Der schwarze Ritter und andere Erzählgedichte

DER SCHWARZE RITTER und andere ERZÄHLGEDICHTE
ist ein poetisches Kaleidoskop, das auf ernste, aber auch humorvolle Weise Probleme des menschlichen Lebens aufzeigt.
In Fabeln und Parabeln, aber auch in Balladen und anderen Erzählgedichten werden sowohl Erfahrungen der Gegenwart als auch Fragen, die die Zukunft des Menschen betreffen, beleuchtet
Versmaß und Reim bestimmen die Form.Sowohl neue als auch tradierte sprachliche Bilder, die das menschliche Verhalten widerspiegeln, dienen gesellschaftskritisch der Demaskierung. Komik, wie wir sie im Alltag häufig erleben, wird dabei nicht ausgespart.
Ingmar Drewings Illustrationen, aber auch kleine Zeichnungen und Fotos der Autorin, unterstützen die Aussagen und lockern auf.
Das Buch ist nicht nur kurzweiliger Lesestoff, sondern regt auch zum Nachdenken an.

Heute veröffentlicht

ISBN 9783758474293 / Taschenbuch, 200 Seiten, 10.99€

Anthropozän (II)

Der Sonne heiße Hände nun ergreifen
das Land und tilgen dort, was jüngst noch grün,
lebendig wollte sanft hier blühen, reifen,
bevor die Kraniche nach Süden zieh’n.

Kein Regen fällt, die Pflanzen fast verdorren;
in Bränden sterben Wälder weit und breit,
und dennoch meinen Menschen, recht verworren,
solch Wetter sei kein Zeichen unsrer Zeit.

Obwohl seit langem Wissenschaftler mahnen,
dass so der Klimawandel wird entfacht,
hisst man mit CO2 die falschen Fahnen,
anstatt zu handeln, nachhaltig, bedacht.

Im Wachstumswahn Bequemlichkeit zu pflegen,
dazu sind viel zu viele noch bestrebt;
im Ego-Trip versäumen sie zu hegen
die Erde, dass des Kindes Kind auch lebt.

Kein Tier vermag es, seine Art zu richten.
Der Mensch, dem einst Erkenntnis Glück verhieß,
ist hochmütig dabei, hier zu vernichten
das Wunder Leben, irdisch‘ Paradies!

© Text: Ingrid Herta Drewing, 2022
Foto : Pixabay

Winterfern

Heut schenkt die Sonne weite Sicht,
lässt hell den Tag beginnen,
der nun in ihrem goldnen Licht
der Stadt den neuen Glanz verspricht,
die Nebeln darf entrinnen.

Mich lockt zum Park der Wiesen Grün,
des Schwarzbachs muntres Rauschen.
Die Weiden wie im Frühling blüh’n,
am Himmel Glückes Vögel zieh’n,
die ihr Quartier schon tauschen.

Bei ihrem Zug zum Winterhort
die Kraniche kurz bleiben,
wo in der Wetterau vor Ort
sie sammeln sich, nur fliegen fort,
sollt‘ Frost sie dort vertreiben.

Doch noch zeigt Winter nicht die Spur,
kein Frost, kein Schnee-Verwehen.
Vorfrühling dreht schon an der Uhr;
ein Weckruf scheint’s für die Natur,
und Gänseblümchen stehen.

© Foto und Text: Ingrid Herta Drewing

Verregneter Urlaub 2021

Noch spät am Morgen grau in grau, kein Tagen,
doch Regenschauer stetig, wie bestellt.
Die Pflanzen grünen üppig, ein Behagen
wird kurz dem Blick gewährt, obwohl mein Klagen
besagt, dass solcher Urlaub mir missfällt.

Als müsse dieser Sommer etwas sühnen,
die Hitze, Dürre auch im letzten Jahr,
spielt er sein Regenstück auf unsren Bühnen,
spart nicht mit Überflutung, Stürmen kühnen,
Gewitter blitzen im Medusen-Haar.

Da zeigt der Klimawandel das Verschulden,
auch jenes Hitzehoch in Kanada.
Nicht länger dürfen wir den Wahn hier dulden,
dies Treibhaus-CO2 zu mehren, Gulden
ersetzen nicht das Leben, das uns nah‘!

© Bild u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wetter im Februar

Die Sonne lässt sich hier nur ahnen,
zu dicht der graue Wolkenschmand.
Des Regens kalte, nasse Fahnen
nun klatschen eisig an die Wand.

Was unlängst weiß erstrahlt im Schnee,
lehrt erdenbraun jetzt den Verzicht,
obwohl in frühem Frühlingsweh
schon hier und da ein Knospen spricht.

Des Winters Wetterkapriolen
mal froststarr, trocken, dann nass, mild,
sie stehlen uns hier unverhohlen
das alte Jahreszeitenbild.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Zeitreise

Zeitreisen sind, das stellt‘ man fest,
doch überaus gefährlich.
Wenn man sich darauf mal einlässt,
wird vieles unentbehrlich.

Denn manches wird so sehr vermisst,
weil man daran gewöhnt,
dass die Natur uns Labsal ist,
uns hier den Tag verschönt.

Der Wünsche drei, gewährt im Traum
von einer guten Fee,
die wurden wahr, sie glaubt es kaum,
fand wieder sich am See.

Die Schotten sprechen ja von Loch,
dort sollte Nessi sein.
Ein Saurier aus dem Wasser kroch,
und sie war ganz allein.

Das riesengroße, wilde Tier,
viel höher als ein Haus,
stand tatsächlich ganz nah vor ihr,
da nahm sie schnell Reißaus .

Sie rief die Fee und wünscht‘ sich weg,
sagt‘: „ Bitte, hol mich raus!
Bring mich zurück zum Heimatfleck,
2090 steig ich aus!“

Das war wohl mit Bedacht gewählt,
denn im realen Leben
war’n ihre Tage schon gezählt,
sie würd ’s da nicht mehr geben.

Sie fand sich im Museum wieder,
sah Schüler vor Vitrinen,
in welchen man Modelle sah
von Bäumen Sonn‘ beschienen.

Sie fragten, was das Grüne sei,
das hinterm Glas zu sehen.
Ihr Lehrer, der dort stand dabei,
gab ihnen zu verstehen:

„ Das nennt man Wald“, erklärte er,
„den hat es früher mal gegeben,
bevor der Klimawandel sehr
veränderte hier alles Leben.

Man wohnte damals nicht wie heut
in Höhlen tief verborgen.
Das Sonnenlicht ward nicht gescheut;
es gab kaum Hitze-Sorgen.

Mein Großvater hat mir erzählt,
wie er als Kind dort spielte,
die hohen Bäume ausgewählt,
sich wohl im Schatten fühlte.

Die Luft sei dort so mild und rein
und wohltuend gewesen,
man konnte dort so glücklich sein,
von Sorgen, Gram genesen.“

„Warum gibt es den Wald nicht mehr,
wer hat ihn denn zerstört?“
fragte ein Schüler, atmend schwer,
es schien, er war empört.

„Die Menschen haben das getan,
zu sorglos war ihr Ruh’n,
obwohl sie Wälder brennen sah’n,
war nachlässig ihr Tun.

Die Temp’ratur stieg weltweit an,
die Trockenheit nahm zu,
Unwetter traten auf den Plan,
das Klima kippt‘ im Nu.“

„Ist das der Grund, warum wir nun
in tiefen Höhlen leben?
Kann man denn wirklich gar nichts tun,
den Wald zurückzugeben?“

Sie sah den Lehrer ratlos dort,
drum bat sie schnell die Fee,
dass sie sie bringe heim sofort,
zu ihrer Zeit sie steh‘.

Sie traf dort froh auf Wald und Feld
und war sich sehr bewusst,
jetzt konnt‘ man retten noch die Welt,
verhindern den Verlust.

Sie könnte sich zusammentun
mit Menschen gleich gesinnt,
kein Klimamuffel sollte ruh’n,
sich ändern ganz geschwind.

Damit auch noch in ferner Zeit
es Wälder, Pflanzen, Tiere gebe,
und die Natur noch halt‘ bereit
den Menschen hier ein gutes Leben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Loki in Midgard

Als treibe Loki hier in Yggdrasil
noch immerzu sein listig‘ Täuschungs-Spiel
wie einstmals, als er Hödur, einen Blinden,
heimtückisch tat in einen Mord einbinden,
ihm einen Mistelpfeil als Waffe übergab,
wodurch der Bruder, Lichtgott Balder, starb.
Jetzt, scheint es, Midgard wird zu Lokis Ziel.

Da lenkt er Menschen, die, wie er verschlagen,
sich an das irdisch Schöne, Gute wagen,
den Lebenraum, Tier, Pflanze wüst zerstören,
als würd‘ ihnen die ganze Welt gehören.
Sie scheuen Klima-Tod nicht, Welten-Brand,
vertreiben Mensch und Tier von ihrem Land.
Die Wälder brennen, Ruß verhindert’s Tagen.

Auch Lokis Tochter, Totengöttin Hel,
und Fenriswolf, sein Sohn, sind hier recht schnell.
Sie warten wohl mit ihm auf Midgards Ende.
Doch Nornen dort am Urd-Quell sind behände
dabei, das Werden weiterhin zu wahren,
auf dass auch noch in vielen tausend Jahren
in Yggdrasil das Leben sei zur Stell.

© Ingrid Herta Drewing,30.08.19

Morgenappell

Ein goldner Sommermorgen,
der in mein Fenster schaut,
weckt mich, die noch geborgen
hier ruht in Träumen traut.

Sagt: „ Los, beweg die Glieder,
spazier‘ in Wald und Feld,
ein heller Tag wird wieder
geschenkt der kleinen Welt.!

Noch darfst du sie erleben
die Schönheit der Natur,
bevor ein ungut Streben
zerstört die grüne Spur!

Die Regenwälder brennen,
der Permafrost, er taut;
das Klima, das wir kennen,
wird schädlich umgebaut.

Zu lange heiß und trocken
wurd ’s auch in unserm Land,
dieweil Hochwasser-Schocken
und Sturm die andern fand.

Da musst du überlegen,
wie du als „kleiner Wicht“
kannst helfen, das zu hegen,
was Leben hier verspricht.

Damit auch Kindeskindern
die Erde Heimat sei,
gilt ’s jetzt noch, zu verhindern
dies schadend‘ Einerlei!“

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,26.08.19

Seltsames

Die Kehrmaschine am Morgen

Laut ratscht durch unsre Straßen
so ’ne Maschin‘, sie kehrt
ganz eifrig über Maßen
den Dreck weg, unbeschwert.

Doch parken auch zwei Reihen
von Autos, dicht am Rand,
die dort dann flugs verleihen
Versteck dem Staub und Tand.

Plastik-Verpackungen

In manchen Läden, seh ich’s, stutz,
da liegt in dünnen Plastikhüllen
so manche Frucht verpackt , ein Schutz,
den ihre Schalen schon erfüllen.

Auf dass es sei auch recht bequem,
reicht man in Plastik-Klarsicht Stücke
an Obst, zerkleinert, angenehm.
Da fand wohl wer im Markt die Lücke.

Ignoranz

Schreck Schlau, der fuhr nach Lima,
ins Andenland Peru,
fand angenehm das Klima
und schloss daraus im Nu:

Das Wort vom Klimawandel
sei gar nicht angebracht,
das hätten sich als Handel
die Grünen ausgedacht.

© Ingrid Herta Drewing, 20.05.19

Appell zur Umkehr und Kommentar

Da lebst du, Mensch, auf dieser schönen Erde,
die dich ernährt, dir Lebensraum gewährt,
und führst dich auf gar furchtbar, eine Herde
von wilden Stieren rast nicht so gestört.

Vergiftest Böden, Flüsse; auch dein Leben
bedrohst du, wenn du achtlos beutest aus,
anstatt zu wahren, pflegen, was gegeben,
das Fundament, auf welchem steht dein Haus.

Vernichtest deine Art, scheinst nichts zu spüren.
Die Tiere, Pflanzen hast du dezimiert.
Wo die Natur noch grünt, wird Asphaltieren,
Zersiedeln gnadenlos doch durchgeführt.

Und alles nur, weil du in deiner Gier
wie toll, so maßlos lebst auf dem Planeten,
der doch im All als zarte, blaue Zier
einmalig, unersetzbar, klar sei’s jedem!

Wach endlich auf aus deinem Wachstumswahn!
Lass die Vernunft anstatt der Triebe walten;
nachhaltig kultivieren, wähl die Bahn,
die hier das Leben dauerhaft kann halten!

Gewiss solch klagender Appell,
in den ich mich beziehe ein,
bewegt zum Bessern nichts so schnell.

Vielleicht mag’s dennoch Anstoß sein,
dass wir als Menschen hier auf Erden
bedenken, was wir ändern werden,
weil wir, ob Mann, Frau oder Kind
doch darauf angewiesen sind,
dass es noch zukünftig kann geben
auf dieser Welt für uns ein Leben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing