Archive for November 2011

 
 

Winterträume

Nun naht die Zeit der sanften Winterträume,
der kleinen, weißen Sterne; und im Tanz
aus Himmels kühlen, weiten Wolkenräumen
herab sie schweben, zaubern hellen Glanz.

Und wo die Erde fast im Frost erstarrte,
da breiten sie die weiche Decke aus,
dass tief im Boden Wurzeln, auch die zarten,
die Kräfte sammeln in dem dunklen Haus.

Dann darf im Frühling, wenn die Flocken schwinden,
weil sie die Sonne zärtlich weggeküsst,
das Leben grünend sich zum Lichte winden
und knospen, blühen als Naturgedicht.

Das neu uns schenkt in seiner Poesie
des Lebens lichte Freude, Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing

Spätherbstwinter

Des Nebels blasses, feuchtes Tuch
liegt auf der kleinen Stadt,
die sich beharrlich hat
gelöst von diesem Fluch.

Adventszeitlichter, warmer Glanz,
sie strahlen in den Straßen.
Noch fehlt hier Schnee, der Flocken Tanz,
den Winter sie vergaßen.

Denn Spätherbst thront im Nebelfrack;
nachdem hier der November
gespielt so schön September,
steckt Herbst Dezember in den Sack.

Jawohl, das Klima ist ver-rückt!
Wer braucht noch andre Zeichen?
Wär’s endlich zu erreichen,
dass alle Welt es hätt’ im Blick,
vom falschen Weg abweichend!

© Ingrid Herta Drewing

Kein Wintergedicht

Der Schneekanonen
teure Winterkosmetik
auf grünender Alm.

In Dubais Hitze
die Skipiste hinter Glas,
Wüste Schneespiele.

Tourismusgeschäft,
Millionen für den Kunstschnee,
Retortenwinter.

© Ingrid Herta Drewing

Nebulös

Was wird bewirken, dass die Nebel weichen,
die alles hier in dichtem Grau verhüllen,
schenkt Farbe diesem Land, das, grau erbleichend,
die Sehnsucht nach dem Lichte nicht kann stillen?

Es stirbt die Sonne vor der Abendstunde
im Niemandsland dort zwischen Raum und Zeit
Kein Mond, kein Stern gibt nächtens davon Kunde,
dass Myriaden Galaxien bereit.

Das Licht ist da, obwohl wir es nicht sehen.
Wir warten stumm auf seine Helligkeit;
Gefahrlos wollen wir die Wege gehen
und suchen blind im Dunkel nach Geleit.

Und halten uns einander an den Händen;
gemeinsam hoffend auf ein gutes Ende.

© Ingrid Herta Drewing

Reimlob

Warum die Form zerbrechen,
als sei sie Teil der Schuld,
der Hoffart, Ungeduld,
der manche sich erfrechen?

Gestalt hat alles Leben
wohl hier seit Anbeginn;
das Wachsen nimmt sein Streben
natürlich formend hin.

So mag ich Verse binden.
Gemeinsam, sagt der Reim,
wird sich hier klingend finden,
was brüchig, aus dem Leim.

Denn heilend, nicht zerstörend,
erreicht es Poesie,
mit Bild und Klang betörend,
zu fühlen Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerode im November

In deine Arme
nimm mich, Mutter Natur!
Lass in den sanften
Wiesen und Wäldern
Atem mich schöpfen,
um dem Gesang
des Windes zu lauschen,
der zärtlich
in Gräsern und Wipfeln spielt,
hören gefiederter Sänger
liebliche Lieder,
die meine Seele beglücken
mit Melodien, den schönen!

Sehen auch möcht’ ich
der duftenden Blüten Leuchten
und am Abend
der sinkenden Sonne
rotgoldene Glut,
um andächtig dann
in der Nacht
unter Sternen
zu träumen
den Sommer des Lebens.

© Ingrid Herta Drewing

Novemberlicht

Zärtlich Novembers Sonne
lächelt wärmend ins Tal.
Selten schenkt er so Wonne,
trägt sonst den Nebelschal.

Mag noch im Freien sitzen,
mittags auf dem Balkon;
Sonnenbad ohne Hitze,
Herbstgold, des Sommers Hohn.

Da sich November zeigt,
strahlend im blauen Kleide,
Winter noch gänzlich schweigt,
tanzt das Schaf, auf der Weide.

© Ingrid Herta Drewing

Schattenwelt

Sie hören
das Gras wachsen
und sehen
die Wiese nicht.

Sie kaufen
Plastikblumen,
reinigen sie
regelmäßig.

Sie platzieren
Porzellanpuppen
artig
auf dem Sofa
und bemerken nicht,
dass sie bereits
tot sind.

© Ingrid Herta Drewing

Lebenslust

Wie seltsam ist’s, dass seit Beginn des Lebens
das Sterben immer auch zugegen ist,
dem Leben setzt die kurze Daseinsfrist,
das Hoffen auf ein Bleiben ist vergebens.

Es sind die Erde, auch das weite All
auf Werden und auf Wandel eingestellt.
Das Leben im Bewusstsein, unser Fall,
ist wohl ein Funke nur im großen Feld.

Der Welt, die wir im Ansatz kaum erahnen,
mit Fragen tastend suchen zu verstehen;
die Religion uns bindet an ein Mahnen,
dass wir einander liebend leben sehen.

Denn dieses eine Leben, unser Traum,
kann sein so wunderschön im Erdenraum.

© Ingrid Herta Drewing

Adventstage

Jetzt schmücken sie schon emsig Markt und Straßen
mit Tannen, Sternen, Kerzen, hellem Licht;
das Dunkel zu verdrängen, nicht vergaßen
erwartungsfroh sie des Advents Gesicht.

Besonders der Kommerz wirkt da beflügelt;
des Lichtes Flut der City dies bekennt.
Jedoch, was hier so lautstark, ungezügelt
erstrahlt, sich wohl vom Sinn der Weihnacht trennt.

In Andacht Christi Ankunft zu erwarten,
gelingt sehr vielen nicht im Festtagsstress,
als zögen wild die Bagger durch den Garten,
man es nicht wachsen, schön erblühen lässt.

Lernt innehalten, nicht um Ware laufen,
denn was Bestand hat, kann kein Mensch sich kaufen!

© Ingrid Herta Drewing