Archive for März 2010

 
 

Erinnerung

Rotsamt

Als seien alle Sterne nun verglüht,

so war ihr, als er ging an jenem Abend.

Sie lächelte, um Fassung noch bemüht,

sich müde nach dem Grund des Scheiterns fragend.

Nun weiß sie, falsch war auch dies bange Fragen,

wenn Liebe geht, hält sie kein Schloss mehr auf.

Der Schlüssel ist vergebens wie das Klagen.

Das Leben gibt nur einen Schauplatz auf.

Wir leiden, doch bewahrt uns wahre Liebe

vor Bitterkeit und falschem Eigensinn.

Was gut und schön war, jenseits aller Triebe,

das bleibt nach all den Jahren doch Gewinn.

So wärmt das Bild der Rose, längst verblüht,

im Winter uns noch zärtlich das Gemüt.

Ingrid Herta Drewing

Mondsolo

Luna

Nun wird der Tagesmond im Blau erblassen;
noch gestern sang er silbern in die Nacht.
Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lassen,
als ich von seinem Scheine aufgewacht.

Wohl im Kontrast nur kann sich vieles zeigen
und wirkt auf dieser Bühne kurze Zeit.
Der Mond, vor dessen Kraft sich Meere neigen,
er liebt für seinen Auftritt Dunkelheit.

Umringt vom Tanz und Funkeln vieler Sterne,
erscheint er dann, bietet sein Solo dar,
als gäbe es nur ihn, man glaubt es gerne.
In seinen Bann zieht er uns silberklar.

Denn mag auch manches anderswo bestehen,
es macht uns das betroffen, was wir sehen.

Ingrid Herta Drewing

Die Amseln und der Kater

Amsel

Im Nest, dort in dem Apfelbaum,

da hegen Amseln ihre Jungen.

Sie rasten und sie ruhen kaum,

dem Fiepsen folgend,nun gezwungen.

Dem Kater ist dies nicht entgangen,

es lockt ihn an dies Vogelnest.

Sich eins der Amselchen zu fangen,

das wäre ihm ein wahres Fest.

So schleicht er heimlich in der Nähe

und lauert auf der kleinen Brut,

um dann, wenn niemand ihn so sähe,

zu kühlen sich sein Mütchen gut.

Jedoch die Amseleltern, helle,

entdecken ihn dort unterm Strauch,

sind zeternd nun sogleich zur Stelle

und lautstark zeigen sie’s ihm auch.

Wild flatternd, lauthals schimpfend, wüten

sie fast schon eine Stunde dort.

Und es gelingt ihr Kinderhüten,

entnervt trollt sich der Kater fort.

Dies zeigt, wenn Schwache standhaft bleiben,

gemeinsam sie den Feind vertreiben.

Ingrid Herta Drewing

Männerallüren

Komposition BlaurotEin junger Frisör aus Leyden
hasste es, Haare zu schneiden.
Drum warb er für Glatzen
statt Vollhaarmatratzen,
verkaufte dann Tücher aus Seide.

En Macho aus Flamm an der Luhe
stahl einem Mafioso die Schuhe.
Die fand er so chic,
doch es brachte kein Glück.
Nun liegt er tot in der Truhe.

Ein Dichter aus Osterode
schrieb fröhlich an Ostern ne Ode.
Er fand sie nicht gut,
warf sie in die Flut
(des Reimes wegen) die Bode.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingstag

DSCI0015

Der Frühling träumt im Apfelbaum;

sein Kleid aus weißen Blüten

glänzt leuchtend vor des Himmels Blau.

Die Sonne strahlt in Güte.

Ein Tag , dem Paradies entliehen,

der uns sein Lächeln schenkt.

Was Trübsal heißt, muss da entfliehen,

das Glück die Sinne lenkt.

Und auf der Wiese tanzt das Kind,

die Arme ausgestreckt,

als habe es im milden Wind

sein Leben neu entdeckt.

Ingrid Herta Drewing

Erdung

Enlros Und würde mir ein Engel jetzt auch preisen
die Pforte in ein fernes Paradies,
ich fürchte wohl, ich würde nicht verreisen,
mir ist dies Erdenleben kein Verlies.

Hier lebe ich und fühle  mich verwurzelt
und nehme in mich auf mit allen Sinnen
das Schöne  dieser Welt, blühend Beginnen.
Hier hause ich, bin nicht nur hingepurzelt.

So bete ich zu Gott um mein Verweilen
auf der geliebten Erde noch die Zeit,
bis meiner Lebens-Sehnsucht Träume heilen,
und sich ermattet hält mein Geist bereit.

Dann mag der Engel kommen und mich führen
in dieses Jenseitsreich ewiger Macht.
Vielleicht werd ich auf andre Weise spüren,
was Gott aus Sternenstaub noch hat vollbracht.

Ingrid Herta Drewing

Dichten

Diso

Wie bitter wär‘ es, wenn man sie nicht hätte
die Freiheit, wie man dichtet, was man liest.
So liebe ich besonders auch Sonette
und Verse, deren Klingen stetig fließt.

Wer’s anders mag, dem bleib’ dies überlassen,
zum Glück gehört dem Dichter seine Welt.
Da darf er lyrisch in die Saiten fassen
und dichtend singen, wie es ihm gefällt.

Er sucht nach reinen Klängen, Harmonie,
fügt Bilder, Worte in die Melodie,
die ihm die Muse zärtlich eingegeben.

Und freut sich, wenn gelingt dann sein Gedicht;
was anderes verspricht er sich doch nicht,
lässt Bild, Gefühl, Gedanke, Worte leben.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingslaune

Anemone

Der Frühling ist jetzt pünktlich angekommen.

Erquickend wärmt die Sonne, hell ihr Licht.

Was sonst dir noch im Grau den Mut genommen,

erreicht dich nun mit seiner Trübsal nicht.

An solchen Tagen möcht’ man lauthals singen.

Sie schenken uns am Morgen schon das Glück,

die Kraft; du fühlst, dass vieles wird gelingen,

beginnst dein Tagewerk mit klarem Blick.

Kein‘ Unbill wird dir deine Laune trüben,

du fühlst getragen dich von Hochgefühl,

und triffst du Schwere, hältst du dich ans Üben,

erreichst ausdauernd, froh gestimmt dein Ziel.

So schenkt auch uns des Frühlings zartes Weben

den Schwung auf unsrem Weg, ein neues Leben.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsimpression

Belli

Ein Sonnengesicht
schaut lächelnd in dein Fenster
und weckt dich zärtlich.

Zwei Ringeltauben
turteln in der Efeuwand
trauliches Gurren

Spielende Kinder,
ihr Lachen erschallt im Hof
wird zum Frühlingsruf.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsanfang

Neropanorama

Und gleißend scheint der Sonne Licht,

erwärmt die müde Erde,

die, nun erwacht, von Frühling spricht

mit blühender Gebärde.

Es keimt und sprießt, an Strauch und Baum

die Knospen glänzend schwellen.

Die Bäche, Flüsse, eisfrei kaum,

sich stürzen in die Schnellen.

Es braust und rauscht, an Baches Ranft

sich frische Gräser zeigen.

Der Frühlingswind, er flüstert sanft

dort in der Weide Zweigen.

Ich lausche still der Amsel Lied,

dem Klang, dem lieblich süßen,

und dichte, froh ist mein Gemüt,

den Frühling zu begrüßen.

Ingrid Herta Drewing