Ermunterung I

Lasst uns neu vom Frühling singen!
Ist die Welt auch trüb und grau,
weil der Politik Misslingen
nimmt in Kauf die falsche Schau.

Lasst uns nun die Sicht erneuern,
räumen, was den Blick verstellt,
wehren alten Ungeheuern
zu erobern unsre Welt!

Vieles, was im Wahn befangen,
trügt, es fehlt Vernunft und Sinn.
Hochmut züchtet Gift und Schlangen,
häutet sich je nach Gewinn.

Lasst uns hell die Zukunft malen
und entfernen Zunder, Rost!
Es sei klar, der Sonne Strahlen
taue, was noch starr im Frost!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Schein

Sanft dekoriert mit weißen Westen,
für’s Bild gestylt und gut frisiert,
frönt man dem schönen Schein am besten,
lässt sich von Modegurus testen,
so wird das Image aufpoliert.

Als Muster stiller Eitelkeit
zeigt man als Flagge sein Panier,
dezent verbrämt Bescheidenheit,
dass hier wohl lauert jederzeit
der schwarze Geier grober Gier.

Man hat die Macht, glaubt eigne Lügen,
weil man sie gar zu oft erzählt,
übt sich geschult hier im Betrügen.
Wer schwach ist, hat sich da zu fügen,
auch wenn er sich nicht hat verwählt.

Die Lobbyisten als Sirenen,
sie zaubern stets ihr Lied hervor.
Als Miezekätzchen die Hyänen
getarnt Gesetzestexte dehnen,
Expertenwissen als Dekor.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Dauerkrise

Noch immer die Welt
geschüttelt von Krisen.
Die Zocker bewiesen,
dass Jagd nach dem Geld
zerstörend befällt,
was will leben und sprießen.

In Ohnmacht erstarrt
oder hektisch bemüht
Politik hier geschieht.
Der Bürger verharrt
und fühlt sich genarrt
vom Spiel, das er sieht.

Wie kann Geldes Schein,
dieser Maßlosen Macht,
isoliert in Betracht,
nun herrschen allein?
Wird das menschliche Sein
an den Abgrund gebracht?

© Ingrid Herta Drewing