Abgehoben

„Du bist arm? Sei froh,
denn Reichtum macht nicht glücklich!“,
sagen die Reichen,
verkriechen sich in Burgen
geschützter Annehmlichkeit.

„Wer will,kriegt Arbeit!
Er muss sich nur verdingen
im Ein-Euro-Job.“
Angebot und Nachfrage
erklärt zum Naturgesetz.

Marktmacht-Religion;
die Neoliberalen
und Plutokraten,
sie lenken, stellen Weichen,
und das Gemeinwohl entgleist.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Wirtschafts-Verwunderliches

Ein Einzelhändler aus Hessen,
der fand es reichlich vermessen,
dass die Steuer ihn schröpft,
dieweil Werte schön schöpft
ein Konzern,dessen Standort „vergessen“.

Ein Cafehaus-Betreiber am Rhein,
der findet es mehr als gemein,
zu zahlen die Steuer,
die Starbucks spart heuer,
unlauter im Wettbewerb-Schein!

Politiker, TTIP gewogen,
sind munter zu Felde gezogen,
das Volk zu begeistern.
Doch’s Durchblick-Verkleistern
erkannte es, sah sich betrogen

© Ingrid Herta Drewing,2015

Schein

Sanft dekoriert mit weißen Westen,
für’s Bild gestylt und gut frisiert,
frönt man dem schönen Schein am besten,
lässt sich von Modegurus testen,
so wird das Image aufpoliert.

Als Muster stiller Eitelkeit
zeigt man als Flagge sein Panier,
dezent verbrämt Bescheidenheit,
dass hier wohl lauert jederzeit
der schwarze Geier grober Gier.

Man hat die Macht, glaubt eigne Lügen,
weil man sie gar zu oft erzählt,
übt sich geschult hier im Betrügen.
Wer schwach ist, hat sich da zu fügen,
auch wenn er sich nicht hat verwählt.

Die Lobbyisten als Sirenen,
sie zaubern stets ihr Lied hervor.
Als Miezekätzchen die Hyänen
getarnt Gesetzestexte dehnen,
Expertenwissen als Dekor.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Fußball-WM-Limericks

Die Medien im Welt-Fußball-Fieber,
sie bauten’s Programm um wie Biber.
Es kommt schier zum Stau,
WM-Fußballschau
verdrängt, was so mancher säh‘ lieber.

Doch Fußball-WM in Brasilien
begeistert sehr viele Familien.
Zum Tag wird die Nacht.
Wer Urlaub nun macht,
fährt deshalb nicht nach Sizilien.

Jetzt regen sich viel Fußball-Kenner.
und ihr Kommentar stets ein Renner.
Sie sehen die Bälle
oft falsch an der Stelle,
sind selbst Couch-Potatoes und Penner.

Beim Public-Viewing die Massen
sich gerne begeistern lassen.
Schießt Deutschland ein Tor,
singt alles im Chor
und kann’s vor Freude kaum fassen.

Politiker, oft im Gedränge,
gern nehmen ein Bad in der Menge.
In Stadien sich zeigen,
dem Wähler was geigen,
den Fußballfan in den Fängen.

© Ingrid Herta Drewing,2014