Verkannte Liebe

Ein Frosch an eines Teiches Rand
saß dort ganz selbst verloren.
Er hoffte auf ein Liebespfand,
das er sich auserkoren.

Denn jeden Tag um zwölf Uhr zehn
sah er sie hier vorüber geh’n
und glaubte, dass sie ’s wüsste,
dass was geschehen müsste.

Im Märchen war es schön zu lesen,
von einem Frosch, der Prinz gewesen,
das sollte sie doch wissen
und ihn jetzt endlich küssen.

Das Mädchen sah den Frosch nicht an,
traf sich mit einem andern Mann,
den sie verliebt nun küsste.
Ach wenn sie es nur wüsste!

Was ihr da alles nun entging:
Ein Prinz, der sie gar lieb umfing,
vom Schlösschen ganz zu schweigen,
das ihr wohl wäre eigen!

Wer glaubt denn heut noch solche Märchen?
Verliebt ging aus dem Park das Pärchen
und ließ den Frosch allein,
der sah es traurig ein:

Wer auf der Welt will reüssieren,
muss richtig auch kommunizieren.
Ein Blick allein sagt meist zu wenig,
wenn du noch Frosch bist und kein König.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Falsche Küsse

Dort unter der alten Eiche,
ganz nah bei dem kleinen Teiche
küsst Anne-Marie
den Frosch; es hofft sie,
dass er einem Prinzen gleiche.

Ach Mädchen, du wirst ihn missen,
denn dies erlösende Küssen
wird falsch eingeschätzt,
ist Märchengeschwätz
Die Störche müssen es wissen.

Einst war ein Fröschlein im Teiche
beschäftigt mit seinem Laiche.
Da nahte recht forsch
und klappernd Frau Storch
und macht‘ es schnäbelnd zur Leiche.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Der Frosch im Automobil

Ein Frosch, der wollte Auto fahren;
er schwärmte halt für alles Schnelle.
Und da er noch sehr jung an Jahren,
war er gewiss sich nicht im Klaren,
dass ihm da drohten auch Gefahren
jenseits des Teiches Wasserstelle.

Der Storch fuhr vor, flott im Mercedes,
und lud das grüne Fröschlein ein,
sprach, heut‘ sei man ja nicht per pedes,
mobil sein auf vier Rädern, jedes
Getier in Wiese, Wald versteht es,
möcht‘ gern in seinem Auto sein.

Das Fröschlein ward sehr schnell gewonnen,
sah seinen großen Traum erfüllt,
merkt‘ nicht, welch Netz der Storch gesponnen,
wollt‘ sich in noblem Glanze sonnen
und warf den Ratschlag in die Tonne,
dass Frosch als Storchen-Futter gilt.

Ihr denkt, gleich wurde Frosch gefressen
vom Storch, wie es das Tier halt macht?
Der aber war nicht drauf versessen,
sich nur am Futter zu vergessen.
Er ward gefilmt und durft‘ nichts essen,
war auf sein Image da bedacht.

Erst heimlich nach dem Dreh, genüsslich
gönnt er den Frosch sich dann als Mahl.
Der zappelte und quakte tüchtig.
Jedoch das Leben ist zu flüchtig,
besonders, wenn man autosüchtig,
kann es schnell werden auch zur Qual!

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Der leichtfertige Frosch

Es traf der Frosch die Kröte.
Sie sprach von ihren Nöten,
dass sie sich fürchte vor dem Storch,
denn dieser sei ein Fänger, forsch.

Da meint‘ der Frosch, das sei doch klar,
sie krieche ja so sonderbar.
Er aber könne sehr weit springen,
da würde jedem Adebar
das Fangen ganz gewiss misslingen.

Doch kaum hatte er ’s ausgesprochen,
war schnell die Kröte weg gekrochen.
Er, Nase rümpfend: „ Krötenleute !“,
hatte sehr barsch den Stab gebrochen,
vergaß zu springen
und bereute,
als ihn der Storch erfasst‘ als Beute.

© Ingrid Herta Drewing