen,
schenkt uns ein Abschieds-Farbgedicht
bevor die Stimmen schweigen.

Das Amsellied klingt leise aus;
es flüstern erste Sterne,
die Silberfähre überm Haus,
des Mondes Gruß von Ferne.

Die Turmuhr tut es allen kund,
dass Nacht nun naht und Ruh’.
Nun schweigt sogar des Nachbars Hund,
hat fest die Augen zu.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsgeschenk

Ein leichter Wind bewegt der Bäume Zweige
und um mich fächelt nun der süße Duft
der Blüten, die in zartem, weißem Reigen
zum Himmel tanzen in der Sonnenluft.

Und an der Vogeltränke Spatzen stieben;
sie fliegen auf und kommen flugs auch wieder.
Zum Bade zieht es sie, was sie wohl lieben.
Possierlich schütteln sie ihr nass’ Gefieder.

Das Rotkehlchen sitzt hoch im Wipfel, singt.
Vom Dachfirst schallt der Amsel schöne Weise.
Der Bach, der durch die Wiese fließt, er klingt
so sprudelnd hell, befreit vom starren Eise.

Es schenkt der Frühling wieder neuen Klang;
und freudig stimm‘ ich ein in den Gesang.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingswetter

Und graue Regenwolken ziehen
am Himmel schnell vorüber,
als wollten furchtsam sie entfliehen,
rastlos, gejagt, kopfüber.

Von Westen kommend hat ein Tief
uns nun den Sonnentag vertrieben,
und wer hier heut’ nach Wärme rief,
der ist wohl unbeschenkt geblieben.

So wechselhaft ist Frühlings Wetter,
der gern zu Kapriolen neigt.
Ich hoffe, morgen wirkt er netter,
wenn sich uns Sonne wieder zeigt.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsstimmung

Nun schenkt des Frühlings Blütenhand dem Tag
dies’ schöne Antlitz, lässt ihn wachend träumen.
Es sprießt und grünt und blüht in Busch und Bäumen.
Die Vögel singen hell in Park und Hag.
Ihr liebliches Konzert erfüllt die Räume.

Uns Menschen lässt das neu erwachte Leben,
trotz aller Krisen, die uns hier betroffen,
mit Zuversicht den Tag beginnen, hoffen
und freudig mit des Frühlings Welle schweben.
So blau und weit ist nun der Himmel offen!

© Ingrid Herta Drewing

Frühlings-Haiku

Forsythien leuchten,
weit geöffnete Fenster
begrüßen den Lenz.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsabend

Im Kirschbaum singt ihr Abendlied
die Amsel; sonnentrunken
ist bald der Tag versunken.
Sein Licht am Horizont verglüht,
ganz langsam wird es dunkel.

Und rosafarben leuchten auf
der Straße Gaslaternen;
im Blau die ersten Sterne
begleiten Silbermondes Lauf,
ein Funkeln aus der Ferne.

Im Park, verliebt, ein junges Paar
blickt träumend auf den See.
Zwei Schwäne, weiß wie Schnee,
im Mondlicht gleiten wunderbar
dahin im Pas de Deux.

© Ingrid Herta Drewing

Wolkiger Wunsch

Es zogen drei weiße Wölkchen
am Frühlingshimmel dahin;
da ward dem luftigen Völkchen
recht übermütig der Sinn.

Sie wollten nach Afrika reisen,
um hoch über Sahel und Sand,
sich regnend, segnend zu erweisen,
besiegen die Dürre im Land.

Ihr Wille war wolkig, weich,
als er an der Alpen Rand
im Aufsteigen kalt sogleich
ein jähes Ende fand.

Ihre Wassertröpfchen, die feinen,
die sie für die Ferne gehegt,
sie wurden als Schneesterne, kleine,
zum Aletschgletscher gelegt.

So geht es mit manchen Träumen.
Wenn sie bei Licht nicht durchdacht,
erweisen sie sich als Schäume
des Schlafes in finsterer Nacht.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingserwachen II

Ein blauer Tag in hellem Licht
lässt mich vom Frühling schwärmen.
Was Winter wollt’ verhärmen,
das zeigt nun blühend sein Gesicht
und Sonne wird es wärmen.

Der Grünfink, der sein Nest hier baut,
zart zwitschert in den Zweigen,
die gelb Forsythien zeigen.
Das Frühlingsbild, mir so vertraut,
zum See sich Weiden neigen.

Dort hegt ein schwarzes Schwanenpaar
die Gründe für die Jungen,
und laut aus vollen Lungen
keckert die Halsbandsittichschar
aus Wipfeln, die bezwungen.

Die Winterkluft schläft nun im Schrank,
es leuchtet Frühjahrsmode.
Nicht nur der Rentner auf der Bank
schätzt die Beschaulichkeit, es prangt
der Liebe Paarungsode.

© Ingrid Herta Drewing

Amselgesang

Wie reich entfaltet sie das Repertoire,
die Amsel, die dort singt auf ihrem Baum.
Ich fühle mich als Gast, bin ihr hier nah’;
darf lauschen, wie sie flötet, Frühlingstraum.

Was wäre diese Zeit mir ohne sie,
die Diva, die in Blühkulissen wirkt,
so zauberhaft und melodiös verbürgt
des Lebens helle Frühlingsharmonie.

Zwar wäre es ein blütenschöner Garten,
doch ohne diesen zarten, süßen Klang,
da fehlte mir Musik, Sehnsuchtserwarten,
es lebt der Lenz auch auf im Vogelsang.

© Ingrid Herta Drewing

Die wachsamen Delphine

Tief in der Südsee schwamm ein Hai
ganz dicht an einem Riff vorbei,
wo die Delphine und die Fische
sich tummelten in Meeres Frische.

Doch statt sich friedlich anzuschließen,
wollte er ihnen gern vermiesen
das Leben in dem Paradies,
und er benahm sich da recht fies.
Sprach heuchlerisch mit sanftem Blick
„ Seid mir gegrüßt, ihr habt heut’ Glück,
ich kenne einen guten Platz,
wo ihr könnt finden einen Schatz.
Da gibt ’s für alle ganz viel Futter.
Kommt, Kinder, lasst jetzt mal die Mutter,
folgt mir, ich werd’ euch gerne weisen,
wo ihr könnt Leckerbissen speisen!“

Die Fischchen waren ahnungslos
und fanden die Idee famos.
Sie fragten ihre Eltern nicht,
wie ’s doch gewesen wäre Pflicht.
Der Hai mordlüstern, abgeschmackt,
zog sie mit sich zum alten Wrack.
Dort nahm das Unheil seinen Lauf:
Er fing sie, fraß sie alle auf.

Nach ein paar Tagen kam er wieder,
vernahm der Eltern Klagelieder
und stimmte scheinheilig noch ein
ins Trauern um die Fischelein.

Bald reizt’ ihn Übermut und Wahn,
auszuprobieren seinen Plan
mal bei dem Nachwuchs der Delphin’,
ein Festmahl, das ihm lecker schien.
Und drei Delphinchen schwammen mit.
Der Hai dacht’ sich: „ Ein guter Schnitt!“

Jedoch die Jungen Lux und Lot
verachteten das Angebot.
Sie spürten, dass dem weißen Hai
nun wirklich nicht zu trauen sei,
und sie erzählten ihrem Vater
von „Onkel Hais“ Ködertheater;
der alarmierte die Gemeinde,
dass man bekämpfen müsse Feinde.

Grad wollt’ der Hai Delphinchen schnappen,
da konnten sie ihn schnell ertappen
und straften ihn sodann gar schwer.
Verwundet schwamm er weit ins Meer,
ließ sich bei ihnen nie mehr sehen.

So soll’s dem Bösewicht ergehen,
dass Kinder schlau wie Lux und Lot
seiner Verlockung widerstehen,
durch sie geraten nicht in Not!

© Ingrid Herta Drewing