Archive for Oktober 2014

 
 

Halloween-Abstinenz

Von Irland nach Amerika
einst wanderte der Brauch,
durch Marketing kam er zurück,
nun feiert man hier auch.

Mich reizt er nicht, der Kürbiskopf,
das Gruselgeisterspiel,
seh’ lieber ihn im Suppentopf,
umrahmt von Kräutern viel.

Wer Freude hat, sich zu erschrecken
am Todesfratzgesicht,
als Knochenmann sich zu verstecken,
der scheu die Maske nicht.

Den Horror, den so mancher sucht,
den gibt’s das ganze Jahr,
solang die Kriege, die verflucht,
vermehren Todes Schar.

Lasst ruhn die Toten! Allerseelen
ist hier als Brauch zu Haus.
Besinnung, Stille, Andacht fehlen
bei dem Halloween-Gegraus.

© Ingrid Herta Drewing

Martin Luther

Bruder Martin, der du einst im Gottvertrauen
kämpftest gegen Papst und Kaiser für das Recht,
dass der Mensch durch Gottes Gnade darf erschauen
Gottes Güte durch sein Wort, das echt.

Schenktest, unterstützt von einem Weisen,
uns die Bibel, hast sie übersetzt
und befreit von Fremdheit und so, leise,
unsre Muttersprache recht ins Licht gesetzt.

Hast in deinen Liedern, vielen,
uns auf Deutsch gesagt, was Glauben heißt,
und die feste Burg der Evangelien
heut uns noch den Weg zu Christus weist.

Wolltest nie der Christen Kirche spalten,
reformieren, recht zu glauben, war dein Sinn.
Doch die Macht, der Hochmut konnte walten,
reichte blind noch zu den Kriegen hin.

Wir, die nun nach Hunderten von Jahren
sehen, was du einst vollbracht,
dürfen, Gott sei Dank, erfahren,
was ein fester Glaube möglich macht.

© Ingrid Herta Drewing

Vanitas

Wie diese Frucht verderblich,
trotz Lebensglanz im Licht,
sind auch wir Menschen sterblich;
was je erblüht‘, verblich.
Der Tod lehrt uns Verzicht.

Ihn lässt der Spätherbst ahnen,
vernebelt Wald und Flur
und Blätter, Farben-Fahnen,
nun welken, sind ein Mahnen
vergänglicher Natur.

Nichts darf auf Erden bleiben,
kein Wesen ewig sein,
sich Leben einverleiben.
Auch wir nur kurz hier schreiben
ins Irdische uns ein.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Abend

Und lange Schatten
greifen sich die kleine Welt,
Tages-Abschiedszeit.

Tannenzacken, schwarz
vor violettem Himmel,
begrüßen die Nacht.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Der Frosch im Automobil

Ein Frosch, der wollte Auto fahren;
er schwärmte halt für alles Schnelle.
Und da er noch sehr jung an Jahren,
war er gewiss sich nicht im Klaren,
dass ihm da drohten auch Gefahren
jenseits des Teiches Wasserstelle.

Der Storch fuhr vor, flott im Mercedes,
und lud das grüne Fröschlein ein,
sprach, heut‘ sei man ja nicht per pedes,
mobil sein auf vier Rädern, jedes
Getier in Wiese, Wald versteht es,
möcht‘ gern in seinem Auto sein.

Das Fröschlein ward sehr schnell gewonnen,
sah seinen großen Traum erfüllt,
merkt‘ nicht, welch Netz der Storch gesponnen,
wollt‘ sich in noblem Glanze sonnen
und warf den Ratschlag in die Tonne,
dass Frosch als Storchen-Futter gilt.

Ihr denkt, gleich wurde Frosch gefressen
vom Storch, wie es das Tier halt macht?
Der aber war nicht drauf versessen,
sich nur am Futter zu vergessen.
Er ward gefilmt und durft‘ nichts essen,
war auf sein Image da bedacht.

Erst heimlich nach dem Dreh, genüsslich
gönnt er den Frosch sich dann als Mahl.
Der zappelte und quakte tüchtig.
Jedoch das Leben ist zu flüchtig,
besonders, wenn man autosüchtig,
kann es schnell werden auch zur Qual!

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Herbstmilde

Milder Südwestwind,
des goldenen Oktobers
Abschiedsgeschenke.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Geträumt

Zur Nacht erwacht aus schönem Traum,
noch ganz im Banne der Geschichte,
in die er dich geführt, und kaum
möchtest du nun darauf verzichten.

Hast du dies doch so wahr erlebt!
Die Orte, lieber Menschen Sagen
erschautest du, ganz tief verwebt
in des Geschehens Wohlbehagen.

Doch dann spricht dein Bewusstsein dir
von den realen Wirklichkeiten,
und sanft schließt wieder sich die Tür,
zu Welten, die dem Tag entgleiten.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Kraniche im Herbst

Es zogen Kraniche nach Süden,
und träumend folgtest du dem Zug
mit einem Blick, der nimmermüde,
viel Fernweh, Sehnsucht in sich trug.

Du sahst vor dir die Palmenhaine,
den wilden Fels’ am blauen Meer
und auch am Hang versteckt das kleine,
weiß strahlend’, schöne Haus, so hehr.

Zu gerne wärst du mitgezogen,
wärst du nur wie ein Vogel, frei!
Bist in Gedanken fort geflogen,
entflohst kurz grauem Einerlei.

© Ingrid Herta Drewing

Kraniche

Hoch in den Himmel
schreibt sich der Kraniche Zug
für eine Weile.
Ihre Abschiedsgesänge
klingen noch lange Zeit nach.

© Ingrid Herta Drewing

Oktoberbäume

Noch wabern dichte Nebel über Wiesen,
und Sonnenlicht ergreift nur matt die Räume,
um sanft im Dunst des Morgens zu zerfließen
und Farbenspiel zu wecken in den Bäumen.

Die schattenhaft jetzt als Konturen der Alleen
das graue Nass der Straße säumen
und ab und zu durch eines leichten Windes Wehn
erwachen aus den regenmüden Träumen.

Jedoch im Gold des Mittags sie erstrahlen
in ihrem farbenfrohen Herbstgewand,
bevor des Sturmwinds Töchter viele Male
im Blätterreigen tanzen durch das Land.

© Ingrid Herta Drewing, 2014