Der Frosch im Automobil

Ein Frosch, der wollte Auto fahren;
er schwärmte halt für alles Schnelle.
Und da er noch sehr jung an Jahren,
war er gewiss sich nicht im Klaren,
dass ihm da drohten auch Gefahren
jenseits des Teiches Wasserstelle.

Der Storch fuhr vor, flott im Mercedes,
und lud das grüne Fröschlein ein,
sprach, heut‘ sei man ja nicht per pedes,
mobil sein auf vier Rädern, jedes
Getier in Wiese, Wald versteht es,
möcht‘ gern in seinem Auto sein.

Das Fröschlein ward sehr schnell gewonnen,
sah seinen großen Traum erfüllt,
merkt‘ nicht, welch Netz der Storch gesponnen,
wollt‘ sich in noblem Glanze sonnen
und warf den Ratschlag in die Tonne,
dass Frosch als Storchen-Futter gilt.

Ihr denkt, gleich wurde Frosch gefressen
vom Storch, wie es das Tier halt macht?
Der aber war nicht drauf versessen,
sich nur am Futter zu vergessen.
Er ward gefilmt und durft‘ nichts essen,
war auf sein Image da bedacht.

Erst heimlich nach dem Dreh, genüsslich
gönnt er den Frosch sich dann als Mahl.
Der zappelte und quakte tüchtig.
Jedoch das Leben ist zu flüchtig,
besonders, wenn man autosüchtig,
kann es schnell werden auch zur Qual!

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Schein

Sanft dekoriert mit weißen Westen,
für’s Bild gestylt und gut frisiert,
frönt man dem schönen Schein am besten,
lässt sich von Modegurus testen,
so wird das Image aufpoliert.

Als Muster stiller Eitelkeit
zeigt man als Flagge sein Panier,
dezent verbrämt Bescheidenheit,
dass hier wohl lauert jederzeit
der schwarze Geier grober Gier.

Man hat die Macht, glaubt eigne Lügen,
weil man sie gar zu oft erzählt,
übt sich geschult hier im Betrügen.
Wer schwach ist, hat sich da zu fügen,
auch wenn er sich nicht hat verwählt.

Die Lobbyisten als Sirenen,
sie zaubern stets ihr Lied hervor.
Als Miezekätzchen die Hyänen
getarnt Gesetzestexte dehnen,
Expertenwissen als Dekor.

© Ingrid Herta Drewing,2014