Archive for Mai 2017

 
 

Sommerlich

Der Sonne Spiel glänzt zart schon früh am Morgen,
und Mauersegler schweben hoch im Blau.
Es scheint, als schliefen alle trüben Sorgen.
Noch mag die Nacht dem Tag die Kühle borgen,
bevor ein heißes Gleißen wird zur Schau.

Vorbei scheint wohl des Frühlings Blütenmilde.
Es tanzt der Mai im hellen Sommerkleid.
Das pralle Leben lockt hier im Gefilde
und Klatschmohn leuchtet rot im Wiesenbilde,
ein lodernd Feuer vor Johanniszeit.

Nun schätzt du auch der grünen Bäume Schatten,
die Bank im Park, sie lädt zur Ruhe ein.
Ein Innehalten mag Natur gestatten;
die Mittagspause gönnt dir dies Ermatten
und stärkt dich, wieder auf dem Damm zu sein.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Heißer Frühling

Als wolle uns der Frühling nun entgleiten,
hat hitzig sich schon Sommer eingestellt.
Es mischen sich so wirr die Jahreszeiten,
befremdlich hier in unsrer kleinen Welt.

Der Klimawandel zeigt sich unbestritten,
und Permafrost gar in den Alpen taut.
Auch dort,wo sonst ins Tal die Gletscher glitten,
hat Trockenheit Geröllhalden gebaut.

Die Wissenschaftler seit Jahrzehnten warnen
davor, was falsches Handeln richtet an,
doch lässt der Mensch im Alltag sich umgarnen
von dem, was ihm Bequemes schaffen kann.

Da braucht es Weitblick, einen starken Willen,
dass wir das, was uns droht, noch halten auf.
Natur kann ohne uns sich neu erfüllen,
nimmt fühllos unsren Untergang in Kauf.

Es wäre an der Zeit, jetzt aufzuwachen,
zu lösen sich von jenem Wachtumswahn,
der, Ausbeutung und Gier in seinem Rachen,
uns wirft heraus aus unsres Lebens Bahn!

© Ingrid Herta Drewing,2017

Frühling in Wiesbaden

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Ich mag die Tage, wenn in klarem Blau
am Himmel Wolken weiß wie Watte schweben,
der Frühling lässt ergrünen Tal und Au
und frische Lüfte, auch im Südwind lau,
die Blüten streifen, uns mit Duft beleben.

Ich freue mich, wenn früh schon Vögel singen,
ihr frohes Lied von allen Dächern schallt,
der Sonne Strahlen in die Gassen dringen,
die kleine Stadt erwacht, sich einzubringen
und sich geschäftig‘ Leben regt schon bald.

Ich lieb‘ das leichte Leben hier im Maien,
wenn unsre Stadt in Festspielstimmung glänzt,
sich aus dem Alltagskleid weiß zu befreien,
Musik aus aller Welt darf Ruhm verleihen,
im Opernhaus die Werke schön kredenzt.

Obwohl zu jeder Jahreszeit so traut,
trägt jetzt die Stadt dies Lächeln im Gesicht,
wenn sie im Lenz ergrünend, blühend schaut
auf das, was Historismus schön erbaut,
sich ins moderne Leben, Bild einflicht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Am Warmen Damm

Tiger im Baum

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Es saß in unsrem Buchenbaum
goldschwarz gestreift ein Tiger.
Wie er dort hinkam, weiß man kaum,
war’s doch für ihn ein fremder Raum,
zumal er auch kein Flieger.

Der Kauz, aus seinem Schlaf geschreckt,
erwachte in der Höhle,
sah, wie die Katze Zähne bleckt‘,
sich auf dem Aste dehnte,streckt‘,
verkniff sich das Genöle.

Das Eichhörnchen jedoch, verdutzt,
vergaß vor Schreck zu springen.
Zum Glück hat Tiger nur gestutzt,
was sich Rotbraunes da so putzt‘,
ihm eine Nuss wollt‘ bringen.

Dazu gesellte sich ein Specht,
der hämmerte sehr munter.
Das war dem Tiger nun nicht recht,
ihm wird vom Lärmen immer schlecht,
drum sprang er flugs hinunter.

Wohin er danach ging alsbald,
das kann ich nicht berichten.
Vielleicht machte am Rhein er Halt,
fuhr mit dem Schiff zum schwarzen Wald
und träumt dort zwischen Fichten.

Ingrid Herta Drewing,2017

Reim dich oder ich fress dich!

(Zum sogenannten „Vatertag“)

„Es bedarf wohl kaum der Worte,
wenn ich köstlich süß vor Orte
mich hier präsentier!“,
meinte progressiv die Torte,
stand gelassen an der Pforte
und trank ein Glas Bier.

„Off e Wörtsche,
liebes Törtsche,
komm mal her zu mir!
Mach doch uff ganz schnell dess Pförtsche,
oder gibbt’s vielleicht im Örtsche
irgendwo noch Bier!“

„Lass dies hessische Gesülze,
lösch den Durst mit fremdem Pilse,
meines geb ich nicht.
Frag im Dorf doch Gastwirts Ilse,
wenn du Glück hast, ja dann will se
dir eins zapfen, dass es zischt.“

© Ingrid Herta Drewing,2017

Trump-Tour

Zuhaus‘ die Innenpolitik
macht Donald Trump wohl sehr zu schaffen.
Es hagelt heftig nun Kritik
und zeigt ihn dort als Lügen-Laffen.
Drum wendet sich Herr Trump mit Grausen
mit Air Force One nun flott nach außen.

Muslimen, jüngst von ihm bedroht
als Abschaum, üble Terroristen,
galt doch sein Einreiseverbot
Islam-Staaten auf seinen Listen.
Doch bei den Saudis in der Runde
zeigt Donald sich in neuem Bunde.

Um dort zu machen seinen Deal –
geb‘ Rüstungsgut, streich ein Millionen-
da kümmerte es ihn nicht viel,
ob man das Menschenrecht wird schonen.
Als böse stehen auf dem Plan
nur Islamisten und Iran.

Und dann dies Bild, ein neuer Schauer!
Der Schein straft jede Ehrfurcht Lügen;
Jerusalem, die Klagemauer
lässt ihn andächtig sich hier fügen.
Es sei privat – für’s Protokoll-
doch medienwirksam Zoll für Zoll.

Schon manche an Impeachment denken,
wenn er vom Ausland ist zurück.
Doch wird er seine Fans beschenken,
postfaktisch wirken Stück für Stück.
Republikaner schätzen Pfründen
werden ihm kaum Entlassung künden.

Ach hätten sie statt Donald Trump
gewählt wohl jenen Mann, den schlichten,
den seinerzeit als Forest Gump
man ließ in Eigenart belichten.
Was war der doch so lieb, bescheiden,
auch müsst‘ man nicht postfaktisch leiden!

© Ingrid Herta Drewing

Traumgeburt

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Es murrt der Körper, schmerzt in den Gelenken.
Jedoch die Seele singt und macht sich frei,
zerstreut des Alters zahlreiche Bedenken,
erschaut das Schöne, das der Lenz mag schenken,
vergisst das Weh ein Weilchen nun im Mai.

Jetzt wachsen den Gedanken helle Flügel;
weit tragen sie hinaus aus dunkler Welt,
wo Terror, Todes Wahn trifft Tal und Hügel.
Der gute Geist der Phantasie schenkt Zügel,
und Pegasos mit Sternen Zwiesprach hält.

Da träumst du von der Menschheit großem Frieden,
wie sie vereint im Garten der Natur
für aller Wohl einst wirken wird hienieden.
Von Neid und Hass befreit, wär ihr beschieden
zu leben frei auf Paradieses Spur.

Du hoffst, es würden wahr die Visionen,
auch wenn die Wirklichkeit dagegen spricht,
sieht Seifenblasen, bunte Illusionen,
ein trügend Schillern, das uns seit Äonen
hier weiter trägt in vager Zuversicht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Glockenblume

G lockenblümchen, meine Freude,
L ieblich leuchtest du, so zart.
O hne Fehl, als Augenweide
C hangierst in Blau du, ganz apart.
K önigskind der Blumenwiese,
E lfengleich der Blüte Hauch,
N och der Mond, so glaub’ ich, hieße
B lühen dich und glänzen auch.
L eise klingt dein Glockenlied
U nd lässt selbst den Frühling träumen.
M it ihm taucht auch mein Gemüt
E in in zärtlich sanfte Räume.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

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Schmetterlingsbesuch auf dem Balkon

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Als ich so saß, beschaulich las,
umhüllt von Blütendüften,
besuchte mich ein fremder Gast,
zart fliegend in den Lüften.

Er glich fast einem Kolibri,
doch war’s ein Taubenschwänzchen.
Lavendelblüten hielten hie
den Nektar für sein Ränzchen.

Von Kelch zu Kelch der Schwärmer zog,
flugs schwirrend sich dort labend.
Mit seinem langen Rüssel sog
er ein die süßen Gaben.

Er, der im Süden sonst zu Haus,
scheint heimisch hier geworden.
Die Erderwärmung nutzt er aus,
besucht nun auch den Norden.

© Text : Ingrid Herta Drewing
© Foto : Pixabay

Mauersegler

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Sie sind zurück, hoch in den Lüften schweben
und segeln sie im hellen Sonnenlicht.
Frühsommers Boten, Mauersegler, weben
am Himmel Leichtigkeit mir in die Sicht.

So auch am Abend, wenn sie schwirren, jagen
in Häuserschluchten auf Insektenfang,
vermag die Schar mir pfeifend noch zu sagen,
dass nun des Lebens Tage leuchten lang.

© Ingrid Herta Drewing,2017