Archive for the Category Tiere

 
 

Im Tierpark

Das Geweih im Bast,
junger Hirsch im Gehege.
Die Mohrrübe lockt
dort in der Hand des Mädchens,
verspricht ihm Futtergenuss.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Hummers Zeit und Leid

Tom Scherenlang, ein Hummer,
’ne kraftvoll große Nummer,
der lag allein im Meer.
Jedoch, er war kein Dummer
und wusste, dass nach Summer,
nun Zeit zur Paarung wär‘.

So suchte er ’ne Höhle,
er war ’ne treue Seele,
zur Zweisamkeit bereit.
Und ohne viel Genöle
ihm folgte Schön-Adele
als Braut im Hochzeitskleid.

Der Panzer war verschwunden,
sie hatte unumwunden
ihn vorher abgelegt,
damit für Liebesstunden
sie ward als weich empfunden,
von Tom nun sanft gehegt.

Zur Paarung so entbunden,
für etwa fünf Sekunden
sie lagen Bauch an Bauch.
Adele konnt ’s bekunden,
hat ’s Samenpack gefunden,
Nachwuchs sollt‘ kommen auch.

Als sie nicht mehr empfänglich,
ihr Panzerschutz zulänglich,
kroch Tom von diesem Ort
(wo er fast überschwänglich
die Scheren streckte länglich)
nach ein paar Wochen fort.

Er war kein Schuft, sein Gehen
war nicht ein Missverstehen,
nur der Natur Gesetz.
Adele, gut versehen,
zur Eibefruchtung stehen
sollt‘ sie ein Jahr lang jetzt.

Tom sah nie seine Erben,
weil er ein frühes Sterben
durch einen Fischer fand,
In dessen Hummerkörben,
wo er erneut wollt werben,
trug man ihn weg an Land.

Bös war’s dort im Gelände,
als eines Menschen Hände
ihn griffen hart am Kopf
und warfen ihn behände
in heiße Brüh‘, sein Ende
traf ihn im Suppentopf.

Ich kann das nicht vergessen,
werd‘ niemals Hummer essen,
wenn man dies‘ Tier so quält.
Und fühl‘ mich nicht vermessen,
wenn ich da froh, statt dessen,
bewundre seine Welt.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Erkenntnis

Ein Plattfisch traf ’nen Kugelfisch
und fragte sehr beflissen:
„Warum bist du nicht platt wie ich?
Das möchte ich gern wissen!“

Der Kugelfisch sprach:“Ach wie matt
und auch sehr ungesund
wär‘ das, wenn ich wie du so platt
läg‘ auf des Meeres Grund.

Ich schwebe ganz gemächlich hier
am Riff recht schön dahin,
erkunde froh so mein Revier,
rundum zufrieden bin.

Und will mir gar ein Raubtier droh’n,
pump ich mich mächtig auf,
zeig meine Stacheln ihm als Lohn,
dann fehlt’s der Jagd an Lauf.“

„ Ach so, dir dient die Form als Schutz,
gleicht meiner Mimikry,
wenn ich mit Farbenwechsels Trutz
getarnt vor Feinden flieh!

So gibt’s für jedes Tier im Meer
wohl einen Sinn der Form,
der ihm zu leben gibt Gewähr.
Das find ich ganz enorm!“

„ Ja, davon abgesehen, und
oft ist doch Gleichheit nichtig.
Die Vielfalt macht das Leben bunt,
ob jemand platt ist oder rund
ist letztlich nicht so wichtig!“

© Ingrid Herta Drewing,2016

Adventskranz-Ballade

Es hatte Paul Ernst Anton Schanz
sich schön gebastelt einen Kranz
aus duftend grünen,jungen Fichten.
Sie sollten es nun festlich richten,
geschmückt mit roten Kerzen,vier,
für den Advent als Zimmers Zier.

Und jeden Sonntag im Advent,
für Paul nun neu ein Kerzchen brennt.
Auch knistert’s wohlig im Kamin,
wo feurig rot die Scheite glüh’n.
Versonnen sitzt er am Klavier
mit seiner Katze und trinkt Bier.

Wie schön der Kerzen Licht heut‘ brennt!
Er merkt’s nicht mehr, ist eingepennt,
liegt auf der Couch, lang ausgestreckt.
Der Schlaf kam schnell, nicht zugedeckt,
schnarcht er dort,tief in Morpheus‘ Armen,
sägt Wälder ab, ’s ist zum Erbarmen!

Doch friert er nicht,kennt keinen Harm;
vier Kerzenflammen strahlen warm,
verströmen hier ihr lauschig‘ Licht.
Der Kranz steht auf dem Tisch,ganz dicht,
wo jetzt des Schläfers beide Füße
sich nähern, um sie zu begrüßen.

Schon stößt er mit dem Fuß, wie dumm,
die vierte Kerze an und um.
Es fließt das Wachs, die Katze rennt,
sie sieht den Kranz, der hellauf brennt,
ruft laut den Paul, sie kläglich maunzt,
doch dieser regt sich kaum und raunzt.

Da endlich, als, zu heiß bedrängt,
sein linker Fuß nun Feuer fängt,
erwacht er aus der Lethargie,
zumal die Katze schreit wie nie.
Flugs springt er auf,erkennt, dass Feuer
schon speit die Flammen ungeheuer.

Zum Glück sind eine Brandschutzdecke,
ein Feuerlöscher in der Ecke,
womit den Brand er schließlich hemmt,
bis ganz das Feuer eingedämmt.
Die Katze sitzt jetzt still am Fenster
und scheut des Rauches Rest-Gespenster.

Verrußt das Zimmer, schwarz der Tisch,
was kürzlich noch roch waldesfrisch,
das müffelt nun verkohlt, verbrannt,
Paul Ernst, der jetzt klar bei Verstand,
räumt auf und wirft den Asche-Dreck
schnell auf den Müll, damit er weg.

Dann streichelt er die Katze, blass
vom Schreck gezeichnet, weiß wohl, dass
sie ihn, den Leichtsinn so geplättet,
durch ihre Wachsamkeit gerettet.
“ Ja“,sagt er sich,“ so manches Tier
erweist sich schlauer oft als wir.“

© Ingrid Herta Drewing,2015

Am Warmen Damm

Ein milder Frühherbst-Tag, am Teich
versammelt sich die Nilgans-Schar.
Auch Enten lockt das Wasserreich,
das immer schon ihr eigen war.

Hier wird oft Futter angeboten,
das zieht auch Tauben magisch an,
und Krähen scheinen auszuloten,
wie man sein Teil sich holen kann.

Meist‘ scheint die Nilgans zu obsiegen,
nur mühsam sich das Teichhuhn nährt.
Wie soll es auch sein Scherflein kriegen,
wenn’s ihm der große Vogel wehrt!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Eichhörnchen

Eichkätzchen springt von Busch zu Baum,
vertieft ins Sammeln, Suchen.
Der Wintervorrat wird im Raum
versteckt, auch unter Buchen.

Die Nüsse werden wohl verwahrt,
damit im kalten Winter
es leben kann auf seine Art,
ernähren später Kinder.

Und bleiben Nüsse unentdeckt,
weil es sie hat vergessen,
sich dort ein grüner Keimling reckt,
dem Frühling angemessen.

Das Eichhörnchen so Bäume pflanzt;
es macht dies’ unbewusst.
Jedoch sein Nachwuchs darauf tanzt
dann später voller Lust.

© Ingrid Herta Drewing

Land-und Waldflucht

Jetzt ist die Zeit der Elstern und der Krähen;
sie suchen für die kalte Zeit Quartier
und finden es am Rand der Stadt; die Nähe
der Menschen bürgt mit Müll für Futter hier.

Wo auf den Feldern früher goldne Garben
den Vögeln manches Korn bereitgestellt,
da heißt es heute meistens für sie, darben,
denn dort wächst Raps, für Ökosprit bestellt.

Sie finden statt des Stoppelfeldes Hasen,
die sich vor Bauchweh krümmen, falsche Kost,
die sie mitsamt den Pestiziden fraßen.
Wer fürchtet sich da noch vor Winters Frost!

Auch Wildschweinhorden aus dem nahen Wald,
wo man die Eichenbäume dezimiert’,
sie wühlen in der Vorstadt ohne Halt
die Gärten durch; nach Futter wird gespürt.

Es spielt der Marder gerne mit Mechanik;
und parkt ein Auto, es ihm schon gehört.
Der Fahrzeughalter schimpft, gerät in Panik,
das Kabelwerk des Wagens ist zerstört.

So haben auch noch viele andre Tiere
die Stadt als neuen Lebensraum entdeckt.
Wenn sie den ihren an den Mensch verlieren,
dann nehmen sie sich seinen, aufgeschreckt.

© Ingrid Herta Drewing

Beschaulicher Wintertag

Als habe sie der Nebel hingehaucht,
erscheinen Bäume schemenhaft im Schnee
Dort, wo die Enten unlängst noch getaucht,
da ruht erstarrt, verschlafen nun der See.

Ich drehe hier versonnen meine Runde.
Schnee rieselt sanft und hüllt mich zärtlich ein.
Am Vogelhäuschen zwitschern frohe Kunden.
Ihr Liebreiz lädt mich zum Verweilen ein.

Das sind des Winters Seiten, die ich mag,
wenn alles ist zur Einkehr still bereit;
auch wenn ein blauer Himmel schirmt den Tag,
und Sonne strahlend krönt die Jahreszeit.

Erscheint mir doch jetzt friedlich die Natur
und als Geschenk des Lebens helle Spur.

Ingrid Herta Drewing

Hundefreuden

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Flipp und Flapp, zwei kleine Hunde,

gehen Gassi, auf und ab,

schnüffeln munter in der Runde

alle Bäume gründlich ab.

Flipp ist schneller im Markieren.

Flapp bellt lauter als der Flipp,

und ihr Herrchen schikanieren

sie recht gern auf ihrem Trip.

Ziehen zottelnd an der Leine,

kreuz und quer im Straßenlauf,

wickeln sie um seine Beine,

Herrchen, Achtung, pass doch auf!

Doch der ist noch reichlich müde,

war es spät doch gestern Nacht.

Schwupp, da springt zur Seit’ der Rüde,

Stolperstein, schon hat’s gekracht.

Auf der schneebedeckten Straße,

an der Leine ausgerutscht,

liegt das Herrchen auf der Nase.

„Flipp“, sagt Flapp,“ das hat geflutscht!“

Um das Herrchen zu versöhnen,

wird die Zeitung apportiert.

Flapp schaut treu, Flipp fiebst in Tönen,

Nachbar Hans ist indigniert.

Schimpft:“Herr Schnauz, das sag’ ich Ihnen,

diese Zeitung gehört mir,

Ihre Hunde holen Ihnen

stets das Blatt von meiner Tür!“

Herrchen, kleinlaut, schaut betreten,

bittet höflich um Pardon.

Hundehalter, nun in Nöten,

geht mit Flipp und Flapp davon.

Ingrid Herta Drewing

Katz und Maus

Dem Mäuschen war ein Coup gelungen,

war’s doch dem Kater Schnurr entsprungen,

bevor er es mit scharfer Tatze

gekrallt fürs Bio-Mahl der Katze.


Als Held fühlt sich das kleine Wesen,

denkt bald, so schlimm sei’s nicht gewesen

und überlegt voll Übermut,

wie’s foppen könnt’ den Kater gut.


Da Schnurr am Tische liegend ruht,

schiebt doch der kleine Tunichtgut

ein Teelicht ihm zur Schnauze ran,

zündet daran den Schnurrbart an.


Der Kater, der den Rauch erschnüffelt,

fühlt, dass er selbst so brandig müffelt,

stürzt in den Goldfischteich hinein,

löscht so das Feuer schnell allein.


Kaum ist er aus dem Teich entstiegen,

sieht Frauchen Fische tot dort liegen

und ruft erbost:“ Na, warte nur,

du Kater, das ist deine Spur!“


Die Maus das schadenfroh belacht,

dem Schnurr noch heimlich Fratzen macht.

Das bringt den Kater recht in Rage,

er folgt der Maus bis zur Stellage,

wo Frauchens Gläser aufgereiht,

damit zur Party sie bereit.


Und Schnurr, in seinem Zorn gefangen,

um an das Mäuschen zu gelangen,

springt aufs Regal mit einem Satz

und wirft die Gläser so vom Platz.


Das führt zu Scherben nach dem Klirren;

jetzt lässt sich Frauchen nicht beirren.

Zur Strafe muss der Kater nun

gefangen in der Kammer ruh’n,

in der nur Schrubber, Lappen, Besen

und Putzzeug, das nicht auserlesen

im Dunkeln weggeschlossen werden,

weil sonst ihr Anblick stört auf Erden.


Die Zeit will langsam nur verstreichen.

Zwei Stunden braucht’s ,um zu erreichen,

dass , nach elendem Miauen,

Frauchen kommt, um nachzuschauen.


Den Kater kümmert dieser Graus,

doch endlich lässt ihn Frauchen raus,

ermahnt ihn, fortan brav zu sein

und nennt ihn wieder Schnurrilein.


So kann es dir im Leben gehen,

Menschen glauben, was sie sehen.

Darum, bevor du Mausen gehst,

bedenk, ob du es auch verstehst!


Ingrid H. Drewing