Archive for the Category Dichter

 
 

Der leere Stuhl

Und IHR Verstummen
wollen die Kerkermeister,
fesseln und foltern.

Doch IHRE WORTE
haben Flügel und finden
die Weite der Welt.

© Ingrid Herta Drewing

Kunst posthum

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben,
denn es kann doch noch Etliches geschehen.
Der Künstler sei nicht auf den Schild gehoben,
solang er lebt, mag man sein Werk kaum sehen.

Jedoch, wenn er gegangen, still verblichen,
nimmt man ’s geschäftig wahr, weil es nun rar,
Millionen auf Auktionen eingestrichen,
rühmt man den Maler, der nur Armut sah.

Das Werk von Dichtern sowie Komponisten,
von denen man zur Lebzeit nichts gehört,
preist man dereinst als goldnen Fund aus Kisten,
und ein Genie entdeckt man, heiß begehrt.

Vergänglich Farben, Worte, schöne Klänge
wie alles, was sich hier ins Leben schwingt,
und dennoch führen sie aus grauer Enge,
weil so der Seele Licht ins Dunkel dringt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Atmen

O m,
D ichten
E rquickt
M ich.

© Text und Foto: Ingrid Herta Drewing

WILHELM BUSCH

„Wer in Dorf oder Stadt“
Wilhelm Busch gelesen hat,
schon als Kind, und das mit Freuden,
mag auch seine Bilder leiden.

Liebt die Max und Moritz Fratzen,
die, vom Ulk ganz hingerissen,
dort auf Onkels Bett-Matratzen
Käfer setzen in die Kissen.

Maikäfer, die kritze, kratze
krabbeln nachts von ihrem Platze,
kommen kitzelnd also dann
dort auf Fritzens Nase an.

Weise Wilhelm Busch beglückt,
mit Humor und Witz bestückt
zeigt er zeichnend unverhohlen
hier der Menschen Kapriolen.

Er enthüllt manch Frömmelei,
zeigt Unheiliges dabei,
Heuchelei, den Schirm als Waffe,
Mensch als aufgemotzter Affe.

Aber auch mit leisen Tönen
mag der Dichter uns versöhnen.
Wenn ’s um seine Dichtkunst geht,
wirkt der Balduin verdreht.

Ehejoch, Familienleben,
Existenznot hemmen’s Streben
nach des Musensohnes Kunst.
Tragisch wird sein Werk verhunzt.

Auf den BUSCH kann man nicht kloppen,
seine Kunst ist kaum zu toppen.

© Ingrid Herta Drewing