Kunst

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Das ist Kunst.Dies Etikett
zeigt nur eine vage Sicht,
wie man etwas findet nett,
was den eignen Sinn anspricht.

Kritiker, die zum Behuf
solche Etiketten kleben,
zeigen kritisch im Beruf
was zur Kunst sich darf erheben.

Auch wird gern durch Marketing
vieles schnell als Kunst kredenzt,
was, im besten Seller-Swing,
hochgejubelt kurz nur glänzt.

Doch, wer malt und komponiert,
sich verschrieben dem Gedicht,
fühlt sich kaum davon berührt,
denn er braucht solch Schein-Sein nicht.

Kunst trägt ihren Wert in sich,
lässt den Schaffenden vergessen
Zeit und Raum, er ruht in sich,
kann’s nur kreativ ermessen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Engelsbild

Das Engelsbild, das fast verblasst,
erstarrt in Puttenniedlichkeit,
als Werbung lockt’s in Alltags Hast.
Damit es Käufer lieblich fasst,
wird’s neu erweckt zur Weihnachtszeit.

Statt Gottes Wort klar zu verkünden
(die Bibel Engelsboten kennt)
verkaufen sie nun süße Sünden
und mehren Schätze in den Pfründen,
die säkular der Mehrwert nennt.

Noch träumen wir vom wahren Guten,
Schutzengeln, die hier als Geschick
uns stets umsorgen und sich sputen,
auf dass wir nicht im Leid verbluten,
uns gar noch brechen das Genick.

Doch ahnen wir, dies‘ Bild muss lügen,
da Elend, Krieg und Tod der Welt
in immer neuen Höhenflügen
die Güte führen zum Erliegen,
und Menschlichkeit ins Abseits fällt.

Vielleicht gilt’s dennoch, zu entdecken
das Engelsbild in uns, im Wir,
zu lieben üben, nichts bezwecken,
sich hinter Lügen nicht verstecken,
dem Frieden näher kommen hier.

© Ingrid Herta Drewing, 2016Version 3

Denglisch

Das Marketing, meist überschwenglich,
preist an Produkte, macht bekannt,
versteigt sich häufig auch in Denglisch,
was englisch klingt, wirkt interessant.

Da lernt manch Engländer das Staunen,
wie seine Sprache wird erfasst.
Die Wörter häufig englisch raunen,
kein Inhalt, der zum Wortschatz passt.

Sein mobilephone heißt bei uns Handy;
das klingt so handlich, wie es ist.
Jedoch nicht immer wird, was trendy,
so gut kreiert, ist halt nur Mist.

Ein Kaufhaus preist an im Prospekt
für Frauen Taschen, Bodybag.
Ein Modehit sei’s, mehr wohl Schreck:
Nur wer verstorben, darin steckt.

Die Wörter wandern mit den Waren,
das war schon so zur Römerzeit.
Dass Straßen „via strata“ waren,
stört keinen heute weit und breit.

Ja unsre Sprache ist lebendig
und richtet sich nach unsrem Leben,
ist Heimat auch; und nicht zu wendig
sollt man da Müll mit ihr verweben.

Die Wörter, die wir uns entlehnen,
sie sollten klar semantisch sein.
Jedoch die falschen Anglizismen
sind Hülsen, dienen nur zum Schein.

Wo eigne Sprache steht im Wort,
da ist sie sinnvoll zu verwenden,
Ausstattung, statt Equipment!Dort
sollt‘ unsre Sprach-Kultur nicht enden.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Schein

Sanft dekoriert mit weißen Westen,
für’s Bild gestylt und gut frisiert,
frönt man dem schönen Schein am besten,
lässt sich von Modegurus testen,
so wird das Image aufpoliert.

Als Muster stiller Eitelkeit
zeigt man als Flagge sein Panier,
dezent verbrämt Bescheidenheit,
dass hier wohl lauert jederzeit
der schwarze Geier grober Gier.

Man hat die Macht, glaubt eigne Lügen,
weil man sie gar zu oft erzählt,
übt sich geschult hier im Betrügen.
Wer schwach ist, hat sich da zu fügen,
auch wenn er sich nicht hat verwählt.

Die Lobbyisten als Sirenen,
sie zaubern stets ihr Lied hervor.
Als Miezekätzchen die Hyänen
getarnt Gesetzestexte dehnen,
Expertenwissen als Dekor.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Quo vadis?

Wir sind doch noch Schamanen,
beschwören Tier und Beute,
tanzen für Land und Leute,
wie einstmals unsre Ahnen.

Wir sind noch immer Blinde
im Hirn und auch im Herz,
verfallen dem Kommerz
und Marketing-Gebinde.

Noch immer Brot und Spiele,
Marktschreier im Gewühle,
und alles lacht.

Ob wir den Weg noch sehen,
ob wir den Weg dann gehen
aus dieser Nacht?

© Ingrid Herta Drewing,2008